Natur- und Artenschutz
Habitat für Fledermäuse und Uhus
Gleich neben dem nördlichen Kopfbau der Kongresshalle hängt an der Außenmauer des Sockelgeschosses ein Schild: „Fledermäuse willkommen“. Diese Plakette des Bayerischen Umweltministeriums kennzeichnet die Kongresshalle als wichtigen Lebensraum für die fliegenden Säugetiere.
Der Rundbau und die beiden Kopfbauten der Kongresshalle sind schon seit Jahrzehnten als Fledermaushabitat von herausragender Bedeutung für die lokalen Populationen von mindestens vier Fledermausarten bekannt: Großer Abendsegler, Zwerg- und Mückenfledermaus sowie die Zweifarbfledermaus sind hier zuhause. Darüber hinaus gibt es akustische Nachweise und Einzelfunde im Gebäude von weiteren vier Arten (Rauhautfledermaus, Kleine Bartfledermaus, Wasserfledermaus und Braunes Langohr).
Aber nicht nur Fledermäuse, sondern auch Greifvögel sind in der Kongresshalle zuhause: Im Nistkasten auf der Dachkante zum Innenhof waren einige Jahre Wanderfalken beheimatet. Im Jahr 2021 wurden die Falken allerdings von einem Uhu-Paar verjagt, das den Nistkasten übernahm. 2022 begann das Paar mit der Brut; im Juni wurde die Familie im Freien beobachtet. Und auch 2023 gab es erneuten Uhu-Nachwuchs im Innenhof der Kongresshalle.
Weitere Aufnahmen von den Uhus in der Kongresshalle finden Sie auf der Internet-Seite der Tierfotografin Jennifer Hetzel.
Lebensraum erhalten: Spezielle artenschutzrechtliche Prüfung und ökologische Baubegleitung
Artenschutz gehört immer zur Planung einer Großbaustelle. Dieser gesetzlich festgelegte Grundsatz gilt selbstverständlich auch für die Baumaßnahmen in und an der Kongresshalle. Alle Planungen für den Umbau des Kongresshallen-Rundbaus und die Errichtung des Theaterbaus im Innenhof der Kongresshalle sind mit der unteren Naturschutzbehörde, dem städtischen Umweltamt, und der oberen Naturschutzbehörde bei der Regierung von Mittelfranken abgestimmt.
Schutzmaßnahmen während der Bauzeit
Um sicherzustellen, dass der Lebensraum der Greifvögel und Fledermäuse erhalten bleibt, ist die Stadt Nürnberg als Bauherr verpflichtet, eine spezielle artenschutzrechtliche Prüfung vorzunehmen. Dabei werden die Auswirkungen von Bauvorhaben auf geschützte Arten geprüft. Besteht das Risiko, dass Baumaßnahmen geschützte Arten gefährden, ist der Bauherr verpflichtet, vorbeugende Maßnahmen zu ergreifen.
Mit der speziellen artenschutzrechtlichen Prüfung für die Kulturbauvorhaben in der Kongresshalle hat die Stadt Nürnberg bereits im Jahr 2021 eine überregional anerkannte Expertin für Fledermäuse beauftragt. Die Wissenschaftlerin wird auch die ökologische Baubegleitung übernehmen – und dabei die Umsetzung und den Erfolg der Schutzmaßnahmen für Fledermäuse und Greifvögel kontrollieren.
Details zur speziellen artenschutzrechtlichen Prüfung (sAP) bieten die Internetseiten des Umweltamts der Stadt Nürnberg und des Bayerischen Landesamts für Umwelt.
Ökologische Baubegleitung für das Kulturareal Kongresshalle
Das Instrument der ökologischen Baubegleitung gewährleistet während der Bauphase, dass sich Beeinträchtigungen für Flora und Fauna in eng gesetzten Grenzen halten. Das bedeutet konkret für die Fledermäuse und Greifvögel, dass Ersatzquartiere geschaffen werden. Im November 2023 wurden 300 Interims-Nistkästen an der Außenseite des südlichen Kopfbaus angebracht. Hier sind sie vom Baulärm oder Erschütterungen weitestgehend geschützt. Hinzu kommen weitere Regelungen für die Zeit der Bautätigkeit:
- Im Quartierbereich der Fledermäuse (Segmente 1 und 2) werden Arbeiten an der Innenfassade der Kongresshalle nur von August bis Ende Oktober durchgeführt.
- Die Arbeiten an der Außenfassade im Umgriff des Fledermausquartiers sind außerhalb der Winterruhezeiten von November bis April durchzuführen. Dasselbe gilt für die Arbeiten im Bereich der Arkaden.
- Während der Fortpflanzungsperiode der Fledermäuse von April bis Juli sind keine Bautätigkeiten während der Dunkelperiode erlaubt.
- Der Dunkelbereich im Norden des Innenhofs muss erhalten bleiben. Eine Beleuchtung des Quartierbereichs und seiner Umgebung sowie eine Beschallung sind zu unterlassen.
Apartments für Fledermäuse
Bei den Planungen für den Umbau der Kongresshalle ist es ein wichtiges Anliegen, die Lebensbedingungen für die Fledermäuse langfristig zu verbessern. Sie bekommen exklusive Apartments: In drei von 16 Segmenten des Rundbaus entstehen sogenannte Fledermausgänge. Sie haben zum Innenhof hin bogenförmige Öffnungen; durch diese können die kleinen Säugetiere ein- und ausfliegen. Dagegen sind alle Wege und Schlupflöcher ins Innere des Gebäudes vermauert, damit sich die Tiere nicht verfliegen können.
Bislang kommt es immer wieder vor, dass sich die Fledermäuse trotz ihres Radars im Labyrinth der Kongresshalle verirren und verenden.