Ein Tag mit der Auszubildenden zur Gärtnerin

Afrodite Karagiaba steigt in ein Sör-Fahrzeug.

Als Auszubildende zur Gärtnerin, Fachrichtung Garten- und Landschaftsbau, arbeitet Afrodite Karagiaba mit Pflastersteinen, Zement und Wasserwage. In ihren Beruf hat sie sich inzwischen sogar ein bisschen verliebt.


Kurz vor 7 Uhr: Nach und nach trudeln die Mitarbeitenden des Servicebetriebs Öffentlicher Raum Nürnberg (Sör) am Betriebshof ein. Nach einer Tasse Kaffee im warmen Aufenthaltsraum geht es für Gärtnerinnen und Straßenwärter hinaus in die Kälte. Alle stecken schon in orangenen Jacken, grauen oder grünen Funktionshosen und haben ihre Arbeitshandschuhe dabei.

39 Männer und vier Frauen arbeiten hier. Afrodite Karagiaba ist eine von ihnen. In der Damen-Umkleide ist wenig los. Die Auszubildende im zweiten Jahr schlüpft in ihre Fleecejacke und die neongelbe Warnjacke. Bei ein bis zwei Grad wird sie den Tag draußen verbringen – an die Kälte hat sie sich aber längst gewöhnt. Nachdem der Bautrupp besprochen hat, was heute ansteht, steigt Afrodite Karagiaba um 7.15 Uhr zu den Kollegen ins Baustellenfahrzeug. Ein erster Zwischenstopp: der Fachhändler für Garten- und Landschaftsbau. Hier holen sie zu dritt neuen Zement, um auf der Baustelle Mörtel zu mischen. Zehn Säcke mit je 30 Kilogramm heben sie gemeinsam auf die Ladefläche des Transporters. Afrodite Karagiaba sichert die Fracht mit einem Gurt.

Die Ausbildung zur Gärtnerin, Fachrichtung Garten- und Landschaftsbau, kurz „GaLa“, ist Afrodite Karagiabas zweite Lehre. Noch während ihrer ersten Ausbildung zur Hörgeräteakustikerin stellte sie fest, dass Büroarbeit und das viele Sitzen nichts für sie sind. So hat sie sich nach dem Abschluss umorientiert und bei der Stadt angefangen, weil ihr die Stelle Sicherheit bietet. Während ihrer Schulzeit in Griechenland hatte sie bereits ein Praktikum bei einem Landschaftsarchitekten absolviert.


Einsatz für Spielgeräte

Gegen 8 Uhr trifft das Team in Höfen ein, wo Sör einen Spielplatz baut. Über das Gelände ziehen sich bereits gepflasterte Wege, es gibt Fahrradständer und einen asphaltierten Rad-Parcours, aber auch noch große leere Flächen. Etwa ein Jahr sollen die Baumaßnahmen dauern. Afrodite Karagiaba beginnt, wie ihre vier Kollegen, mit der Arbeit an einem Kriechrohr. Dieses Spielgerät besteht aus einer Betonröhre, die links und rechts von Steinmauern gesäumt wird. Dazwischen schüttet der Bautrupp Erde auf.

Afrodite Karagiaba mischt Mörtel an. Sie leert einen Zementsack in die Schubkarre, gibt Wasser aus einem Kanister dazu und rührt mit der Schaufel, bis sich Zement und Flüssigkeit verbinden. „Der Mörtel muss ein bisschen nasser als erdfeucht sein“, erklärt ihr Kollege Tobias Keck. Als die Konsistenz stimmt, schichten sie mit einer kleineren Schaufel Mörtel auf die angefangene Mauer und klopfen rote, gelbe und graue Steine mit einem Hammer fest. „Wir ordnen sie so, dass sich die Farben schön abwechseln“, sagt Afrodite Karagiaba. Immer wieder legt sie die Wasserwage an, damit jede Steinschicht eben ist. Das Kriechrohr wird sie etwa zwei Wochen beschäftigen.


Bildergalerie: Ein Tag mit Afrodite Karagiaba


Mauern als Krafttraining

„Nürnberg ist meine Heimat“, sagt die 30-Jährige. Sie mag es, den öffentlichen Raum „ihrer“ Stadt, in der sie sich wohlfühlt, zu gestalten. Auch die körperliche Tätigkeit gefällt ihr. „Ich bin dadurch viel stärker geworden und habe Muskeln aufgebaut“, erzählt sie. Die Arbeit bei Sör ist ein Krafttraining für Oberkörper und Arme – bis 16 Uhr erweitert sie Stein um Stein die Mauer und mischt dazwischen den zähen Mörtel.

Ihre Mittagspause um 12 Uhr verbringt die Gruppe in ihrem Container auf der Baustelle. Nach Feierabend fahren sie gemeinsam zurück zum Betriebshof, wo sie sich umziehen und nach Hause gehen. Die Jogging-Runde an drei Abenden in der Woche ist Afrodite Karagiabas Ausgleichstraining.


Sichtbarer Erfolg

Gärtnerin zu sein hatte sie sich anders vorgestellt. Erwartet hatte sie vor allem die Arbeit mit Pflanzen – weniger mit schweren Maschinen, Beton und Stein. Nach den ersten Wochen hat sie den Schreck jedoch überwunden und schätzt heute, wie vielseitig die Ausbildung ist. Ob sie mauert, mit der Rüttelplatte eine Fläche ebnet oder Gehölz zuschneidet, am besten gefällt ihr eins: „Am Ende des Tages sehe ich, was ich geschafft habe.“

In der „GaLa“-Ausbildung lernt Afrodite Karagiaba, mit einem Nivelliergerät Höhenunterschiede zu messen, mit einem Steinschneider umzugehen und Bau- und Pflanzpläne zu lesen. Zu ihren liebsten Aufgaben gehört es, zu pflastern und Spielgeräte zu bauen. „Ich fahre auch gern Radlader“, sagt sie. „Das ist lustig, weil ich so klein bin, in dem riesigen Fahrzeug. Früher hätte ich nie gedacht, dass ich irgendwann eine so große Maschine fahre.“ Ein zweiwöchiger Block Berufsschule pro Monat gehört genauso zur Ausbildung wie Fortbildungen, etwa zur inklusiven Spielplatzgestaltung. Nach der Ausbildung könnte Afrodite Karagiaba bei Sör auch als Spielplatzkontrolleurin, in der Baumpflege oder im Unterhalt arbeiten.

Im „grünen Bereich“ bei Sör ist sie die einzige Frau unter 17 Männern. Die Arbeit mit ihren männlichen Kollegen findet sie entspannt – und sie glaubt, dass etwas Gutes herauskommt, wenn Frauen und Männer gemeinsam an einem Projekt arbeiten und sich ergänzen. Einzig die Baustellentoiletten benutzt sie nicht so gerne. „Man überlegt sich morgens gut, ob man noch einen Tee oder Kaffee nimmt“, gibt sie zu. Dennoch ist sie überzeugt: „Der Beruf ist etwas für Frauen.“

Text: Hanna Quitterer, Fotos: Christine Dierenbach


Ein Tag mit...

Rund 11.500 Menschen arbeiten bei der Stadt. Aber was genau tun sie eigentlich? Unsere Serie „Ein Tag mit…“ lässt Sie hinter die Kulissen der Stadtverwaltung blicken. Wir zeigen, wo Menschen für die Stadt im Einsatz sind.


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