Die schulische IT-Strategie und ihre Umsetzung
IT-Strategie Schulen
"Lernen und Lehren an städtischen und staatlichen Schulen in Nürnberg im Digitalen Zeitalter"
Die Digitalisierung als aktuelles Schlagwort darf insbesondere vor den Schulen nicht Halt machen: Die Schule ist heute nicht nur der Ort der Bildung und Vorbereitung auf das spätere Leben für unsere Jugend, sondern sie steht darüber hinaus auch Erwachsenen für Weiterbildungen offen und kann bei Veranstaltungen sogar zum Treffpunkt für den ganzen Stadtteil werden.
Um den modernen Anforderungen an digitalen Unterricht gerecht zu werden, hat der Stadtrat in seiner Sitzung am 15.02.2017 einstimmig die sogenannte IT-Strategie "Lernen und Lehren an städtischen und staatlichen Schulen in Nürnberg im Digitalen Zeitalter" beschlossen. Ziel ist es, die Nürnberger Schulgebäude nach modernen Maßstäben zu vernetzen, auszustatten und an leistungsfähiges Glasfasernetz anzuschließen. Zudem sollen Lehrkräfte in der Nutzung digitaler Geräte im Unterricht geschult werden. Für dieses Projekt, das auf 10 Jahre angelegt ist, hat die Stadt Nürnberg Gelder in Höhe von insgesamt 85,5 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.
Weiterentwicklung der IT-Strategie
In der Sitzung des Stadtrats am 29.09.2021 wurde die Weiterentwicklung der schulischen IT-Strategie einstimmig beschlossen. Unter anderem durch den Digitalisierungsschub der Covid-19-Pandemie kam es zu einer enormen Beschleunigung der Umsetzung der IT-Strategie; zudem sollten die Inhalte an neue technologische und pädagogische Konzepte angepasst werden.
Umsetzung der IT-Strategie
Die Umsetzung der IT-Strategie ist geplant für den Zeitraum 2018 bis Ende 2024. In dieser Zeit werden alle Schulen im Sachaufwand der Stadt nach dem aktuellen Stand der Technik ausgestattet sowie die Lehrkräfte entsprechend der neuen Anforderungen geschult. Die Gebäudevernetzungen werden voraussichtlich bis Ende 2026 abgeschlossen sein. Die zugrundeliegenden Standards werden laufend weiterentwickelt.
Über den Stand der Umsetzung wird im Schulausschuss und/oder Stadtrat berichtet.
Glasfaseranschluss und Internetprovider
Als „Fiber to the Building“ (FTTB) bezeichnet man, einfach gesagt, den Anschluss eines Gebäudes an ein Glasfaser- beziehungsweise Lichtwellenleiternetz über einen Hausübergabepunkt.
Die Nürnberger Feuerwehr betreibt ein Glasfasernetz in der Stadt, an das die städtischen Dienststellen und Schulen (im Hinblick auf Brandschutzmeldeanlagen) bereits angebunden waren. Seit 2018 hat die Feuerwehr nun auch alle anderen Schulstandorte angebunden, die letzten Arbeiten konnten Anfang 2022 abgeschlossen werden.
Alle Schulen verfügen nun über einen schnellen Glasfaseranschluss.
Seit 2021 steht ein leistungsstarker zentraler Providervertrag zur Verfügung. Die neue symmetrische und georedundante Leitung ermöglicht einen Datendurchsatz von derzeit bis zu 10 GBit/s. Abhängig vom Status der Glasfaseranbindung und der gebäudeinternen Infrastruktur wurden die Schulen sukzessive auf die neue Leitung umgestellt, sodass nun auch schnelles Internet zur Verfügung steht.
Derzeit sind knapp 81 % der Standorte an den Provider angebunden, bei 4 % ist die Anbindung vorbereitet. Bei 15 % der Standorte ist die Anbindung aus technischen Gründen leider erst dann möglich, wenn auch die Inhouse-Vernetzung stattgefunden hat.
Gebäudevernetzung
Um das über die Glasfaser am Gebäude ankommende schnelle Netz nutzen zu können, werden auch innerhalb des Gebäudes entsprechende Strukturen benötigt. Im Rahmen umfangreicher Arbeiten werden daher sukzessive alle Schulgebäude kabelgebunden und kabellos vernetzt (LAN und WLAN). Dabei wurde zu Beginn des Projekts eine Priorisierung nach baulichen sowie pädagogischen Gesichtspunkten erarbeitet.
Die Vernetzung basiert auf intern abgestimmten und laufend weiterentwickelten Standards. Aufgrund der technologischen und pädagogischen Entwicklungen (weg vom stationären, hin zum mobilen Endgerät) sieht der Standard nun eine WLAN-Zentrierung vor. Alle pädagogischen Räume sowie die Verwaltungen erhalten ein stabiles und leistungsstarkes WLAN, wo nötig werden LAN-Anschlüsse und Stromnetze überarbeitet.
