Politik hautnah: Einen Tag lang Stadtrat sein
Politik hautnah: Einen Tag lang Stadtrat sein
Dies wurde für die Schülerinnen und Schüler der Klassen 10Rc und 10Rd der Bertolt-Brecht-Schule wahr. Am 8. Oktober 2024 schlüpften sie einen Tag lang in die Rollen von Stadträten. Unter Anleitung der beiden Referentinnen Frau Pfaffinger und Frau Düll von der Hanns-Seidel-Stiftung wurde das Planspiel Kommunalpolitik direkt vor Ort im Sitzungssaal des Nürnberger Rathauses durchgeführt.
Doch von Anfang an. Zunächst wurden alle von Frau Trinkl begrüßt und erhielten einen kurzen Einblick in ihren Alltag und ihre Arbeit als Referentin für Schule und Sport und berufsmäßige Stadträtin. Dies griff Frau Düll anschließend auf und führte die Schülerinnen und Schüler in die Grundzüge der Kommunalpolitik ein: Welche Aufgaben gibt es hier? Welche Rolle übernimmt dabei der Stadtrat? Wie setzt sich dieser zusammen? Und was haben Referate mit der Kommunalpolitik zu tun? – dies waren nur einige der Fragen, die dabei geklärt wurden.
Nach diesem eher theoretischen Input wurden die Schülerinnen und Schüler nun selbst aktiv. Sie teilten sich - je nach Interesse - den folgenden Referaten zu: Referat für Schule und Sport, Referat für Jugend, Familie und Soziales und das Wirtschafts- und Wissenschaftsreferat. Danach ging es an die aktive Stadtratsarbeit: Themen und Ideen passend zu ihren gewählten Bereichen finden. In dieser Anfangsphase war auch Herr Gebhardt, langjähriger Nürnberger Stadtrat und Regionalbeauftragter der Hanns-Seidel-Stiftung anwesend und unterstütze dabei. Alle Gruppen erarbeiteten ein großes Spektrum an Ideen, die anschließend von jeweils zwei Gruppensprechern im Gremium vorgestellt wurden. Neben eher schulnahen Themen wie „bequemere Sitzmöglichkeiten im Klassenzimmer und den Aufenthaltsbereichen“ oder „Senkung der Preise von Schulessen“ widmete man sich aber auch Bereichen wie der Obdachlosenhilfe, Jugendtreffs und Horte für Kinder und der Förderung der Wissenschaft durch beispielsweise dem Bau von Laboren oder der Einrichtung von Foren zur wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Vernetzung. Dabei brachten die Schülerinnen und Schüler die unterschiedlichsten Erfahrungen aus ihrem Alltag und ihren Familien und verschiedensten Sichtweisen mit ein.
Da die Fülle an Einfällen nicht komplett bearbeitet werden konnte, teilten sich die Referate anschließend in Kleingruppen auf, die sich jeweils mit einer Idee tiefergehend beschäftigten und hierfür einen Antrag für die anschließende Stadtratssitzung ausformulierten; wie im richtigen Stadtratsalltag auch mit Überschrift, konkretem Antragstext und aussagekräftiger Begründung.
Bevor die abschließende Sitzung jedoch stattfinden konnte, wurden Fraktionen gebildet. Hier musste nun jeweils ein Sprecher gewählt und ein Fraktionsname festgelegt werden. In diesen Gremien wurden nun nach und nach alle Anträge durchgesprochen. Es wurden mögliche Rückfragen und Änderungsvorschläge notiert und jede Fraktion legte ihre Position zum jeweiligen Antrag fest. Hierbei kam es teilweise zu allerlei Diskussionen und dem ein oder anderen hitzigeren Wortgefecht.
Nach all der Vorarbeit war die große Stunde gekommen: die Stadtratssitzung fand statt und es wurden folgende Anträge behandelt:
- Renovierung des Nürnberger Stadtparks
- Obdachlosenhilfe ausweiten
- Nürnberger Pass mehr bewerben
- Einrichtung eines neuen Jugendtreffs im Stadtteil Langwasser
- Antrag für bequeme Sitzmöglichkeiten in Klassenzimmern
- Antrag für bequeme Sitzmöglichkeiten in Aufenthaltsbereichen
- Förderung von Vereinen
- Einrichtung öffentlicher Fitnessplätze
- Schaffung eines Pumptracks/Dirtparks im Stadtteil Langwasser
- Schaffung von Spielplätzen für Junge Leute
- Umwandlung von Bolzplätzen in Kunstrasenplätze
Während der ein oder andere Punkt ohne größere Diskussionen angenommen wurde, gab es beispielsweise bei dem Antrag über einen neuen Jugendtreff großen Austausch- und Diskussionsbedarf. So wurde etwa von einer Fraktion hinterfragt, warum ein neuer Jugendtreff überhaupt nötig sei, da bereits einer in Langwasser existiere. Und so kam es, dass es nicht alle Anträge durch die Abstimmungen schafften und ein paar auch mehrheitlich abgelehnt wurden. Dies führte zum ein oder anderen enttäuschten Gesicht.
Allerdings ist an dieser Stelle noch nicht alles verloren. Denn alle Anträge wurden anschließend an das Referat für Schule und Sport weitergeleitet und dieses möchte sie den schulpolitischen Sprechern der „richtigen“ Stadtratsfraktionen vorstellen. Vielleicht schafft es jetzt einer der Anträge noch in die große Politik und wird bald Thema in einer echten Stadtratssitzung sein. Die Schülerinnen und Schüler der 10Rc und 10Rd würden sich sehr darüber freuen und stehen gerne beratend zur Seite.
Das Fazit der Schülerinnen und Schüler fiel größtenteils sehr positiv aus. Sie haben viel bei diesem Planspiel über die Kommunalpolitik gelernt. Vor allem die Zusammenarbeit in den Gruppen, die Diskussionen und der hohe Anteil an aktiver Schülerarbeit kam besonders gut an und blieb den Schülerinnen und Schülern im Gedächtnis. Sie erfuhren dabei auch, wie wichtig Kommunalpolitik ist und dass es viele unterschiedliche Meinungen gibt, aber jeder die Möglichkeit hat, seine zu äußern und einzubringen. So konnte jeder etwas aus diesem Planspiel für sich mitnehmen und am Ende reicher an Erfahrungen den Heimweg antreten, denn „es war ein richtiger cooler Tag“ (O-Ton Schülerin).
Julia Feiler