Generalsanierung der historischen Äußeren Stadtgrabenstützmauer
Die historische äußere Stadtgrabenstützmauer ist Bestandteil der historischen Befestigungsanlage der Stadt Nürnberg, welche zu den umfangreichsten städtischen Verteidigungsanlagen in Europa zählt. Sie entstand im Mittelalter und wurde über die Jahrhunderte erweitert und verstärkt. Die sogenannte letzte Stadtbefestigung wurde zwischen dem 14. und dem 15. Jahrhundert gebaut und im 16. Jahrhundert durch Artilleriebastionen ergänzt.
Merian Zeiller: „Topographia Franconiae“, 1648; ergänzt um Markierung des Sanierungsbereichs.
Grün: Historische äußere Stadtgrabenstützmauer, Bereich am Spittlertorgraben zwischen Ludwigstor und Fürther Tor, Sanierungsabschnitt 2020.
Rot: Historische äußere Stadtgrabenstützmauer, Gegenstand der Generalsanierung.
Akut sanierungsbedürftig: Stadtmauer und Laufer Torturm
Diente die äußere Stadtgrabenstützmauer früher als Barriere gegen heranrückende Feinde und wurde sie daher seitens der mittelalterlichen Baumeister nur gegen den Druck der Erde ausgelegt, hat sich nicht nur infolge der Erweiterung der Stadt ihre Beanspruchung verändert: Insbesondere die Belastungen der Moderne – steigender Verkehr, Leitungsverlegungen, Frostschäden, Salzeinwirkungen – haben zu teilweise erheblichen Schäden an der historischen Wand geführt.
Deshalb saniert der Servicebetrieb Öffentlicher Raum Nürnberg (SÖR) in den kommenden Jahren die Äußere Stadtgrabenstützmauer. Das Hochbauamt plant zurzeit die Sanierung des Laufer Torturms.
Die Spendenkampagne
Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz und die Stadt Nürnberg wissen um die Bedeutung der einzigartigen historischen Verteidigungsanlagen und haben gemeinsam eine Spendenkampagne ins Leben gerufen, um die Sanierung der Nürnberger Stadtmauer und des Laufer Torturms zu unterstützen. Mit vereinten Kräften möchten wir die Sanierung vorantreiben. Doch dafür benötigen wir Ihre Unterstützung. Bitte helfen Sie mit Ihrer Spende!
Von Juli bis November 2021 kamen über diese Kampagne schon mehr als 100.000 Euro zusammen. Die Stadt Nürnberg dankt allen Spenderinnen und Spendern sowie der Deutschen Stiftung Denkmalschutz für die Unterstützung.
Dank der Stadtspitze:
Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König: „Wir danken allen Menschen, die für die historische Stadtmauer gespendet haben, und der DSD ganz herzlich für ihr Engagement! Es ist enorm hilfreich, dass sich die DSD mit der aktuellen Spendenkampagne langfristig für den Erhalt der Nürnberger Stadtgrabenstützmauer einsetzt. Denn die Stadtmauer formt den Grundriss der Stadt Nürnberg und prägt das charakteristische Bild der Altstadt. Dieses große und bedeutende Baudenkmal gilt es unbedingt zu erhalten. Deshalb bitten wir auch weiterhin darum: Spenden Sie für den Erhalt der Nürnberger Stadtmauer!“
Bürgermeister und Erster SÖR-Werkleiter Christian Vogel: „Ich freue mich, dass viele Menschen Anteil nehmen an der Stadtmauersanierung und die dringend notwendigen Arbeiten mit ihren Spenden unterstützen. Unsere historischen Verteidigungsanlagen sind einzigartig, wir wollen sie deshalb auch für die zukünftigen Generationen sichern. Deshalb zielen alle Maßnahmen darauf ab, die historische Substanz bestmöglich zu erhalten, und entsprechen strengen denkmalschutzrechtlichen Anforderungen. Das macht die Sanierung aber auch zu einer teuren und langfristig angelegten Maßnahme. Deshalb danke ich jedem einzelnen Spender und jeder einzelnen Spenderin für einen Beitrag zur Sanierung und hoffe auf viele weitere Spenden.“
Planungs- und Baureferent Daniel F. Ulrich: „Auch mein Dank gilt den großzügigen Unterstützern. Jede Spende hilft bei der Sanierung der Stadtgrabenstützmauer und der anstehenden Sanierung des Laufer Torturms weiter. Der Erhalt und die Sicherung der denkmalgeschützten Bauten ist wichtig und notwendig. Daher freue ich mich umso mehr über jeden Spender, der sich mit der Stadt Nürnberg und seiner Stadtmauer sowie dem Laufer Torturm als großartiges Erkennungsmerkmal unserer Stadt verbunden fühlt.“
Bürgermeister und erster Sör-Werkleiter Christian Vogel, Oberbürgermeister Marcus König sowie Dr. Steffen Skudelny, Vorstand der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, und Planungs- und Baureferent Daniel F. Ulrich setzen sich für die Sanierung der Stadtmauer ein.
