Ergänzungsbau für das Staatstheater Nürnberg im Innenhof der Kongresshalle

„Geboten scheint hier eine Architektur, die paradoxer Weise nicht als solche in Erscheinung tritt“

Am 20. Juli 2022 beschloss der Nürnberg Stadtrat, dass im nordwestlichen Bereich des Innenhofs der Kongresshalle ein sogenannter Ergänzungsbau als Teil der neuen Spielstätte für das Staatstheater Nürnberg errichtet werden soll. Dieser Ergänzungsbau umfasst Bühne, Zuschauerraum, Orchesterprobenraum sowie bühnennahe Funktionsbereiche.
Auf der Grundlage dieses Beschlusses hat die Stadtverwaltung im März 2023 ein Verfahren eingeleitet, das die gemeinsame Vergabe der Planungs- und Bauleistungen ermöglicht (Totalübernehmer-Verfahren).

Am 17. Juli 2024 konnte dem Stadtrat ein Bieterangebot sowie ein architektonischer Entwurf präsentiert werden, der allen in der Ausschreibung formulierten Anforderungen entspricht.

  1. Blick von oben auf den zu errichtenden Ergänzungsbau als neue Spielstätte des Staatstheater Nürnberg im Kongresshallen-Innenhof (Computergrafik)

    Hohe Anforderungen an den Ergänzungsbau

    Blick von oben auf den zu errichtenden Ergänzungsbau als neue Spielstätte des Staatstheater Nürnberg im Kongresshallen-Innenhof (Computergrafik).

  2. Blick in den Innenhof mit dem neuen Ergänzungsbau rechterhand (Computergrafik)

    Eine Architektur, die nicht als solche in Erscheinung tritt

    Zukünftiger Blick in den Innenhof: Erst auf den zweiten Blick wird der Theaterbau in seiner Gesamtheit sichtbar.

  3. Verbindungssteg zwischen Rundbau und Ergänzungsbau

    Verbindung von Bestand und Neubau im Erdgeschoss

    Im Übergang vom Bestandsbau zum Neubau wird der Innenhof sowie das Hufeisen für einen Moment erlebbar.

  4. Der Zugang zum Ergänzungsbau erfolgt über zwei Brücken.

    Nur minimale Eingriffe in den Ursprungsbau

    Der Neubau ist mit dem Rundbau lediglich über zwei dünne „Finger“ verbunden, was die Eingriffe in das denkmalgeschützte Gebäude minimiert.

  5. Sitzgelegenheiten auf dem Weg in den Ergänzungsbau (Computergrafik)

    Verbindungsgang im rückwertigen Bereich des Ergänzungsbaus

    Hier kann man auf kurzem Wege die Seiten des Saals wechseln mit Blick auf die Verbindungsstege sowie die Bestandsfassade.

  6. Blick von der Bühne in den Zuschauerraum

    Ein maximal flexibler Bühnen- und Zuschauerraum

    Blick von der Bühne in den Zuschauerraum.

Hohe Anforderungen an den Ergänzungsbau

Die Kongresshalle hat als eine der größten baulichen Hinterlassenschaften aus der Zeit des Nationalsozialismus herausragende denkmalpflegerische und erinnerungskulturelle Bedeutung. Daraus ergeben sich besondere Anforderungen für den Ergänzungsbau, die bereits in der Ausschreibung klar formuliert wurden: „Der Ergänzungsbau soll sich städtebaulich und hinsichtlich seiner Kubatur und Materialität in angemessener Weise mit dem baulichen Bestand des unvollendeten Rohbaus (Torso) der Kongresshalle auseinandersetzen und sich diesem unterordnen.“
Aus dem Prinzip „Unterordnen“ ergeben sich zwei Postulate: Zum einen soll die gestalterische Dominanz des Domenig’schen Pfahls als Teil des Dokumentations-Zentrums gewahrt bleiben. Zum anderen soll der Ergänzungsbau das Dach der Kongresshalle nicht überragen. Es war also bewusst keine exponierte Architektur gewünscht. Im Gegenteil: „Geboten erscheint hier eine Architektur, die paradoxerweise nicht als solche in Erscheinung tritt“, heißt es in der kunsthistorischen Betrachtung des Ortes durch Luisa Beyenbach, die das letztendlich berücksichtigte Bauunternehmen im Vorfeld in Auftrag gab. In diesem Satz steckt die Essenz der Herausforderung, die der ausgewählte Entwurf gemeistert hat.

