Fachtage des Gesundheitsamts zu Jungen- und Männergesundheit sowie Frauengesundheit am Arbeitsplatz

Männer pflegen einen ungesünderen Lebensstil, Frauen wollen mehr über ihre Gesundheit wissen. Einige Krankheiten und Beschwerden betreffen eher oder ausschließlich ein Geschlecht. Diese Unterschiede zu erkennen und zu berücksichtigen, ist von enormer Bedeutung, um die Gesundheit beider Geschlechter zu fördern.

Die positive Botschaft: Wenn es gelingt, die Bedürfnisse des Körpers in den Alltag zu integrieren, dann hat das viele Vorteile – nicht nur für die einzelne Person, sondern auch für deren Umfeld. Das zeigte der Fachtag „Frauengesundheit am Arbeitsplatz“, den die Gesundheitsregionplus Stadt Nürnberg mit Förderung durch die Initiative „Gesund.Leben.Bayern“ des bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit, Pflege und Prävention organisiert hat.

Frauengesundheit am Arbeitsplatz

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Der Fachtag zur Frauengesundheit am Arbeitsplatz am 27. November 2024 im Eckstein stiess auf grosse Resonanz.

Klaus Friedrich, medizinisch-fachlicher Leiter des Gesundheitsamts:

„Wir müssen diesen Unterschieden Rechnung tragen. Dabei ist Gesundheit weit mehr als die Abwesenheit von Krankheit. Es gehe vielmehr auch um Gesundheitskompetenz und um ein Wohlbefinden, das alle Bereiche des Lebens einschließt."

Nadine Fink, erste Referentin beim Fachtag Frauengesundheit am Arbeitsplatz

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Nadine Fink, die erste Referentin beim Fachtag Frauengesundheit am Arbeitsplatz, trug Aspekte zum zyklusbewussten Arbeiten zusammen.

Zykluscoach und -mentorin Nadine Fink zeigte in ihrem Vortrag „Work with the flow“, wie nicht nur Frauen selbst, sondern auch deren Team und das gesamte Unternehmen profitieren, wenn der weibliche Zyklus berücksichtigt wird. Es gebe im Laufe des Zyklus unterschiedliche Phasen, in denen verschiedene Stärken zur Verfügung stünden, so die ganzheitliche Gesundheitsberaterin. In manchen Zyklusphasen haben Frauen besonders starke kommunikative Kompetenzen: ideal für Netzwerkveranstaltungen oder Verhandlungen. Und es gebe Phasen, in denen Frauen besondere Stärken haben, Prozesse zu hinterfragen und Bestehendes kritisch zu betrachten. Im Sport gebe es schon Beispiele, wie zyklusorientiertes Trainieren die Leistung steigert, berichtete Fink. Kurzum: Zyklusbewusstes Arbeiten sei kein Show-Stopper, sondern ein Game-Changer.

Wie prägen Stereotype und Rollenbilder die (Selbst-)Wahrnehmung von Frauen? Das erklärte Psychologin und Körpertherapeuthin Eva-Maria Broger in ihrem Vortrag „Ich sehe was, was du nicht siehst – Die Herausforderungen von Frauen zwischen Beruf und Familie“. Viele Frauen stellen sich die Frage, wie sie allen Pflichten gerecht werden können und hätten oft das Gefühl, dass der Spagat allen gelinge, nur ihnen selbst nicht, so Broger. Dazu kämen tief verwurzelte Stereotype. Besonders einprägsam: Einer Studie zufolge wird Frauen schlagartig mehr Wärme zugesprochen, sobald sie Mutter werden. Zugleich aber erschienen sie den Befragten als signifikant weniger kompetent. Brogers appelliert nicht zuletzt an alle Personalverantwortlichen, Stereotype wie diese zu hinterfragen.

Mutter im Homeoffice auf dem Sofa mit Kind am Laptop neben sich.

Die Bedürfnisse von Männern und Jungen wiederum standen im Mittelpunkt der Fach- und Abschlussveranstaltung des Projekts „Kommunale Koordinierung Jungen- und Männergesundheit“ des Gesundheitsamts. Dass die Lebenserwartung von Männern mit 78,2 Jahren niedriger ist als bei Frauen mit 83 Jahren, ist den meisten bekannt. Das ist sowohl auf genetische Faktoren als auch auf einen risikobehafteten Lebensstil zurückzuführen. Seit 2018 hat sich das Gesundheitsamt deshalb im Rahmen des Projekts „Kommunale Koordinierung Jungen- und Männergesundheit“ in Kooperation mit der Techniker Krankenkasse mit dieser Thematik beschäftigt.

