Ein Tag mit dem Bautechniker

Bautechniker Stefan Härtl von der Bauordnungsbehörde der Stadt Nürnberg mit einem Bauplan bei einer Baukontrolle im Künstlerhaus.

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Stefan Härtl von der Bauordnungsbehörde. Er weiß, wo er bei der Bauüberwachung genau hinschauen muss – egal ob bei Fliegenden Bauten oder Großprojekten.


Fliegende Bauten: Das klingt gefährlich nach schnell zusammengezimmerten Buden mit zweifelhafter Statik. Doch die nach Landesbauordnung „baulichen Anlagen, die geeignet und bestimmt sind, an wechselnden Orten aufgestellt und zerlegt zu werden“, unterliegen strengen Auflagen. Für deren Überprüfung ist Stefan Härtl von der Bauaufsicht in der Bauordnungsbehörde zuständig. Und so ist der 49-Jährige wie jedes Jahr im August unterwegs zur Insel Schütt, um die 13 Altstadtfesthütten in Augenschein zu nehmen.

Stefan Härtl und sein Vorgesetzter Udo Baumann kontrollieren in erster Linie den ordnungsgemäßen Aufbau. Dabei überprüfen sie auch, ob alle Notausgänge beschildert und vor allem frei zugänglich sind. In einer der temporären Gaststuben schauen sie kritisch. „Die Hütte ist bestimmt schon 30 Mal aufgebaut worden. Da muss man sehen, ob die Schrauben noch greifen“, sagt Stefan Härtl und rüttelt an einem massiven Querbalken. Ergebnis: Die Schrauben müssen nachgezogen werden. Der zuständige Wirt beauftragt gleich einen Handwerker. Bis zur Eröffnung des Altstadtfests soll hier schließlich alles verkehrssicher stehen.


Gute Vorbereitung – zügige Abnahme

Beim Nachbarwirt studieren sie das Prüfbuch. Das ursprünglich von einem Ingenieurbüro erstellte und dann von TÜV oder LGA geprüfte Dokument bildet zusammen mit dem Aufbauplan die Grundlage für die sichere Montage von Fliegenden Bauten wie Bühnen, großen Zelten oder Hütten. In diesem Fall wurde der Bau gegenüber der ursprünglichen Planung erweitert, was im Prüfbuch ordnungsgemäß vermerkt ist. Die Gebrauchsabnahme verläuft zügig, da Stefan Härtl schon in den frühen Morgenstunden im Büro alles vorbereitet hat. Nachdem er seine E-Mails und entgangene Telefonanrufe gecheckt hat, vertieft er sich in die Akten der Objekte, die er als nächstes unter die Lupe nimmt.

Die Prüfung der Altstadtfesthütten oder der Bühnen des Bardentreffens sind nur ein Teilbereich seines Aufgabengebiets. Härtl und seine vier Kollegen sind in erster Linie für die Bauüberwachung von Bauvorhaben zuständig, vom Einfamilienhaus bis zu Großbaustellen. Vor allem bei umfangreichen Projekten wie der Generalsanierung des Künstlerhauses ist gründliches Aktenstudium nötig. „Wir haben hier alleine einen Bescheid für den Umbau mit 29 Seiten, dazu kommen elf Seiten Tektur, in der alle im Laufe des Umbaus entstandenen Änderungen eingetragen sind, und 90 Seiten Brandschutzkonzept“, sagt Stefan Härtl, inzwischen zurück im Büro am Bauhof, und deutet auf einen großen Papierstapel. Zur besseren Übersicht hängt ein Plan des Künstlerhauses an der Wand hinter seinem Schreibtisch. Härtl nimmt ihn ab, faltet ihn zusammen und packt die Unterlagen ein.


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Bauzeichner, Maurer und Bautechniker

Bis ins Künstlerhaus ist es ein Katzensprung. Manche Gruppenräumlichkeiten sind schon in Betrieb, in anderen werkeln noch Bautrupps, bevor das Haus demnächst in den Vollbetrieb geht. Stefan Härtl schaut sich die Umsetzung des Brandschutzkonzepts an. Zugute kommt ihm sein beruflicher Werdegang. Nach einer Ausbildung zum Bauzeichner und einer Maurerlehre hat er sich als Bautechniker weitergebildet. Er kann daher nicht nur Pläne und Auflagen lesen, sondern weiß auch, wo er vor Ort genau hinschauen muss. Für die Bauordnungsbehörde tut er das seit 2012.

Liegen bei einem Bauherrn oder Handwerker wegen der strengen Auflagen einmal die Nerven blank, lässt sich Stefan Härtl nicht aus der Ruhe bringen. „Ich mache die Regeln nicht, ich bin dazu da, diese zu überwachen“, erklärt er, warum er sich auf keine hitzigen Diskussionen einlässt. Aber in der Regel sind die Gespräche auf den Baustellen konstruktiv und freundlich. „Wir sind immer lösungsorientiert“, sagt Härtl.

Bei der Baukontrolle im Künstlerhaus gibt es aus baurechtlicher Sicht aktuell nichts zu beanstanden. Eine sonderangefertigte bogenförmige Brandschutztür im Eingangsbereich, die eine Zustimmung im Einzelfall durch das zuständige Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr in München bekommen hat, zeigt an der richtigen Stelle die entsprechende Plakette. Die Fluchtwegbeschilderungen sind schon teilweise angebracht. Beleuchtete Schilder zeigen auch im Dunkeln den Verlauf der Rettungswege bis ins Freie. Fenster, die sich im Ernstfall als sogenannter Rauch-Wärme-Abzug automatisch öffnen, sind eingebaut. In einem Raum dienen die Fenster als Notausstieg. Hier muss noch eine Ausstiegshilfe angebracht werden. „Die Unterlagen muss man verinnerlicht haben“, sagt er auf dem Weg Richtung Dachboden, wo die Schächte der riesigen Lüftungsanlagen verlaufen. „Wenn ich in einem so großen Haus mit verschiedenen Gebäudeteilen das Brandschutzkonzept und die Baugenehmigung nicht genau kenne, weiß ich nicht, wo ich schauen muss.“

Dass Aktenstudium auch spannend sein kann, beweisen für ihn historische Vorgänge aus dem Archiv. „Aus den Anschreiben lässt sich genau erkennen, in welcher politischen Zeit sie entstanden sind“, beschreibt Härtl. „Leider findet aufgrund der wachsenden Bürokratie mittlerweile der Außendienst zu großen Teilen auch im Büro statt“, sagt er und eilt zurück ins Amt. Schließlich muss er noch die elektronische und die Papierakte mit seiner Niederschrift der heutigen Begehung und den zugehörigen Bilddokumenten füttern.

Text: Annamaria Böckel, Fotos: Christine Dierenbach


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Rund 11.500 Menschen arbeiten bei der Stadt. Aber was genau tun sie eigentlich? Unsere Serie „Ein Tag mit…“ lässt Sie hinter die Kulissen der Stadtverwaltung blicken. Wir zeigen, wo Menschen für die Stadt im Einsatz sind.


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