Ein Tag mit dem Projektleiter Sport und Jugendhilfe

Dirk Bierholz,  Organisator des Streetsoccer-Cups, in Aktion.

Damit hunderte Mädchen und Jungs beim Streetsoccer-Cup kicken können, ist Dirk Bierholz, Projektleiter Sport und Jugendhilfe beim Jugendamt, das ganze Jahr über am Ball.


Wäre Dirk Bierholz von Beruf Profi-Fußballer, die Bundesliga-Clubs würden sich um ihn streiten: Der Mann ist einfach überall – überall gleichzeitig. Beim Finale des Streetsoccer-Cups vor der Nordkurve des Max-Morlock-Stadions beweist Dirk Bierholz nicht nur Sprint- und Nehmerqualitäten, sondern auch Ausdauer und Teamfähigkeit.

„Den Speedshot stellen wir da auf. Den Jugendamt-Pavillon dorthin, die Fahnen im Halbkreis“, dirigiert Dirk Bierholz seine Helfer. 20 Frauen und Männer aus verschiedenen Kinder- und Jugendeinrichtungen sowie vom städtischen SportService packen am Samstag, 17. Juli 2021, frühmorgens ab 7.30 Uhr mit an. Die Zeit drängt, denn die Finalrunde beginnt bereits um 10 Uhr.


„Ein bissken was geht immer“

Der Nürnberger Streetsoccer-Cup wurde 2006 zur Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland ins Leben gerufen und erfreut sich seitdem großer Beliebtheit. Doch Corona hat den Veranstaltern einen Strich durch die Rechnung gemacht. Diesmal beteiligten sich an den fünf Vorrunden-Spieltagen mit rund 80 Teams weniger als üblich. Das setzt sich im Finale fort. Auf den Platz dürfen aber auch deutlich weniger Menschen. Die Kids darf außer Eltern und Mannschaftsbetreuern niemand begleiten. Trotzdem: „Endlich wird wieder gekickt“, freut sich Bierholz. „2020 mussten wir den Cup komplett absagen. Jetzt spielen wir wieder. Es gibt zwar nur zwei Courts statt drei, aber ein bissken was geht immer“, ulkt der 54-Jährige.

Dirk Bierholz hat seine Augen und Hände auf dem ganzen Platz. Gerade plagt er sich mit einem schweren blauen Bündel auf einer Sackkarre ab. Darin befindet sich das Speedshot genannte Sportradar, eine Geschwindigkeitsmessanlage für Bälle. Kurze Zeit später ist er eine Ecke weiter, markiert, wo die Helfer die Courts mit den Spielfeldern aufbauen sol len. Als nächstes weist er den Bühnentruck ein. Anderen Unterstützern zeigt er die über dachte Stelle am Eingang, an der die Biertischgarnituren mit dem Anmeldeschalter stehen sollen.

Dazwischen packt er mit an, um die benötigten Utensilien aus den Transportfahrzeugen zu räumen, beantwortet Fragen oder begrüßt neu angekommene Helfer. „Noch nichts getan und schon beim Futtern“ motiviert er einen Kollegen, der sich mit Kaffee und Bamberger stärkt, und schenkt ihm ein entwaffnendes Lächeln. Um 9.30 Uhr steht alles. Nach der offiziellen Begrüßung geht es los. Je acht Teams in sechs Altersklassen von F bis B haben sich qualifiziert. Zuerst spielen die Kleinsten. Gruppenphase, Halbfinale, Finale, Siegerehrung, alles in einer Stunde. Danach kommt die nächste Altersklasse aufs Feld. Fliegender Wechsel im Stundentakt. Zuletzt, am späten Nachmittag, sind die Mädchen-Mannschaften dran. Bis zum Abend können mehr als 200 Spielerinnen und Spieler zeigen, was sie fußballerisch so alles draufhaben.


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25 Jahre Erfahrung mit Fußball-Fanprojekten

Geboren und aufgewachsen in Düsseldorf, kann Dirk Bierholz die rheinische Frohnatur nicht verleugnen. 25 Jahre lang hat der Diplom-Sozialarbeiter in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt das Fußball-Fanprojekt für Fortuna-Düsseldorf begleitet. „Das wurde eine Zeit lang von den Toten Hosen finanziert“, erinnert er sich an Begegnungen mit Frontmann Campino. Sechs Jahre lang agierte er als Bundessprecher Fanprojekte gegen Gewalt und Rassismus im Fußball, war ein viel gefragter Interviewpartner. Und natürlich hat er auch damals schon Streetsoccer-Projekte organisiert, für den dortigen Jugendring. Obwohl er sich dem Fußball verschrieben hat, hängt er selbst einem anderen Sport an: dem Laufen. „Ich bin früher Marathons gelaufen“, erzählt er.

Nach Nürnberg hat es ihn vor zweieinhalb Jahren verschlagen, „der Liebe wegen“, wie er erzählt. „In Düsseldorf bin ich bekannt wie ein bunter Hund. Aber in Nürnberg fühle ich mich sauwohl“, schwärmt er. Neben den Hauptausrichtern Jugendamt und SportService sind beim Streetsoccer-Cup weitere Unterstützer an Bord: der Kreisjugendring, das Fanprojekt Nürnberg e.V., die evangelische Jugend und die bayerische Sportjugend. Auch der Leiter der Stadion-Betriebsgesellschaft, Albert Dießner, schaut am Nachmittag auf einen Plausch vorbei. „Wir sind ja an historischer Stätte. Das ist toll für die Kinder, im Schatten des Stadions, ganz nah dran“, freut sich Bierholz.

Gegen 19 Uhr ist das letzte Finale gespielt, die Sieger sind gekürt. Fix wird alles zusammengepackt. Nichts vergessen? Ein letzter Blick, dann sperrt Dirk Bierholz um 20.30 Uhr das Eingangstor zu. Feierabend. Der lange Tag steckt ihm sichtbar in den Knochen.


Planungen für die nächste Spielrunde laufen

Und jetzt? „Erst mal Urlaub“, sagt Bierholz. Neben dem Cup hat er noch ein paar weitere Projekte zu betreuen, etwa Trendsport-Arten. Gerade beschäftigt ihn eine mögliche Trendsport-Halle. Anfang Oktober beginnen dann bereits wieder die Planungen für die neue Streetsoccer-Spielrunde 2022. Treffen des Vorbereitungsteams müssen organisiert, Genehmigungen eingeholt, Sponsoren gewonnen werden, und auch sonst gibt es jede Menge zu tun. Wie heißt es so schön im Fuß ball? „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel.“

Text: Thomas Meiler, Fotos: Christine Dierenbach


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