Vor allem gesundheitliche Bedarfe und Bedürfnisse von Jungen und Männern wurden in Form von Interviews mit der Zielgruppe sowie mit Fachkräften erhoben. Bei der Fachveranstaltung wurde das Projekt mit rund 80 Expertinnen und Experten aus dem Sozial- und Gesundheitssektor nun feierlich abgeschlossen. Dabei wurden neben einem Rückblick auf das Projekt auch die Ergebnisse der Bedarfs- und Bedürfnisanalyse vorgestellt. Diese zeigen unter anderem die Notwendigkeit auf, den Bekanntheitsgrad von derzeit existierenden Angeboten hinsichtlich der Jungen- und Männergesundheit zu steigern. Darüber hinaus erscheint unter anderem die Konzeption einer eigenen Anlaufstelle notwendig. Im Rahmen des Projekts wurden erste Maßnahmen, beispielsweise in Kooperation mit dem Jungenbüro, entwickelt und umgesetzt.

Einblicke in das breite Spektrum der Jungen-und Männergesundheit gaben Vorträge von Cora Spahn (Universitätsklinikum Leipzig) zur Suzidprävention, von Dr. Reinhard Winter (Sozialwissenschaftliches Institut Tübingen) zu Auswirkungen erhöhten Pornokonsums sowie von Dr. Tatjana Gabbert (Beauftragte für Jungenmedizin und -gesundheit beim Bundesverband der Kinder- und Jugendärztinnen und -ärzte, Köln) zum Thema Doping unter männlichen Jugendlichen. Um intensiver zu den Themen ins Gespräch zu kommen, gab es zudem Workshops, etwa zu Aufgaben der Gesundheitsprävention und zum Konzept eines „Männerarztes“. Die Veranstaltung zeigte, wie breit das Feld der Männergesundheit ist und welche auch versteckten Bedarfe es gibt. Die beteiligten Fachkräfte wurden hinsichtlich einiger, teilweise noch wenig bekannter Themen sensibilisiert und es ergaben sich neue Synergien für eine künftige Zusammenarbeit. Gemeinsam möchte man die Vielfalt der Jungen- und Männergesundheit weiterhin im Blick behalten und publiker machen.

Teilnehmende bei dem Fachtag Jungen- und Männergesundheit am 28.11.2024 im Eckstein.

Teilnehmende bei dem Fachtag Jungen- und Männergesundheit am 28.11.2024 im Eckstein.

Moderation des Fachtags Jungen- und Männergesundheit

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Die Leiterin des Bereichs Gesundheitsförderung des Gesundheitsamts, Dr. Ina Zimmermann (links) und Projektmitarbeiterin Marlene Hayn (rechts) steuerten mit sicherer Hand durch das Programm des Fachtags Jungen- und Männergesundheit.

Alexander Steinhart, Experte für Gesundheitsmanagement, Techniker Krankenkasse

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Alexander Steinhart, Experte für Gesundheitsmanagement, Techniker Krankenkasse. Die Techniker Krankenkasse hatte das Projekt „Kommunale Koordinierung Jungen- und Männergesundheit in Nürnberg“, mit knapp 295 000 Euro gefördert. Grundlage dafür ist das Gesetz zur Stärkung der Gesundheitsförderung und Prävention (PrävG / §20a SGB V) mit dem Ziel, Lebensbedingungen zu gestalten und einen gesundheitsförderlichen Lebensstil zu unterstützen.

Cora Spahn, Universitätsklinikum Leipzig

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Cora Spahn vom Universitätsklinikum Leipzig referierte zur Suizidprävention.

Dr. Reinhard Winter vom Sozialwissenschaftlichen Institut Tübingen referiert zum Thema Pornokonsum

Dr. Reinhard Winter vom Sozialwissenschaftlichen Institut Tübingen referiert zu den Auswirkungen von erhöhtem Pornokonsum

Dr. Tatjana Gabbert, Beauftragte für Jungenmedizin uind Jungengesundheit beim Bundesverband der Kinder- und Jugendärztinnen und -ärzte, Köln

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Dr. Tatjana Gabbert, Beauftragte für Jungenmedizin uind Jungengesundheit beim Bundesverband der Kinder- und Jugendärztinnen und -ärzte, Köln

Dr. Philipp Hausmann (links) und Julius Stache (rechts), Mitarbeiter des Sachgebiets Kommunale Präventionsstrategie des Gesundheitsamts

Dr. Philipp Hausmann (links) und Julius Stache (rechts), Mitarbeiter des Sachgebiets Kommunale Präventionsstrategie des Gesundheitsamts referiieren zum Thema Vorsorge bei Jungen und Männern.

Fachtag zur Jungen- und Männergesundheit

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Engagiert: Julian Stache, Mitarbeiter der Bereichs Kommunale Präventionsstrategie im Gesundheitsamt, trägt die Ergebnisse der Workshops zusammen.

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