Mademoiselle Marie – EUROPA (k)eine Selbstverständlichkeit?!

Diorahma zum Theaterstück

Aus aktuellem Anlass (ein EU-Gipfel jagt den anderen) besuchten 87 Schüler der B1 am 23.09.2016 eine Sondervorstellung im Casablanca in Nürnberg.
Ziel des fächerübergreifenden Projektes war es, die Azubis für ein Thema zu sensibilisieren, das von ihrer Lebenswelt mittlerweile relativ weit entfernt ist, aufgrund der aktuellen Situation aber extrem an Brisanz gewinnt.

Den historischen Hintergrund des Musicals bildet das Massaker von Oradour:
Am 10. Juni 1944 machte die deutsche SS-Panzerdivision "Das Reich" den Ort dem Erdboden gleich. 642 Dorfbewohner kommen ums Leben, nur sechs Menschen überleben.
Das Massaker von Oradour gilt in Frankreich bis heute als Symbol für die Kriegsverbrechen der Nazis - scheinbar alles andere als eine Geschichte, die für ein Musical taugt. Der fränkische Autor Fritz Stiegler sah das anders. Als er die Pläne für sein Weltkriegs-Musical "Mademoiselle Marie" vor zwei Jahren öffentlich machte, gab es Bedenken von französischer Seite. Die Hinterbliebenen in Oradour lehnten jahrzehntelang jeden offiziellen Kontakt zu Deutschland ab.

Auch unsere Azubis fragten ungläubig, ob das denn der richtige Umgang mit so einem Thema wäre.

Im Kino erfolgte eine kurze Einführung über die geschichtlichen Hintergründe (2. Weltkrieg, ca. 20 Millionen Heimatvertriebene nach dem Krieg, davon 1,9 Millionen allein in Bayern, Konrad Adenauer, der 1955 mit Chruschtschow über die Freilassung der letzten deutschen Kriegsgefangenen verhandelt, die gewonnene Fußball WM 1954, die neues Selbstvertrauen schafft, die Jugend, die „Roggn Roll“ tanzt, rückenfreie Kleider trägt und mit Schmalzlocken dem amerikanischen „Way of Life“ nacheifert, während auf der Kriegsgeneration noch immer die Schatten der Vergangenheit lasten, …).

Das Musical zeigt anschaulich, wie der deutschen Bevölkerung nach Kriegsende mit Misstrauen bzw. sogar Hass begegnet wird. Umso bedeutsamer wird das Verhalten des heute 91-jährigen Robert Hébras, der das Massaker überlebt hat und im Film am Ende durch den französischen Ort führt um für Versöhnung und Frieden zu plädieren.
Insofern liefert der Film einen wertvollen Beitrag für die heutige Zeit. Ein friedliches Miteinander in Europa ist eben nicht selbstverständlich sondern erfordert den Beitrag jedes einzelnen.

Einige Kommentare der Azubis nach dem Film:

„Ich bin auch so ein Vertriebener (also meine Großeltern kommen aus dem Sudetenland)…“

„Es war toll, dass das Musical in Franken spielt und in „Frängisch“ ist. Unser Nachbar im Dorf fährt auch noch so einen „Schlüter“. Da vibriert der Boden, wenn der heimkommt.“

„Ich werde meine Eltern in den Film schicken. Leider lebt meine Oma nicht mehr.“


Alexandra Stolle, Claudia Belzer und Daniela Zapf





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