Noris Inklusion: Bio-Kräuter, Blumen und Begegnungen
Sauber in Reihen auf Paletten gestapelt stehen sie da: Kisten voller Gärtnerglück. Gucken, schnuppern, lesen: kubanisches Strauchbasilikum, Zitronenbergbohnenkraut, Kärntner Nudelminze, Kaugummistrauch. Wer einmal angefangen hat, die Zettel an den Kräuterkisten zu studieren, hört so schnell nicht mehr auf.
Jedes Jahr im Frühling pilgern Hobbygärtner und Blumenfreunde in den Gartenbaubetrieb der Noris Inklusion am Marienbergpark, um körbeweise grüne, duftende Schätze ins Auto zu laden. Und von Jahr zu Jahr werden es mehr. Denn es hat sich längst herumgesprochen, was es hier gibt: Kräuter, Gemüse- und Zierpflanzen in bester Bio-Qualität. Von gängigen Küchenkräutern und Must-Haves für die Thai-Küche über Duft- und Zierkräuter bis hin zu Heilkräutern und Kräutern für Tees. Allein zwanzig verschiedene Minze-Sorten übertreffen alles, was der Gartencenter üblicherweise hergibt. Auch bei den Tomaten stellt sich die Frage: Welche darf’s sein? Eine birnenförmige oder lieber eine braun gestreifte Cocktailtomate? Eine rote Wildtomate? Eine Rispentomate oder eine Fleischtomate? Mit all den Jungpflanzen im Einkaufskorb wird das heimische Gemüsebeet zum Selbstversorger-Projekt. Wenn’s außerdem schön blühen soll, locken Sommerblumen, Stauden und Gräser in allen Formen und Farben.
Begegnungen auf Augenhöhe
Das Besondere aber sind die Menschen, die all diese Kostbarkeiten in den Gewächshäusern auf dem Gelände produzieren. Die meisten sind schwer, vorwiegend geistig behindert. Dass die Werkstatt offen ist und die Dienstleistungen für Privatkunden – das beliebte „Rent-a-Huhn“ und die neuen Angebote „Imker-Abo“ und „Saftladen“ – Begegnungen zwischen behinderten und nicht behinderten Menschen schaffen, liegt Betriebsleiter Michael Volland besonders am Herzen: „Inklusion funktioniert nur, wenn man miteinander zu tun hat und miteinander redet. Ein Erfolg ist zum Beispiel, dass die Eierabholung samstags ohne nicht behindertes Personal funktioniert. Kunden und Mitarbeiter müssen miteinander reden. Das vermindert Berührungsängste und den geschützten Raum, mit denen wir beeinträchtigte Menschen oft umgeben. Inklusion findet auf Augenhöhe statt.“
Gärtnerglück bald das ganze Jahr über
Der Saisonverkauf ist 2017 kürzer als sonst. Der Gartenbaubetrieb ist dieses Jahr eine Großbaustelle. Neben einem barrierefreien Produktionsgewächshaus, das die alten, undichten Häuser ersetzen wird, entsteht auf dem Gelände ein neues Verkaufsgewächshaus. Am 2. April 2018 soll es eröffnen. Und damit beginnt im Gartenbaubetrieb eine neue Ära: der Ganzjahresverkauf.
Neben den Kräuter- und Gartenpflanzen sind laut Volland auch Angebote für den täglichen Gebrauch geplant. Zum Beispiel Salat und frische Kräuter zum Selbsternten. Die Gartenbauprodukte werde es weiterhin in gewohnter Bio-Qualität geben, so Volland. Produkte von Zulieferern sollen regional und fair sein. In das neue Verkaufsgewächshaus wird außerdem die bisher in Eibach niedergelassene Töpferei mit einziehen. Volland freut sich über die neuen Möglichkeiten, die sich mit einem ganzjährigen Verkauf bieten: eine fortwährende Begegnung von Menschen mit und ohne Behinderung und neue Arbeitsfelder im Verkauf. „Vielleicht kann auch der Verkauf in ein paar Jahren von den Mitarbeitern allein gemanagt werden, ähnlich wie bei der Eierabholung. Das wäre toll.“
Vom Gartenbaubetrieb zur Natur-Erlebnis-Gärtnerei
In den nächsten beiden Jahren wird der Gartenbaubetrieb zur Natur-Erlebnis-Gärtnerei umgestaltet. Führungen übers Gelände, einen Aussichtshügel und einen Hühner-Lehrpfad gibt es bereits. Vor allem Kindergärten, Schulen und Jugendgruppen stehen im Fokus der Planungen. In Mitmachgärten, beim Hühnergehege und der Schafherde, die es bald geben soll, lernen Stadtkinder, was früher Alltag war: Wie Pastinaken wachsen, dass Schafswolle ölig und rau ist, und warum der Hahn immer als letztes frisst.
Saisonverkauf und Kräuterfest 2017
Saisonverkauf vom 24. April bis 27. Mai 2017:
Dienstag bis Freitag von 9 bis 18 Uhr
Samstag von 9 bis 17 Uhr
Kräuterfest am 6. Mai 2017:
Verkauf, Bewirtung und Programm von 9 bis 17 Uhr
Kurzprofil: Noris Inklusion
„Wir leben Teilhabe.“ Unter diesem Motto arbeitet Noris Inklusion. 1980 als „Werkstatt für Behinderte“ gegründet, bietet Noris Inklusion heute rund 500 Menschen mit überwiegend geistiger Behinderung Arbeitsplätze in sieben Betriebsstätten. Noris Inklusion fertigt Aufttragsarbeiten für die gewerbliche Wirtschaft, produziert aber auch für die öffentliche Hand und für Privatkunden.
1988 übernahm das Unternehmen die Stadtgärtnerei und gründete den Gartenbaubetrieb. Auf fünf Hektar Gewächshausfläche produzieren rund 100 Mitarbeiter mit Behinderung Kräuter und Zierpflanzen für Großabnehmer und Privatkunden. Im Auftrag von Privatfirmen sowie der Stadt Nürnberg pflegen sie außerdem über 100 Hektar Park- und Außenanlagen. Seit 2011 sind die Gemüsepflanzen und Kräuter des Gartenbaus bio-zertifiziert.