Nürnberg gehört zu den innovationsstärksten Standorten Deutschlands. Es ist unser Ehrgeiz, dass dies auch so bleibt. Dazu gehört es, immer den Finger am Puls zu haben, Hinweisen auf Weiterentwicklungsbedarf des Innovationsökosystems nachzugehen und den immer neuen Herausforderungen zu begegnen. Deshalb hat die Stadt Nürnberg das Projekt „Exploring Innovation Nürnberg“ angestoßen.
Vorgehen
Das Projekt ist potenziell in drei Stufen angelegt. In der derzeit laufenden Stufe 1 (Bedarfsanalyse) soll geklärt werden, ob und wenn ja, welche Lücken im Innovationsökosystem Nürnberg bestehen mit besonderem Fokus auf Erprobung/Testung und Sichtbarmachung von Innovationen in und aus Nürnberg. Um etwaige strukturelle Lücken im Innovationsökosystem aufzudecken, wird ein Mapping zur Bedarfsanalyse durchgeführt. Dieses beinhaltet eine umfassende Erhebung zum Status-Quo und wird durch Interviews und Workshops mit Akteurinnen und Akteuren des Innovationsökosystems durch unseren Projektpartner Fraunhofer IAO durchgeführt. Sollte sich hier ein solcher Bedarf abzeichnen, geht das Projekt in die Stufe 2 (Potenzialanalyse). Hier soll ein Lösungsvorschlag erarbeitet werden, wie eine solche Lücke im Innovationsökosystem geschlossen werden kann. Neben einer inhaltlichen Konzeption stehen hier auch die Entwicklung eines Geschäftsmodells und die Vorbereitung der erforderlichen Kooperationspartnerschaften im Mittelpunkt. Nach Abschluss der Stufe 2 soll entschieden werden, ob das Projekt in die Umsetzung geht (Stufe 3 Umsetzungsplanung).
Projektpartner
Um diese Fragen zu beantworten hat die Wirtschaftsförderung Nürnberg das Unternehmen Kommune Zukunft sowie das Fraunhofer IAO mit einer entsprechenden Erhebung beauftragt.
Projektlaufzeit
Das Projekt ist zunächst bis Ende Oktober 2023 angesetzt.
Als Innovationsstandort weist Nürnberg ein starkes Innovationsökosystem auf. Handlungsbedarfe bestehen besonders im Bereich lokaler Förderinstrumente, der Schaffung von Anreizen für lokale Innovationsprojekte, der Transparenz von Informationen sowie der Bereitstellung von Räumlichkeiten zur Vernetzung und für die Wachstumsphasen der Start-ups.
Die Erkenntnisse im Einzelnen
Existenzgründungen: Der kontinuierliche Rückgang der Existenzgründungen erfordert eine Attraktivitätserhöhung des Gründungsstandorts.
Flächen: Viele potenzielle Räumlichkeiten für Start-ups und Innovationsvorhaben sind nicht entsprechend ausgerichtet (bspw. Fokus der Coworking Spaces auf Unternehmensnutzung). Eine gute Übersicht über passende Flächen und Räume fehlt.
Fördermaßnahmen: Lokale Fördermaßnahmen wie Wettbewerbe, Auszeichnungen, Beratung, Anschubfinanzierung oder priorisierte Berücksichtigung bei Ausschreibungen fehlen in weiten Teilen. Sie könnten die Sichtbarkeit und Rezeption von Innovationen steigern.
Hochschulen & Studierende: Das lokale „Nachwuchspotenzial“ ist in Nürnberg verglichen mit dem lokalen Fachkräftebedarf ausbaubedürftig. Die Herausforderung besteht darin, die Attraktivität des Standorts zu erhöhen, um im Wettbewerb um hochqualifizierte Fachkräfte, aber auch bezüglich der Innovationskraft der Region hervorzustechen.
Ökosystem: Landesweite Initiativen sind gut im Ökosystem eingebunden. Die Gründerzentren (v.a. Zollhof) bilden die Grundstruktur des Ökosystems. Eine gemeinsame Koordination und Steuerung des Ökosystems gibt es nicht.