Die Generalsanierung
Exemplarischer Querschnitt durch den Stadtgraben mit Bezeichnung der charakteristischen Elemente.
Aktueller Sanierungsabschnitt: Neutorgraben - Juni 2022 bis Juni 2023
Nach Aufgrabungen am Mauerfuß und an der Mauerkrone sowie Vorarbeiten zur Entsalzung der Sandsteinoberflächen laufen seit Herbst 2022 die Tiefbauarbeiten zur Entlastung der Stützwand und die Sanierungsarbeiten im Abschnitt Neutorgraben. Auch diese Arbeiten werden durch Archäologen begleitet. Im Sommer 2023 sollen die Arbeiten hier abgeschlossen werden.
Die Kosten für den zweiten Abschnitt sind mit etwa 1,9 Millionen Euro veranschlagt. Hier sind vor Ort ungünstige Rahmenbedingungen zu berücksichtigen: Die Mauer ist schlank und hoch, eine Verstärkung durch Vorsatzpfeiler ist jedoch nicht möglich. Da es am Neutorgraben für Vorsatzpfeiler kein historisches Vorbild gibt, muss die Mauer hier zum größten Teil indirekt über starke Entlastungselemente ertüchtigt werden. Dafür ist Spezialtiefbau notwendig, was die Sanierung natürlich sehr aufwendig macht.
An der Dringlichkeit der Arbeiten kann jedoch kein Zweifel bestehen: Im Sommer 2021 haben Untersuchungen gezeigt, dass die komplette Vorsatzschale aus den 1960er-Jahren hohlliegt und die Wand über eine rechnerisch ungenügende Standsicherheit verfügt. Um Passanten vor herabfallenden Steinen zu schützen, wurde die Grünfläche im Graben bis zum Beginn der Sanierungsarbeiten durch einen Bauzaun gesichert. Daneben wurde die Wand wöchentlich begangen und regelmäßig per 3D-Scan auf zusätzliche Verformungen kontrolliert. So hätten eine Unruhe der Mauer frühzeitig erkannt und gegebenenfalls rechtzeitig Notabstützungen veranlasst werden können.
Der 2. Sanierungsabschnitt der Stadtgrabenstützmauer geht entlang des Neutorgrabens.
Die weiteren Sanierungsabschnitte
Der dritte Sanierungsabschnitt ist für die Jahre 2023 und 2024 entlang des Vestnertorgrabens, der vierte Abschnitt ist von 2025 bis 2026 am Maxtorgraben geplant. Weitere Sanierungsabschnitte werden dann sukzessive festgelegt.
Abgeschlossen: Der 1. Abschnitt am Spittlertorgraben
Der erste Abschnitt der Sanierung – am Spittlertorgraben – wurde im Oktober 2021 abgeschlossen. Die Kosten für den ersten Abschnitt liegen bei rund 1,47 Millionen Euro.
Sanierungsabschnitt: Querschnitt mit Darstellung der Entlastungselemente
Die Stützwand zwischen Ludwigstor und Fürther Tor wurde im 15. Jahrhundert aus vermörtelten Sandsteinquadern errichtet. Die Originalsubstanz liegt seit den 1960er-Jahren unter einer Vorsatzschale aus Sandstein verborgen. Die ursprünglich mit dem obenliegenden Gelände abschließende Stützmauer erhielt im 19. Jahrhundert eine Brüstung, um Passanten vor einem Absturz zu schützen.
Zur Entlastung wurden gehwegseitig unterirdische von der Wand abgekoppelte Entlastungselemente in Form von Beton-Winkelelementen und Beton-Stützlamellen eingebaut. Gestörtes Wandgefüge wurde vernadelt und die Wand durch zusätzliche Vorsatzpfeiler nach historischem Vorbild gestützt. Die Mauerkrone wurde erdseitig behutsam freigelegt und Fehlstellen wurden durch Ziegelmauerwerk ergänzt.
