Die Architektur der Meistersingerhalle
Der Kunst einen angemessenen Rahmen bieten – Dieser Gedanke stand von vorneherein hinter dem Projekt der Meistersingerhalle.
Doch sollte es nicht irgendein beliebiger Rahmen werden, sondern ein einmaliger. Ein Rahmen, der schon alleine durch sein Erscheinungsbild beeindruckt, ohne sich dabei jedoch in den Vordergrund zu drängen. Quasi ein eigenes Kunstwerk, das Kunst beherbergt.
Um dieser schweren Zielsetzung gerecht zu werden entwarf der Architekt Harald Loebermann ein multifunktionales Gebäude, das von außen betrachtet zunächst schlicht, beim Betreten jedoch edel und beeindruckend wirkt.
Integration in die Natur
Das Ergebnis dieses Entwurfs ist ein kubistisch anmutendes Bauwerk, das sich trotz seiner immensen Grundfläche von 26740 Quadratmetern in die Landschaft integriert, ohne dabei protzig zu wirken. Beim Bau der Meistersingerhalle wurde darauf geachtet, dass die Parkanlage Luitpoldhain mit ihrem alten Baumbestand so wenig wie möglich verändert und zerstört wurde. So stehen an einigen Stellen alte Bäume direkt an den Außenmauern des Gebäudes und auch im Innenhof finden sich noch Bäume aus einer Zeit lange vor dem Bau der Meistersingerhalle.
Um die Wirkung der Verbindung von Bau und Natur noch zu verstärken erweiterte man den alten Baumbestand um Edelhölzer, wie Essigbaum, Scheinbuche, Zaubernuss, Korkenzieherhasel, Silberahorn und Götterbaum.
Die beiden Foyers
Die künstlerische Federführung bei der Gestaltung
Wunibald Puchner, Professor an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg, wurde mit der künstlerischen Ausgestaltung der Innenräume betraut. Auch im Inneren sollte dabei die Einmaligkeit der Meistersingerhalle betont und hervorgehoben werden. Professor Puchner schuf aus diesem Grunde für jeden der Räume ein eigenständiges Farbgestaltungsbild, welches durch die verschiedenen Wandbilder und anderen Kunstwerke harmonisch ergänzt wurde. Die ausführenden Künstler wurden hierfür eigens von ihm ausgewählt und explizit mit in die Raumplanung einbezogen. Es entstanden so verschiedene Raumtypen, die dennoch in Gänze betrachtet ein harmonisches Gesamtbild ergeben.
Die natürliche Erscheinung
Sobald man eines der Foyers des mit schwarzem Quarzit und römischem Travertin verkleideten Gebäudes betritt, erkennt man, warum es dem Architekten so wichtig war, die Parkanlage zu erhalten und erweitern: Durch die großflächige Verglasung der Foyerräume werden die Bäume und Pflanzen der Umgebung in das Raumbild integriert und sorgen so für eine harmonische Lichtkulisse und ruhige Farben.
Wie Baumstämme einer Allee ragen auch die mit weißem Marmor verkleideten Säulen der Eingangsbereiche auf. Der aus dunklem Granit und grünem Marmor bestehende Fußboden schafft ein weiteres Verbindungselement zur Natur und hebt sich ab von der hellen Decke, an der große kubische Kristallleuchter für stimmungsvolles Licht sorgen.
Baukunst und Kunst fließen ineinander. Nicht zuletzt durch die fest in den Raum integrierten Kunstwerke: Im großen Saal überspannt das größte Kupferrelief seiner Art eine komplette Wand mit 293 Quadratmetern Fläche.
Im kleinen Foyer ziert ein Wandbild von Miklós Szmerédy ebenfalls eine gesamte Wandfläche.
Während das Kupferrelief im großen Foyer durch seine Farbe und die weichen Formen den Besucher auf seinem Weg in den großen Saal begleiten und einstimmen soll, unterstreicht das Wandbild im kleinen Foyer durch klare Linien die Architektur des Gebäudes.
So werden trotz gleicher Bauweise der Foyers zwei unterschiedliche Raumstimmungen geschaffen.
Die Architektur des großen Saals
Naturverbundene, warme Farben warten auch im großen Saal auf den Besucher. Der gesamte Raum wurde mit Holz verkleidet. In Verbindung mit der aus pyramidenförmigen Elementen zusammengesetzten Decke und der an diesen angebrachten dreieckigen Kristallleuchten entsteht ein ruhiges Gesamtbild. Trotz der enormen Größe des Saals und der durch die Ränge zustande kommenden zweiten Ebene wirkt der Raum wohnlich und einladend.
Der Blick des Betrachters wird direkt auf die Bühne und die dort alles dominierende Steinmeyer-Orgel gelenkt. Mit ihren monumentalen Ausmaßen und ihren 6646 Pfeifen ist die Orgel beindruckende Kulisse und spielbares Instrument in einem.
Das Instrument ist fester Raumbestandteil und unterstreicht das fast sakrale Gesamtbild.
Der kleine Saal der Meistersingerhalle
Auch beim kleinen Saal dominieren die natürlichen Farben des verwendeten Holzes und die pyramidalen Deckenleuchten, die wie Waben eines Bienenstocks wirken. Durch seine geradlinige Bauweise, die niedrigere Decke und den Verzicht auf eine zweite Ebene wirkt der Raum insgesamt sachlicher ohne dabei steril zu werden.
Mit einer Grundfläche von 470 Quadratmetern wird der Raum seiner Aufgabe, kleineren Konzertveranstaltungen wie auch Vorträgen und Seminaren Raum zu bieten, mehr als gerecht. Um das klare Bild des Raumes nicht zu stören, wurden die Kabinen für Licht und Tontechnik fast unsichtbar für den Gast in die Rückwand des Raumes integriert. Hoch oben über den Köpfen der Anwesenden wird hier aus dem Hintergrund gearbeitet, ohne dass das Publikum davon etwas merkt.
Die Meistersingerhalle unter Denkmalschutz
Im Jahr 2007 wurde die Meistersingerhalle unter Denkmalschutz gestellt.
Die Begründung für diesen Schritt liest sich wie eine Hymne auf die funktionalistisch geprägte Formensprache, welche außen mit strenger Geometrie und Geradlinigkeit brilliert, im Inneren unter Verwendung hochwertiger Materialien und schlichter Ornamentik eine konsequente Fortführung findet und somit der Architektur der Meistersingerhalle ihren Repräsentationscharakter verleiht.
So handelt es sich bei der gesamten Anlage mit den Worten der Kommission „um eine herausragende bauliche Leistung“, welche „losgelöst von der Leichtigkeit der 1950er Jahre (…) ein früher Vertreter der strengen kubistischen Auffassung von Architektur“ ist.
Besondere Berücksichtigung fand die augenscheinliche Orientierung an zeitgenössischen Vorbildern, im Speziellen an Ludwig Mies van der Rohe.