Fahrtenwoche in die KZ-Gedenkstätte Flossenbürg
An drei nachfolgenden Tagen fuhren Klassen der 11. Jahrgangsstufe im Rahmen des Sozialkundeunterrichts zur KZ-Gedenkstätte nach Flossenbürg. Bis zur Errichtung des Konzentrationslagers ist Flossenbürg nur ein kleines Dorf im Oberpfälzer Wald. Dank seiner Granitvorkommen werden dort ab Ende des 19. Jahrhunderts zahlreiche Steinbrüche in Betrieb genommen.
Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wird der Granit in Flossenbürg zu dem wichtigsten Standortfaktor für die Errichtung eines Konzentrationslagers in Flossenbürg. Mit den staatlichen Bauprogrammen der Nationalsozialisten steigt die Nachfrage nach Granit enorm. Die Entscheidung für den neuen Standort Flossenbürg fällt im März 1938. Ende April treffen die ersten SS-Wachen ein. Am 3. Mai erreicht der erste Transport mit 100 Häftlingen aus dem KZ Dachau die Baustelle. Zum Jahresende befinden sich bereits 1.500 Häftlinge im Lager. Die Zahl der Gefangenen im KZ Flossenbürg steigt kontinuierlich an. Ein SS-Unternehmen, die Deutschen Erd- und Steinwerke (DESt), lässt unter rücksichtsloser Ausbeutung der Gefangenen Granit fördern. Tausende KZ-Häftlinge werden gezwungen, im Flossenbürger Steinbruch zu arbeiten. Ohne Sicherheitsvorkehrungen, schlecht bekleidet und bei jedem Wetter müssen sie Erde abtragen, Granitblöcke absprengen, Loren schieben und Steine schleppen. Unfälle sind an der Tagesordnung. Kälte, harte Arbeit, völlig unzureichende Ernährung und die willkürliche Gewalt von SS-Männern und Kapos führen zum Tod vieler Häftlinge.
Ein Arbeitstag im Steinbruch dauert zwölf Stunden, nur unterbrochen von einer kurzen Pause, in der eine dünne Suppe ausgegeben wird. Die SS zwingt Häftlinge, stundenlang im Kreis zu gehen und dabei Steine zu schleppen.
Nur wenige überleben diese Strafkommandos. Nach Arbeitsschluss müssen Häftlinge die Toten zurück ins Lager tragen. Das Konzentrationslager ist für die Häftlinge permanent ein lebensbedrohlicher Ort. Der Alltag im Lager ist unmenschlich. Die Gefangenen werden gedemütigt und unterdrückt. Etwa 84.000 Männer und 16.000 Frauen aus über 30 Ländern sind zwischen 1938 und 1945 im KZ Flossenbürg und seinen Außenlagern inhaftiert. 30 000 Menschen starben im Konzentrationslager Flossenbürg und dessen Außenlagern. Am 23. April 1945 erreicht die US-Armee das KZ-Flossenbürg. Sie findet 1.500 schwerkranke Menschen vor. Die meisten Gefangenen sind zu diesem Zeitpunkt auf einem der Todesmärsche. Die letzten von ihnen werden erst am 8. Mai von alliierten Truppen befreit. Es waren sehr intensive Eindrücke, die die Schülerinnen und Schüler unserer Schule in Flossenbürg bei ihren Führungen erlebten, dennoch ist nur schwer vorstellbar, was die Menschen dort erleiden mussten.
Jürgen Horst