Vortrag zu Tuberkulose in Nürnberg - "Friedhofsröschen sind kein Blumenschmuck"! - 21. März 2024

Das Ende des Ersten Weltkriegs markierte den Beginn einer weiteren Welle von Tuberkulose. Ein Arzt der Landesversicherungsanstalt untersucht hier einen jungen Tuberkulosekranken. Das Bild enstand um 1920.

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Ein Arzt der Landesversicherungsanstalt Nürnberg untersucht einen jungen Tuberkulosekranken. Das Bild entstand um 1920.

Außerordentliches Engagement jüdischer Ärzte in Nürnberg in Sachen Tuberkulose

Nürnberg war eine Tuberkulose-Hochburg. Jeder sechste Todesfall ging in Nürnberg um die Jahrhundertwende auf Tuberkulose zurück.

Die Initiative zur Prävention von Lungenerkrankungen ging in Nürnberg auf das Engagement von Dr. Alexander Frankenburger, einer im Deutschen Reich renommierten Kapazitaet auf dem Gebiet der Lungenheilkunde, zurück.

Dr. Frankenburger gründete im Jahr 1906 den "Verein zur Bekämpfung der Tuberkulose". Dieser Verein war der zweitgrößte Verein mit dieser Zielrichtung reichsweit und betrieb eine eigene Fürsorgestelle.
Ein Jahr später wurde in Rückersdorf ein Walderholungsheim für Lungenkranke gestiftet.

Einer seiner Mitstreiter war Dr. Gottlieb Merkel, seit den 1860ern prägende Persönlichkeit des Nürnberger Gesundheitswesens, der 1900 den "Heilstättenverein" zur finanziellen Unterstützung der Bemühungen seines Kollegen Frankenburger um die Errichtung von Erholungsheimen für Erkrankte gründete.

Dr. Frankenberger leitete seit 1913 die Beobachtungs- und Begutachtungsstelle für Tuberkulosekranke im neuerrichteten Gebäude der "Landesversicherungsanstalt" in der Äußeren Bayreuther Straße. Von 1966 bis zum Abriss 2008 trug das Haus seinen Namen.

Der Heilstättenverein finanzierte mit Wohlwollen der Stadt im Jahr 1900 in Engelthal eine Heilstätte für TB-erkrankte Männer. Das Gebäude wird heute noch als Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik in der Frankenalb-Klinik genutzt.

Nach der konsequenten Eindämmung in Nürnberg galt die Stadt deutschlandweit als Pionier der TB-Bekämpfung.

Nach dem Ersten Weltkrieg stieg die Zahl von TB-Erkrankungen nnochmals rasant an und flachte - nicht zuletzt wegen der guten Erfahrungen in Nürnberg mit der Tuberkulose-Eindämmung- in den 20er Jahren wieder ab.

Klaus Thaler, Leiter des Bürgervereins St. Leonhard/Schweinau und Experte für Sozialgeschichte in Nürnberg, wird am 21. März dazu in der Villa Leon einen Vortrag halten. Das Gesundheitsamt ist mit einem Büchertisch dabei.

Der Nürnberger Lungen-Arzt Dr. Alexander Frankenburger, 1868 -1938

Dr. Alexander Frankenburger, geboren 1868, lebte und praktizierte am Egidienplatz 22. Er arbeite neben seiner Praxis seit 1895 auch als Armenarzt in einem Vorstadtviertel und ehrenamtlich in der Poliklinik.

1933 ging er in Pension. Da er jüdischer Herkunft war, wurden seine Verdienste verschwiegen.

Nach den auch in Nürnberg erheblichen Zerstörungen und der Gewalt gegen Juden im Zusammenhang mit der "Reichskristallnacht" beging Dr. Frankenburger am 9. November 1938 Selbstmord zusammen mit seinem Bruder.

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