Mühlen, Industriegüter, Wasserräder und Wehre – der Mensch hat sich den Fluss nutzbar gemacht. Die so gezähmte Pegnitz rächte sich früher mit zerstörerischen Hochwassern. Heute steht vor allem die Wassergüte im Fokus.
Die Nägeleinsmühle in der Altstadt.
Wirtschaftsader
Für die Stadt hatte die Pegnitz über viele Jahrhunderte vor allem eine wirtschaftliche Bedeutung. Sie trieb unzählige Mühlen und Wasserräder an. Neben Getreidemühlen waren vor allem Papiermühlen und solche zur Herstellung von Metall-, Textil- und Lederwaren in Betrieb. Als Ortsbezeichnungen sind manche noch im Gedächtnis, etwa die Hadermühle oder die Groß- und Kleinweidenmühle.
Das frühere Industriegut Hammer.
Von der Mühle zum Industriegut
Ein frühes Zeugnis der industriellen Produktion steht ganz im Osten des Stadtgebiets. Im Industriegut Hammer im heutigen Stadtteil Laufamholz, ursprünglich hervorgegangen aus einer Mühle aus dem 14. Jahrhundert, entstand bis ins 20. Jahrhundert mit Hilfe der Wasserkraft Messingblech. Das Gut, das mit Herrenhaus, Gasthaus und Wohnhäusern eine kleine Siedlung bildete, wurde im August 1943 bei einem Luftangriff teilweise zerstört. Seit 1977 stehen die erhalten gebliebenen Gebäude unter Denkmalschutz und sind beliebtes Ziel für Ausflügler. Die N-Ergie, der das Areal in einem Wasserschutzgebiet heute gehört, erzeugt im dortigen Flusskraftwerk etwa 1,23 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr.
Wasserschöpfrad an der Satzinger Mühle.
Von der Mühle zur Gastronomie
Ebenfalls im Osten, im Stadtteil Mögeldorf, war bis 1972 als letzte ihrer Art die Satzinger Mühle abwechselnd als Getreide-, Papier- und Walkmühle in Betrieb, zuletzt mit Turbinen statt mit Wasserkraft angetrieben. Die im Zweiten Weltkrieg stark beschädigten Gebäude waren später wieder aufgebaut worden. Heute ist die Satzinger Mühle vor allem wegen ihrer gastronomischen Nutzung bekannt. Ein Wasserschöpfrad, das die Stadt 1984 hier aufbauen ließ, erinnert an die lange frühere Nutzung.
Das Hochwasser im Februar 1909 überflutete auch den Hauptmarkt.
Hochwasser
So gezähmt, wie die Pegnitz ihren Lauf durch Nürnberg nimmt, ist heute kaum mehr vorstellbar, dass ihre Hochwasser immer wieder Zerstörung über die Stadt brachten. Alleine zwölf katastrophale Hochwasserereignisse listet die Stadtchronik seit 1342 auf. Dazu viele große und mittlere Hochwasser. Dauerregen und Schneeschmelze waren zumeist die Ursache, so auch der Flutwelle, die im Februar 1909 durch das Pegnitztal und über die Altstadt rollte. Der gefrorene Boden hatte bei einsetzendem Regen- und Tauwetter die Wassermassen nicht aufnehmen können. Bilder vom überschwemmten Hauptmarkt und von Altstadtgassen, die ausschließlich mit dem Boot zu erreichen waren, wurden in den Folgejahren beliebte Postkartenmotive.
Durch die Hochwasserschutzmaßnahmen, die die Stadt Nürnberg nach dem Zweiten Weltkrieg ergriff, mit einem vertieften und von Mauern eingefassten Flussbett in der Altstadt haben weitere solch katastrophale Ereignisse verhindert.
Das Nägeleinswehr ist eine der vier großen Wehranlagen.
Wehre
Einst feuchtes Sumpfgebiet, heute der zentrale Platz Nürnbergs: Der Hauptmarkt und die Gebäude um ihn herum stehen ähnlich wie in Venedig auf Holzpfählen. Trockenheit ist deren größter Feind und lässt sie verrotten. Früher regulierte ein ausgeklügeltes System von Wehren und mehr als 100 Wasserrädern, die sich in Nürnberg entlang der Pegnitz drehten, den Wasserstand. „Nach dem Krieg mussten die alten Grundwasserverhältnisse wiederhergestellt werden“, berichtet Armin Müller, der beim Servicebetrieb Öffentlicher Raum für die modernen Wehranlagen zuständig ist. Diese entstanden in 1960er und 1970er Jahren im Zuge des Hochwasserschutzes. Die vier Anlagen – Wöhrder Wehr, Katharinen- und Bauriedelwehr an der Insel Schütt, Nägeleinswehr und Großweidenmühlwehr – sind beweglich und selbststeuernd.
Die Messstelle überprüft das Pegnitzwasser rund um die Uhr.
Wassergüte
Wer im Pegnitztal West unter der Theodor-Heuss-Brücke hindurch spaziert, mag sich schon gefragt haben, was es mit der Vorrichtung auf sich hat, die an dieser Stelle in die Strömung ragt. Die Stadtentwässerung misst damit im Viertelstundentakt Temperatur, Sauerstoffgehalt, PH-Wert, Leitfähigkeit und Trübung sowie enthaltene Nährstoffe. „Vereinfacht gesagt kontrollieren wir die Auswirkungen der Kläranlage auf das Gewässer“, erklärt Rainer Kotschenreuther, bei der Stadtentwässerung und Umweltanalytik zuständig für die Fließgewässer-Messstationen.
Nürnberg Heute
Dieser Text ist ein Online-Extra zum Artikel „Angeln Sporteln, Chillen“, der in der Zeitschrift „Nürnberg Heute“ Nr. 102/2017 erschienen ist.