Neue Vorsatzpfeiler nach historischem Vorbild stützen die Stadtmauer nahe des Fürther Tors jetzt.
Sanierung des Laufer Torturms
Ergänzend zu den Arbeiten an der äußeren Stadtgrabenstützmauer führt das Hochbauamt der Stadt Nürnberg eine Fassaden- und Dachsanierung des 1377 errichteten Laufer Torturms durch. Im Nordosten der Nürnberger Stadtmauer am Laufertorzwinger gelegen, ist er einer der vier markanten, runden Haupttürme der ehemaligen Stadtbefestigung und steht unter Denkmalschutz. In den vergangenen Jahren ergaben mehrere Untersuchungen, dass der Turm in einem sehr schlechten Zustand ist. Nachdem sich 2011 Mauerwerksteile gelöst hatten, wurden lose Fassadenteile entfernt und die unteren Etagen des Turms anschließend eingerüstet. So konnte das Bauwerk temporär gesichert werden. Im Oktober 2022 haben die Sanierungsarbeiten begonnen.
...und prägt das charakteristische Bild der Altstadt. Von der ursprünglich rund fünf Kilometer langen äußeren Stadtgrabenstützmauer noch immerhin etwa 2,7 Kilometer erhalten. Damit ist die Stadtbefestigung Nürnbergs größtes und gleichzeitig eines seiner bedeutendsten Kunst- und Baudenkmäler, das es unbedingt zu erhalten gilt!
Stadtgraben - Impressionen
30. Juli 2021: Auftakt zur Spendenkampagne für die Sanierung der Nürnberger Stadtmauer
Als Auftakt für eine Spendenkampagne zugunsten der historischen Befestigungsanlagen der Stadt Nürnberg haben am Freitag, 30. Juli 2021, Oberbürgermeister Marcus König, Christian Vogel, Bürgermeister und erster Werkleiter des Servicebetriebs Öffentlicher Raum (Sör), Planungs- und Baureferent Daniel F. Ulrich sowie Dr. Steffen Skudelny, Vorstand der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD), über Bedeutung, Zustand und Schäden sowie insbesondere über die laufenden und geplanten Maßnahmen für die Generalsanierung der äußeren Stadtgrabenstützmauer und des Laufertorturms berichtet.
Die Stadtmauer der Stadt Nürnberg zählt zu den umfangreichsten städtischen Verteidigungsanlagen Europas. Insbesondere die Belastungen der Moderne – steigender Verkehr, Leitungsverlegungen, Frostschäden, Salzeinwirkungen – haben jedoch zu teilweise erheblichen Schäden an der historischen Wand geführt. Mithilfe einer Spendenkampagne soll jetzt die Sanierung der historischen Verteidigungsanlagen unterstützt werden, um dieses einmalige Denkmalensemble erhalten zu können.
„Die Stadtmauer formt den Grundriss der Stadt Nürnberg und prägt das charakteristische Bild der Altstadt. Wir können uns glücklich schätzen, dass von der ursprünglich rund fünf Kilometer langen äußeren Stadtgrabenstützmauer noch immerhin etwa 2,7 Kilometer erhalten sind. Damit ist die Stadtbefestigung Nürnbergs größtes und gleichzeitig eines seiner bedeutendsten Kunst- und Baudenkmäler, das es unbedingt zu erhalten gilt“, betont Marcus König. Bei Bauwerksprüfungen wurden jedoch über die Zeit immer mehr Mängel festgestellt – Standsicherheit und Dauerhaftigkeit der Mauer sind beeinträchtigt und damit auch die Verkehrssicherheit entlang der Mauer teilweise gefährdet.