Positionierung: Die thematische Vielfalt Nürnbergs ist eine Stärke. Eine klare Positionierung Nürnbergs als Innovationsstandort wäre hilfreich: Wie möchte Nürnberg als Innovationsstandort sichtbar werden?
Unternehmen: Große Unternehmen sind im Ökosystem unterrepräsentiert und könnten besser eingegliedert sein.
Verknüpfungen: Es bestehen noch ungenutzte Potenziale die Schnittstellen zu sozialen und kulturellen Innovationen zu nutzen.
Veranstaltungen: Die Veranstaltungslandschaft ist heterogen und vielfältig. Mithilfe von bedarfsorientierten, strukturell unterschiedlichen Formaten können Synergien und Vernetzungen zwischen Stakeholdern gefördert werden.
Handlungsempfehlungen – Mögliche nächste Schritte
Für die Phase 2 des Projekts werden folgende Handlungsempfehlungen ausgesprochen
(1) Lokale Anreizmechanismen und Förderinstrumente
Aufzeigen der verschiedenen Möglichkeiten (z.B. Auszeichnung / Wettbewerb, non-pekuniäres Servicepaket (z.B. Beratung, Räume, PR, …), Bevorzugung bei Ausschreibungen, Frühphasenfinanzierung (Innovationsgeld), Nürnberg Venture Fonds), Bewertung auf Basis einer vorzunehmenden Positionierung für das Ökosystem, Ausgestaltung auch mit Partnerakteuren, Kosten-Nutzen-Darstellung
Solche Anreizmechanismen sind insbesondere gute Steuerungsmöglichkeiten, um Innovationsbedarf z.B. der Verwaltung in die Community zu kommunizieren und Wege für Innovationsansätze in die Verwaltung zu ebnen. Noch einen Schritt weiter geht der Ansatz, die Verwaltung als Innovationsakteur zu begreifen und zu etablieren.
(2) Angebot von Flächen und infrastrukturellen Angeboten
Verknüpfung bestehender multifunktionaler Räumlichkeiten (z.B. Innovationslabore, Makerspaces, Begegnungsorte, Gründungszentren, Coworkingspaces, Kreativorte, Eventflächen, Beratungsorte) zu einem qualitätvollen Innovationsortnetzwerk, ggf. Einbeziehung von Stadtteil- und Quartierszentren (z.B. Gemeinschaftshaus Langwasser, Nachbarschaftshaus Gostenhof) in dieses Netzwerk, Erarbeitung von Qualitätskriterien im Sinne der Positionierung des Innovationsökosystems für solche Orte und Rahmenkonzepte zum Schließen vorhandener Lücken. Die Verknüpfung macht städtisches Engagement im Bereich Innovationsräume sichtbar, erleichtert den Zugang zu passenden Räumen und trägt vor allem gesellschaftliche Innovationsfragen (z.B. im Zuge von Klimafolgenanpassung oder Digitalisierung) in die Breite von Stadt und Gesellschaft.
Positionierung des Innovationsökosystems in zwei bis vier Bereichen (z.B. branchenübergreifende Kernthemen wie TwinTransition, gesellschaftliche Innovationen), Konzeption einer Plattform für diese Themen sowie die zentralen Akteure des Innovationsökosystems in Kategorien wie Flächen, Beratung & Qualifizierung, Veranstaltungen, Wettbewerbe und Finanzierung. Fokussierte Sichtbarkeit der wichtigsten Bereiche des Innovationsökosystems macht die Involvierung v.a. etablierter Unternehmen wahrscheinlicher, ermöglicht die Involvierung mehrerer Akteure und schafft eine Plattform, Innovationsthemen breit zu kommunizieren.