Eine „Nicht-Architektur“ schaffen

Im Vergabeverfahren erhielt das Angebot des Bieters Georg Reisch GmbH & Co. KG die höchste Punktzahl. Der dem Angebot zugrundeliegende Entwurf des Ergänzungsbaus wurde vom Stuttgarter Architekturbüro LRO GmbH & Co. KG verfasst. Das schwäbische Bauunternehmen und LRO haben bereits bei einigen Projekten erfolgreich zusammengearbeitet, beispielsweise beim Neubau des Münchner Volkstheaters, der Johann-Pachelbel-Realschule in Nürnberg sowie beim Kunstmuseum Ravensburg.

Der Bieterentwurf ist ein hervorragendes Beispiel für den Umgang mit dem historischen Gebäude. Der geplante Neubau nimmt bewusst die Gegenposition des massiven, hufeisenförmigen Kongresshallen-Torsos ein und zeigt sich „grün“ und „lebendig“. Grün entsteht an einem Ort, an dem auf natürlichem Weg nichts wachsen kann. Grün entsteht dort, wo vor 1933 eine Waldfläche vorhanden war und mit Erbauung des Kongresszentrums unzählige Bäume gefällt wurden. So gesehen wird zurückgebaut. Die Natur nimmt den Raum ein.
Durch die Beschaffenheit und Erscheinung sowie die Maßstabslosigkeit des geplanten Neubaukörpers gelingt es, nicht in Konkurrenz mit dem Bestehenden zu treten.
Der Ergänzungsbau bildet ein bauliches Pendant zum Dokumentationszentrum. Beide stehen, jeweils abgewinkelt vom Bestand, miteinander in dialogischer Beziehung, das eine mahnend, das andere „lebendig“ und dem Spiel gewidmet. Das Dokumentationszentrum beinhaltet die Wirklichkeitsform, die Oper die Möglichkeitsform.

Wer nach der Fertigstellung des Ergänzungsbaus den Innenhof durch den Torbogen betritt, wird rechter Hand eine bepflanzte Wand sehen, die sich leicht in die Mittelachse schiebt. Erst auf den zweiten Blick wird der Theaterbau in seiner Gesamtheit sichtbar, der jedoch durch seine Gestaltung die Wahrnehmbarkeit des Kongresshallen-Torsos nicht wesentlich beeinträchtigt.

Der Neubau ist mit dem Kongresshallen-Rundbau lediglich über zwei dünne Finger verbunden – was die Eingriffe in das denkmalgeschützte Gebäude minimiert. Die verglasten Übergänge geben auf dem Weg in den Zuschauersaal oder in den Pausen den Blick auf die Ziegelmauern des Innenhofs frei.



Fassade

Die Grünfassade mit ihren Nistkästen und Insektenhabitaten bringt Leben im sprichwörtlichen Sinne in den Innenhof. Das ermöglichen große Pflanztröge im Sockel und an der Attika sowie eine Be- und Entwässerung. Die vorgezogenen Rankpflanzen werden zu Beginn noch nicht die gesamte Fassade einnehmen, so dass man den Prozess des Zuwachsens miterleben kann. Die Natur nimmt sich ihren Raum. Auch im Wechsel der Jahreszeiten kann man die Fassade als lebenden Organismus mit seinen Veränderungen miterleben.
Die Dachlandschaft als fünfte Fassade wird durch ihre Begrünung gleichwertig eingebunden. Diese symbolisiert gleichzeitig den ursprünglichen Waldbestand des Geländes.