Leider kommt es bei den Gebäudevernetzungen zu teils großen Verzögerungen, insbesondere erschwert die Marktlage die Umsetzung (Verfügbarkeit von Baufirmen und Material).
Stand 06/2024 sind rund 56 % der Schulgebäude vollständig neu vernetzt worden. Bei 10 % laufen derzeit die Arbeiten, bei 15 % läuft die Vernetzungsplanung. Rund 10 % der Schulen werden im Rahmen größerer Sanierungsmaßnahmen in den kommenden Jahren vernetzt.
Gerade auch während der Schulschließungen aufgrund der Covid-19-Pandemie hat digitaler Unterricht einen enormen "Schub" erhalten. Fernunterricht ging nur, wenn in den Schulen auch entsprechend LAN/WLAN verfügbar war. Das Technik-Team des Schulreferats hat daher Anfang 2021 in einer großen, konzertierten Aktion an nahezu allen Schulstandorten WLAN-Netze aufgebaut. Diese sind zwar dort, wo die entsprechende Gebäudevernetzung im Hintergrund noch fehlt, häufig instabil und gering performant - seitdem wird jedoch laufend an der Verbesserung gearbeitet.
Rechenzentrum und Mesh-Netz
Das städtische Datennetz besteht aus zwei Rechenzentren, dem Backbone und den lokalen Netzen der angebundenen Gebäude. Der Begriff Backbone bezeichnet den aus einem Glasfasernetz bestehenden, verbindenden Kernbereich des städtischen Datennetzes mit sehr hohen Datenübertragungsraten.
Die frühere „Insellösung“ des Datennetzwerks, das heißt die strikte Trennung des lokalen Datennetzes zwischen Verwaltungsnetz und pädagogischem Netz mit eigenständigem Internetzugang für jede Schule, verursacht einen hohen Aufwand an Support und Service. Daher wurde im Zuge der Glasfaseranbindung auch eine Ertüchtigung sowie Erweiterung zu einem logisch vermaschten Netz (englisch <i>mesh</i>) des Backbones geplant. Das Konzept war erstmalig in Europa und setzt Maßstäbe in punkto Verfügbarkeit, Flexibilität, Ausfallsicherheit sowie Performance. Die Arbeiten sind vorerst abgeschlossen, zukünftige Erweiterungen wären möglich.
(Schul-) Verwaltung und Pädagogik werden zudem künftig getrennt: Die Verwaltung wird ins städtische Rechenzentrum verlagert (IT-Sicherheit und Datenschutz), die Pädagogik liegt heutzutage in der Cloud (Flexibilität und Verfügbarkeit).
Digitale Ausstattung
In der Vergangenheit war die digitale Ausstattung der Nürnberger Schulen sehr unterschiedlich: Abhängig von der Schwerpunktsetzung der Schule, den baulichen Gegebenheiten und der finanziellen Situation war Schule nur mäßig "digital" und alles andere als zeitgemäß. Eine Wartung oder gar ein zentrales Management waren undenkbar.
Im Zuge einer Standardisierung wurde den Schulen nun ein IT-Warenkorb zur Verfügung gestellt, um die jeweiligen schulspezifischen Bedarfe zu bedienen. Die Altbestände werden nach und nach durch Ersatzbeschaffungen am Ende des technischen "Lebenszyklus" durch einheitliche Geräte ersetzt; Support und Wartung werden dadurch erheblich einfacher.
Diese Standardisierung ermöglicht auch den Abschluss von Rahmenverträgen zusammen mit der zentralen Stadtverwaltung. Durch die höheren Stückzahlen wird die Beschaffung damit übersichtlicher und kostengünstiger.
Der IT-Warenkorb wird zusammen mit Lehrkräften regelmäßig aktualisiert und weiterentwickelt. In einem nächsten Schritt soll nun auch Software soweit sinnvoll und möglich vereinheitlicht werden.
Daneben wurden große Beschaffungen im Rahmen von Sonderprojekten durchgeführt: Schulverwaltungssoftware (aktuell Untis/ WebUntis), FWU-Vertrag inklusive M365, MS Azure/Endpoint, Lehrerdienstgeräte et cetera. Weitere Informationen hierzu haben wir auf einer extra Seite zusammengestellt:
Fortbildung
Die beste Ausstattung hilft nichts, wenn man nicht damit umgehen kann - daher wurden Fortbildungsangebote für städtische wie auch staatliche Lehrkräfte erarbeitet, welche laufend weiterentwickelt und an inhaltliche Neukonzeptionen angepasst werden. Zuständig hierfür ist das Institut für Pädagogik und Schulpsychologie der Stadt Nürnberg.