Weiteres Vorgehen
Besonders die Vorschläge unter Ziffer (1) gehen über reine Wirtschaftsförderungsaspekte deutlich hinaus und beinhalten explizit die Involvierung der Stadtgesellschaft und weiter Teile der Verwaltung. Sie unterstützen Digitalisierung, Modernisierung und Strukturwandel auf wirtschaftlicher, administrativer, kultureller, sozialer und vor allem auch gesellschaftlicher Dimension. Und sie eröffnen Möglichkeiten, Gestaltungsspielräume zu schaffen, zu kommunizieren und mit Leben und Lösungen zu füllen. Insbesondere das Ziel, die Stadt Nürnberg sowie die Stadtverwaltung als Innovationsakteur zu etablieren, erscheint besonders wertvoll. So kann die Stadt in Verwaltung und Bürgerschaft von Innovationen profitieren und diese gleichzeitig sichtbar machen und wirksam fördern. In der nun folgenden Projektphase soll erarbeitet werden, wie Innovationsbedarfe von Verwaltung und Gesellschaft besser in das Innovationsökosystem getragen werden können und wie gleichzeitig Innovationen wirksam aus dem Innovationsökosystem in die Stadtverwaltung getragen werden können. Die Vorschläge in Ziffern (2) und (3) werden als primäre Wirtschaftsförderungsthemen in die Arbeit der Innovationsförderung der Wirtschaftsförderung der Stadt Nürnberg mit einfließen und dort weiterbearbeitet.
Hintergrundinformationen
Was ist eigentlich ein Innovationsökosystem?
Ein Innovationsökosystem ist eine räumlich begrenzte Ansammlung von Akteuren, die sich mit Innovationen beschäftigen. Diese Akteure sind unterschiedlich miteinander vernetzt, um gemeinsam Innovationen voranzutreiben. Die Nürnberger Akteurinnen und Akteure aus diesem Ökosystem kommen aus der Wissenschaft, besonders innovativen Unternehmen, der Start-up-Szene oder der Verwaltung. Dabei agieren sie dezentral und können in unterschiedlichen Zusammenhängen verschiedene Rollen einnehmen: Ideengeber, Entwicklerin, Investor oder Community Managerin. Neben den Akteurinnen und Akteuren braucht es Formate und Anlässe, die einen Austausch initiieren und unterstützen sowie Infrastrukturen, die von der Community genutzt werden können, wie Räumlichkeiten, Labore oder Test Beds. Ein Innovationsökosystem lebt davon, dass es nicht zentral gesteuert wird, sondern ganz frei, flexibel und meistens ohne formale Strukturen agiert. Damit ein Innovationsökosystem effektiv und lebendig sein kann, ist es vor allem wichtig gute Rahmenbedingungen zu schaffen.
Wofür braucht es Innovationen?
Besonders vor dem Hintergrund der großen Herausforderungen unserer Zeit (u.a. Ablösung fossiler Rohstoffe, Digitalisierung, ...) sind Innovationen wichtig für eine gute wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung. Innovationen sind dabei Neuerungen, die erfolgreich am Markt eingeführt werden.
Welche Phasen gibt es im Innovationsprozess?
Neben verschiedenen Ideenphasen werden Entwicklung, Prototypisierung und Erprobung, Konstruktion, Markteinführung und Optimierung als typische Phasen im Innovationsprozess unterschieden.
Wussten Sie schon?
Erste Einblicke in das Mapping des Nürnberger Innovationsökosystems
Hochschulstandort
... die Nürnberger Universitäten und Hochschulen eine große Zahl hervorragend qualifizierter Fachkräfte ausbilden, von denen sehr viele auch nach dem Studium in Nürnberg und der Region bleiben?
Messestandort
… Nürnberg zu den stärksten und vielfältigsten Messestandorten in Deutschland zählt? Viele unserer Unternehmen haben damit eine weltweit sichtbare Präsentationsfläche direkt vor der eigenen Haustüre.
Gründungszahlen
… Nürnberg höhere Gründungszahlen (pro 1.000 Einwohner) hat als die Ingenieurshochburgen Stuttgart, Hannover oder Dresden?
Branchenschwerpunkte
… Nürnberg unter anderem in den Branchen Mobilität, Life Science und Gesundheit, Materialien und Werkstoffe, Digitalisierung und Energie über gut aufgestellte Clusterstrukturen und eine Vielzahl innovativer Unternehmen verfügt?
Lebensqualität
… die Lebenshaltungskosten in Nürnberg im Vergleich zu anderen Metropolregionen in Süddeutschland moderat sind und die Lebensqualität durch viel Grün und attraktive Nahverkehrsstrukturen sehr hoch ist?
Hochschulqualität
… die FAU Erlangen-Nürnberg laut einer Studie von Reuters die zweitinnovativste Universität Europas ist?
Ihre Ansprechperson bei der Wirtschaftsförderung Nürnberg