Wachsende Begrünung an der Fassade des Ergänzungsbaus

Wachsende Begrünung an der Fassade des Ergänzungsbaus


Vorderhaus

Anbindung aus dem / in den Bestand

Aus dem Eingangs- und Garderobenbereich im Torso kommen die Besucher über die Verbindungsstege auf kurzem Weg in den Saal oder in den um ein Geschoss versetzten Orchesterprobensaal. In der Pause ist der Weg zur Bar ebenfalls nicht weit, da es auch auf der Ebene der Bar eine direkte Verbindung vom Neubau in den Bestand gibt.

Aufenthaltsqualität

Über die transparenten Stege kommen die Besucher aus dem Bestand in den Neubau, vorbei an den seitlichen Treppen, die sowohl auf den Rang als auch auf das höhergelegene Bar-Geschoss im Bestand führen, weiter in den Saal. Das Saalinnere ist geprägt von einem Holzboden sowie bunt gehaltenen Akustikelementen. Der Bereich, in dem sich Zuschauer aufhalten, ist im Verhältnis zum gesamten Neubau klein, bietet aber spannende Möglichkeiten, um die Pausen zu verbringen, Menschen zu beobachten und zu treffen. Die Zuschauerbereiche unterscheiden sich haptisch und optisch, durch Holzböden und Holzmobiliar, von den Backstage-Bereichen. Über einen Verbindungsgang hinter dem Zuschauerraum kann man auf kurzem Wege die Seiten des Saals wechseln. In der Pause gelangt man über die seitlichen Treppenhäuser oder über den Bestand rasch zur Bar. Dieser Verbindungsgang dient zugleich als „Pausenverweilraum“. Von hier aus hat man auch einen guten Blick auf die Verbindungsstege.

Akustik

In den Übergängen von Bestand zum Saal ist die Akustik auf den Aufenthalt der zu erwartenden Zuschaueranzahl ausgelegt; beim Ankommen und Weggehen, wie auch beim Aufenthalt in der Pause, entsteht durch die akustischen Maßnahmen eine angenehme Geräuschkulisse. Der Saal selbst ist mit Reflektoren und absorbierenden Elementen optimal ausgestattet. Vorhänge in den Garagen der Seitenwände sowie Reflektoren können die Akustik, entsprechend den Erfordernissen, verändern.

Sichtbeziehungen

Die Sichtbeziehungen sind optimal. Die parallelen Seitenwände des Saals, wie auch das ansteigende Gestühl, sind entsprechend konzipiert. Auf Grund der Integration eines Ranges werden allzu bühnenferne Zuschauerplätze vermieden. Der Rang ist derart platziert, dass weder die Zuschauer unterhalb des Ranges noch das Publikum auf dem Rang oder die Mitarbeiter der Technik in ihrer Sicht eingeschränkt sind.


Bühnenraum

Bühne

Bühne, Seitenbühne, Hinterbühne, Montagehalle, Anlieferung, Magazin und Lager sind derart platziert, dass reibungslose Abläufe möglich sind und eine größtmögliche Flexibilität, auch beim Bewegen von Kulissen und Gegenständen, vorhanden ist. Der Lastenaufzug verbindet den Außenbereich mit dem Niveau der Bühne und dem unteren Niveau, auf dem sich weitere Lager und Magazine befinden. Türen und Tore sind so gesetzt, dass sowohl den Künstlern während der Aufführung ideale Wegverbindungen ermöglicht werden. Dasselbe gilt auch für die Vorbereitung der Kulissen. Um einen störungsfreien Betrieb bei paralleler Benutzung von Probenbühne, Orchesterprobe und Bühne mit Seiten- und Hinterbühnen zu ermöglichen, ist ein räumlicher Abstand zwischen diesen Räumen sowie eine konstruktive Entkopplung vorgesehen. Tribünen mit bis zu 200 Sitzplätzen können auf der Hinterbühne und der Seitenbühne montiert werden.

