Zweite Nürnberger Woche der seelischen Gesundheit beendet
Eindringlich: Oberbürgermeister Marcus König, Schirmherr der Aktionswoche, zum Umgang mit psychischen Erkrankungen
„Meinem Eindruck nach kommt die Sensibilisierung für die besonderen Bedarfe und Belange von Menschen mit chronischen Erkrankungen und Behinderungen in unserer Stadt ganz gut voran, insbesondere was körperliche oder kognitive Behinderungen betrifft – schneller und besser kann es freilich immer gehen. Menschen mit psychischen Erkrankungen und Behinderungen kämpfen dagegen noch immer mit Stigmatisierung und Tabuisierung. Damit einher gehen Schuld und Schamgefühle. Das muss nicht sein und das darf auch nicht sein. Es ist kein individuelles Problem, kein Problem des oder der Einzelnen, sondern ein gesellschaftliches Problem, wenn psychische Erkrankungen mit Schuld und Scham, mit Stigma und Tabu behaftet sind und werden. Mein Motto als Oberbürgermeister lautet ‚Wir alle sind Nürnberg!'‘ Nürnberg ist in vielerlei Hinsicht eine sehr vielfältige Stadt. In all unserer Vielfalt machen wir unsere Stadt aus und zu etwas ganz Besonderem.“
Zuversichtlich: Britta Walthelm unterstrich in ihrem Statement nachdrücklich die Notwendigkeit des Formats
„Die letzten Jahre zeigen deutlich, wie stark die verschiedenen Krisen der aktuellen Zeit, von Pandemie über Klimawandel bis Kriege, die körperliche und psychische Gesundheit von Menschen beeinträchtigen. Das Bundesarbeitsministerium verzeichnete zuletzt eine Verdopplung von Krankheitstagen aufgrund psychischer Belastungen zwischen 2012 und 2022. Deshalb fächern wir erneut das Thema ‚psychische Gesundheit‘ in allen Facetten in der Zweiten Woche der seelischen Gesundheit auf, das zudem Teil des Aktionsplans zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention ist.“
Positiv gestimmt: Dr. Lars König von der Stiftung Gesundheitswissen, Berlin
„30 % der Bevölkerung in Deutschland leiden unter eines psychischen Erkrankung. Am häufigsten sind Angststörungen, affektive Störungen sowie substanzgebundene Störungen. Laut WHO bedeutet psychische Gesundheit einen Zustand des Wohlbefindens, in dem der Einzelne seine Fähigkeiten ausschöpfen, die normalen Lebensbelastungen bewältigen, produktiv und fruchtbar arbeiten kann und imstande ist, etwas zu seiner Gemeinschaft beizutragen. Vor allem Männer, Personen jungen und mittleren Alters sowie Personen mit einem niedrigen und mittleren Sozialstatus können von Interventionsangeboten zur Förderung der psychischen Gesundheitskompetenz profitieren. Adressiert werden sollten dabei auch Personen, die selbst bisher nicht wegen psychischen Erkrankungen behandelt wurden."
Fokussiert: Klaus Friedrich, medizinischer Leiter des Gesundheitsamts
"Das diesjährige Motto der bundesweiten Woche der seelischen Gesundheit lautet „Hand in Hand für seelische Gesundheit am Arbeitsplatz”. Es soll für psychische Belastungen sensibilisiert werden. Wir machen auch in unserer Nürnberger Woche auf unterschiedliche Strategien zur Bewältigung aufmerksam. Die Gesundheitskompetenz zu stärken ist das überwölbende Ziel der Veranstaltungen."
Der Verein Mutmachleute e. V. aus Starnberg gab einen Ausblick auf seine Wanderausstellung „Ein Wir ist stärker als ein Ich“, die ab sofort noch bis 25. Oktober in der Agentur für Arbeit am Richard-Wagner-Platz 5 zu sehen sein wird. Der Verein engagiert sich im deutschsprachigen Raum dafür, dass Anti-Stigma-Arbeit sowie Präventions- und Hilfsangebote auch diejenigen erreichen, die möglicherweise im digitalen Raum nicht erreicht werden können.
Projektleiter der Mutmachleute Andreas Dasser und Tina Meffert, Vorstandsmitglied der Mutmachleute:
„Es ist von entscheidender Bedeutung, dass wir das Stigma im Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen bekämpfen“, sagt Andreas Dasser, Projektleiter des Vereins und Angehöriger eines psychisch erkrankten Kinds. „Solange dieses Stigma besteht, werden viele Menschen weiterhin im Stillen leiden und keine angemessene Unterstützung suchen. Wir müssen eine Kultur schaffen, in der es sicher und selbstverständlich ist, über psychische Gesundheit zu sprechen und Hilfe zu suchen, ohne Angst vor Stigmatisierung zu haben.“