Nach einer umfangreichen Bewerbung bei dem
- die technische Ausrichtung einer Schule (Unterrichtsinhalte Weltraum, Satellitenkommunikation, Funk, Elektronik, ...)
- die im Bereich Kommunikation, (Amateur-)Funk, Raumfahrt gemachten Projekte und
- ein vorzustellendes Konzept für die geplante Veranstaltung mit ausgearbeiteter Planung (zu einem fiktiven Kontakttermin)
- und ein Covid-19 Hygienekonzept sowie ein Backup- und Notfallplan eingingen,
erhielt die B1-Nürnberg den Zuschlag für einen Schulkontakt mit der ISS.
Direkte Verbindungen zur ISS (von der Schule zur Raumstation mittels Funkgerät an der Schule) sind zurzeit aufgrund der Pandemie-Lage nicht möglich. Wir entschieden uns deshalb für einen classic- telebridged-Funkkontakt.
Bei diesem classic-telebridged-Funkkontakt wurde die Verbindung von der ISS zu einer Bodenstation (hier eine ARISS-Groundstation in Aartselaar/ Belgien) per Funk überbrückt, während sich die ISS in ca. 400 km Höhe mit einer Geschwindigkeit von ca. 28.000 km/h bewegte.
Von Aartselaar/ Belgien, wurde das Signal über das ARISS-Netzwerk zur B1 nach Nürnberg geschaltet. Der Einstieg in diese Kommunikationskette an der Schule erfolgte mittels Polygon- Konferenztelefon als berührungsloses Endgerät.
Nach letzten Absprachen mit allen Beteiligten (NASA, ARISS, ...) konnte die geplante Sprechverbindung zur ISS, am 21.12.2021, stattfinden.
Kontaktzeitfenster zum Astronauten war 9:24 Uhr bis 9:34 Uhr MEZ.
Mit einer einführenden Präsentation, bei der
- der Aufbau der "Schalte"
- die Technik vor Ort in Nürnberg und an der Bodenstation in Belgien erläutert wurde,
- die ISS und die derzeitige Mannschaft auf der ISS vorgestellt wurden,
begann pünktlich zur zweiten Unterrichtsstunde die Veranstaltung.
Gegen 8:35 Uhr Lokalzeit - wurden wir von der NASA angerufen und man begann mit dem Aufbau der Konferenz.
Nacheinander wurden in das ARISS-Netzwerk folgende Teilnehmer zusammengeschaltet:
- Bertus, PE1KEH als Moderator des Kontakts
- Jan, ON7UX als Operator an ON4ISS der Bodenstation in Aartselaar/Belgien
- Team der NASA
- Stephan, DL1STV an DK0BSN (Schule B1-Nürnberg)
Nach Einstellung der Audio-Pegel an der Bodenstation und an der B1-Nürnberg erfolgte die Einführungsrede von Bertus, in der das ARISS-Programm und der Amateurfunk kurz in englischer Sprache vorgestellt wurden.
Anschließend stellte Stephan, als leitender Funkamateur vor Ort in Nürnberg, die Schule vor.
Nürnberg übergab dann das Mikrofon in die Niederlande und anschließend nach Belgien damit Jan die Bodenstation in Aartselaar/ Belgien beschreiben konnte, über die wir in wenigen Minuten den Funkkontakt zu Matthias Maurer herstellen werden würden.
Eine Minute vor dem Kontakt wurden wir alle von Bertus daran erinnert, dass wir ein Experiment machen und es in der Natur von Experimenten liegt zu gelingen oder auch zu scheitern.
30 Sekunden vor dem Kontakt rief Jan in Aartselaar/ Belgien mit "OR4ISS this is ON4ISS", die ISS auf 145,800 MHz im 2m-Amateurfunkband.
Worauf sich Matthias Maurer auf die Sekunde pünktlich (wie vorherberechnet), laut und deutlich meldete.