Deshalb hat Sör mit der Generalsanierung der Stützmauer begonnen. „Wir arbeiten bereits daran, dass unsere Stadtmauer sicher und standfest bleibt. Der erste Sanierungsabschnitt am Spittlertorgraben ist fast fertiggestellt, die Arbeiten werden bis Oktober 2021 abgeschlossen“, berichtet Christian Vogel. Die Kosten für den ersten Abschnitt liegen bei rund 1,47 Millionen Euro, davon können 53 Prozent über Fördergelder finanziert werden. „Die DSD hat sich hier bereits mit einer Zuwendung in Höhe von 70 000 Euro engagiert, wofür wir herzlich danken. Wir freuen uns nun umso mehr, dass sich die DSD mit der aktuellen Spendenkampagne auch langfristig für den Erhalt der Nürnberger Stadtgrabenstützmauer einsetzt. Die Stadtmauer ist einzigartig und wir wollen sie deshalb bestmöglich für die zukünftigen Generationen erhalten.“
Für den zweiten Abschnitt der Sanierung, am Neutorgraben, erfolgt aktuell die Entwurfsplanung. Die Arbeiten beginnen im Herbst 2021, sie sollen 2022 abgeschlossen werden. Die Kosten für den Abschnitt Neutorgraben sind mit etwa 1,9 Millionen Euro veranschlagt. Hier sind vor Ort ungünstige Rahmenbedingungen zu berücksichtigen: Die Mauer ist schlank und hoch, eine Verstärkung durch Vorsatzpfeiler ist jedoch nicht möglich. Da es am Neutorgraben für Vorsatzpfeiler kein historisches Vorbild gibt, muss die Mauer hier zum größten Teil indirekt über starke Entlastungselemente ertüchtigt werden. Dafür ist Spezialtiefbau notwendig, was die Sanierung natürlich sehr aufwendig macht. An der Dringlichkeit der Arbeiten kann jedoch kein Zweifel bestehen: Im vergangenen Sommer haben Untersuchungen gezeigt, dass die komplette Vorsatzschale aus den 1960er-Jahren hohlliegt und die Wand über eine rechnerisch ungenügende Standsicherheit verfügt. Um Passanten vor herabfallenden Steinen zu schützen, ist die Grünfläche im Graben noch bis zum Beginn der Sanierungsarbeiten durch einen Bauzaun gesichert. Daneben wird die Wand wöchentlich begangen und regelmäßig per 3D-Scan auf zusätzliche Verformungen kontrolliert. So könnten eine Unruhe der Mauer frühzeitig erkannt und gegebenenfalls rechtzeitig Notabstützungen veranlasst werden.
Der dritte Sanierungsabschnitt ist für die Jahre 2023 und 2024 am Maxtorgraben geplant, der vierte Abschnitt geht 2025 bis 2026 entlang des Vestnertorgrabens. Weitere Sanierungsabschnitte werden dann sukzessive festgelegt.
Ergänzend zu den Arbeiten an der äußeren Stadtgrabenstützmauer plant das Hochbauamt der Stadt Nürnberg eine Fassaden- und Dachsanierung des Laufer Torturms. Im Nordosten der Nürnberger Stadtmauer am Laufertorzwinger gelegen, ist er einer der vier markanten, runden Haupttürme der ehemaligen Stadtbefestigung und steht unter Denkmalschutz. Die Arbeiten beginnen voraussichtlich im Jahr 2022, die Baukosten können noch nicht abschließend beziffert werden.
Die Natursandsteinfassade und das Dach des heute freistehenden Rundturms nahe dem Rathenauplatz sind sanierungsbedürftig, als Sofortmaß-nahmen und im Rahmen von Voruntersuchungen wurden lose Fassadenteile entfernt. Die unteren Etagen des Turms sind daher seit längerem eingerüstet, um einen Schutz der Passanten und Fahrzeuge zu gewährleisten und eine temporäre Sicherung des Bauwerkes zu erzielen. Ziel ist die Sicherung der Fassade unter weitest gehendem Erhalt des historischen Erscheinungsbildes sowie eine statische Sicherung des Dachstuhls und einer neuen Dachhaut. Die Planungen finden in enger Abstimmung mit dem Denkmalschutz statt.
„Im Fokus stehen dabei der Schutz und die Wiederherstellung der denk-malgeschützten Substanz und die uneingeschränkte Verkehrssicherheit. Zudem soll die öffentliche Wahrnehmung des Turms als zentrales Element der Nürnberger Stadtbefestigung verbessert werden“, erklärt Planungs- und Baureferent Daniel F. Ulrich.
Der Laufer Torturm wurde um 1377 als Bestandteil der historischen Befestigungsanlage der Stadt Nürnberg und ursprünglich als quadratischer Turm erbaut. 1552 wurde er im Zweiten Markgrafenkrieg stark beschädigt und 1556 von Stadtbaumeister Jörg Unger, den Anforderungen moderner Wehrtechnik entsprechend, zu seiner heutigen runden Form umgestaltet. Im zweiten Weltkrieg wurde der Turm zu Zivilschutzzwecken ausgebaut. Die Kriegsschäden nach 1945 waren relativ gering und beschränkten sich, von ein paar Einschusslöchern auf der Südseite abgesehen, überwiegend auf das Dach. Aufnahmen, die den Wiederaufbau belegen, stammen aus dem Jahr 1953.