Im Anschluss daran sollten 20 Schüler aus Nürnberg folgende Fragen an Matthias Maurer stellen:
1. Wie fühlt man sich als Astronaut mit dem Gedanken, dass man so weit weg von der Erde ist? – OVER -
2- Ist es wahr, dass Astronauten im Universum Aliens oder irgendwelche andere Lebewesen gesehen haben? – OVER -
3. Kann unser Sonnensystem, bestehend aus den Planeten und der Monde ein Teil oder sogar Ursprung eines schwarzen Loches sein? – OVER –
4. Bemerken Sie es auf der Raumstation, wenn die ISS von Objekten, wie Weltraumschrott getroffen wird und wie hört oder fühlt sich das an? – OVER –
5. Führen Sie auch Außenreparaturen aus und wenn ja, was empfinden Sie dabei, wenn Sie am "seidenen Faden" hängen? – OVER -
6. Welches Experiment führen Sie zur Zeit am liebsten aus? – OVER -
7. Funktioniert das Experiment mit der Herstellung von Joghurt auf der ISS? – OVER –
8. Wie anstrengend ist der Sport für Sie auf der ISS? – OVER –
9. Astronauten bleiben im Durchschnitt 6 Monate auf der ISS. Wie lange könnte man auf der ISS bleiben ohne gesundheitliche Schäden zu erleiden? – OVER –
10. Was ist für Sie das Schönste, wenn Sie unsere Erde von der ISS aus betrachten? – OVER –
11. Was vermissen Sie am meisten auf der ISS? – OVER -
12. Wie viele Menschen sind gerade auf der ISS? – OVER -
13. Was ist Ihre Botschaft an die Kinder und Jugendlichen auf der Erde? – OVER –
14. Wie lange dauert der Flug zur ISS? – OVER -
15. Wie lange arbeiten Astronauten pro Tag? – OVER -
16. Wie schläft man im All? – OVER -
17. Wie wird man Astronaut? – OVER -
18. Welche Sprachen muss ein Astronaut sprechen können? – OVER -
19. Wie putzt man sich in einer Raumstation die Zähne? – OVER -
20. Hat man im All Internet? – OVER -
Die Gesprächsdauer war auf ca. 10 Minuten begrenzt, da die ISS dann aus dem "Sichtbarkeitsbereich" der Bodenstation (von den Azoren bis zur Grenze zwischen der Ukraine und Russland) verschwunden sein würde.
Nach Frage 12 erfolgte deshalb - wie vorab vereinbart - ein Abbruch der Fragen durch Jan, um noch ausreichend Zeit zu haben Matthias Maurer mit einem kräftigen Applaus aus Nürnberg zu verabschieden, woraufhin Matthias Maurers Stimme im Rauschen der Funkverbindung verschwand.
Bertus beendete die Veranstaltung mit den Worten:
"Ladies and Gentlemen, we have shared a moment of history.
Amateur radio station ON4ISS in Aartselaar/Belgium operated by Jan contacted Matthias Maurer, KI5KFH, aboard the International Space Station, talking with students in Nürnberg, Germany.
Now, for the international volunteer team of ARISS, including the Radio Amateur Satellite Corporations around the world, the American Radio Relay League, CSA, ESA, JAXA, NASA, and Roscosmos, this is Bertus, amateur radio operator PE1KEH sending my greetings to all of you in amateur radio terms, 73,---best wishes."
Wir haben uns abschließend mit Dank und besten Wünschen bei Bertus PE1KEH; Jan ON7UX, Stefan Dombrowski, ON6TI und den anderen Beteiligten des Projektes in der Konferenz bedankt und uns mit "best 73 (herzliche Grüße), OVER and clear" verabschiedet.
Stefan Dombrowski, ON6TI hat anschließend noch die offenen Fragen der Schüler in Nürnberg beantwortet.
Belgien übersandte ebenfalls seinen Dank bevor die Konferenzschaltung beendet wurde.
Das Experiment konnte erfolgreich abgeschlossen werden.
Alle Beteiligten haben anschaulich und praktisch erleben können, wie man
- international zusammenarbeitet,
- gemeinsam über Ländergrenzen hinweg Projekte plant,
- länderübergreifend technische Herausforderungen löst,
- über Satelliten kommuniziert,
- ggf. auch im Notfall die unterschiedlichsten Kommunikationssysteme zusammengeschaltet werden können,
- mit einem Satellitentrackingprogramm arbeitet,
- wofür man Keplerdaten, Sichtbereiche von Antennenanlagen, Footprints von Satelliten und Mathematik, Physik und Technik benötigt.
Herzlicher Dank an alle Beteiligten, die dieses Experiment möglich gemacht haben.
Darunter: Unser Gesprächspartner Astronaut Dr.-Ing. Matthias Maurer, Schüler aus Nürnberg, Schulleitung, Publikum, ARISS, AMSat, ARRL, CSA, NASA, ESA, JAXA, Roscosmos, DLR, DARC, UBA-Belgien, Moderatoren, Koordinatoren, Funkamateure.
Text: Stephan Vogl
Fotos: AG Funk und Elektronik