Hinterhaus / Backstage

Die Abendgarderoben und die Vorbereitungsräume sind auf der Ebene -5.00 m, somit auf der Ebene der Künstlergänge, unterhalb des Bühnenniveaus, verortet. Zwei Künstlergänge sowie drei Treppenhäuser verbinden auf kurzem Wege sowohl die rechte und linke Bühnenseite wie auch die untere Ebene (-5.00 m) mit der Bühnenebene (-1.25 m). Kurze Wege und optimale Abläufe sind somit, sowohl in der Vorbereitung wie
auch während der Aufführungen, vorhanden. An den Künstlergängen gelegen sind des Weiteren die Zugänge zur Drehscheibe, zum Bühnenaufzug und zum Bereitschaftsraum. Eine optimale Lage des Bühnenaufzugs, wie auch der bühnennahen Toilette bieten weiteren Komfort.


Orchesterbetrieb

Organisation

Den Orchesterprobensaal erreicht man über die östliche Treppe des Neubaus. Geht man diese nach unten, gelangt man, über einen kleinen Vorraum mit einer Sitzbank, direkt zum Zugang des Orchesterprobensaals. Die Akteure kommen aus der entgegengesetzten Richtung, so dass sich die Wege nicht kreuzen. Vom Orchesterprobensaal gelangt man mit wenigen Schritten in den nahegelegenen Orchestergraben, der unterhalb der Bühne angeordnet ist. Instrumente können rasch vom Orchesterprobensaal zum Orchestergraben und zum Instrumentenlager gebracht werden. Mit Hilfe der Podesterie kann der Orchestergraben auf das Niveau der Bühne gefahren werden. Auch die Podeste im Orchesterprobensaal können per Aufzug oder Podesterie auf Bühnenniveau gebracht werden.

Anbindung an Proberäume im Bestand

Die Verbindung erfolgt durch den Bestand im Kongresshallen-Torso, über die Verbindungsstege zum Neubau, in deren Nähe der Orchesterprobenraum verortet ist.

Orchesterprobensaal

Die Seitenverhältnisse des Orchesterprobensaals entsprechen denen der Vorgabe. Der Raum erhält akustische Maßnahmen, die der Funktion entsprechen. Einzelfenster in der Außenwand sind im Rhythmus der akustischen Elemente im Innenraum vorgesehen.

Orchestergraben

Die Künstler gelangen von der Abendgarderobe im östlichen Bereich des Neubaus über eine Schleuse direkt in den Orchestergraben, mit angrenzendem Instrumentenlager. Mit wenigen Schritten erreicht man vom Orchestergarben die Orchesterprobebühne. Per Podesterie ist der Orchestergraben auf Höhe der Bühne verfahrbare.


Rückblick: Das Vergabeverfahren

Der Stadtrat hat am 20. Juli 2022 beschlossen, dass im nordwestlichen Bereich des „Innenhofs“ der Kongresshalle ein sogenannter Ergänzungsbau errichtet werden soll. Dieser Ergänzungsbau umfasst Bühne, Zuschauerraum, Orchesterprobenraum sowie bühnennahe Funktionsbereiche – also diejenigen Räume, die aufgrund ihrer Größe bzw. zwingenden Nähe zur Bühne nicht im Bestand des Kongresshallen-Rundbaus untergebracht werden können.
Auf der Grundlage dieses Beschlusses hat die Verwaltung ein Verfahren eingeleitet, das die gemeinsame Vergabe der Planungs- und Bauleistungen ermöglicht (Totalübernehmer-Verfahren).

Merkmale des Verfahrens

Das Verfahren wurde als Verhandlungsverfahren mit Teilnahmewettbewerb durchgeführt. Bei einem Totalübernehmer-Verfahren (TÜ-Verfahren) erfolgen Planung und Bau aus einer Hand. Der Totalübernehmer verpflichtet sich, alle Bauleistungen und die gesamten Planungsleistungen sowie die (Vor-) Entwurfsplanung zu übernehmen. Besonders bei Großbauprojekten haben sich TÜ-Verfahren bewährt, um eine zügige und effiziente Realisierung zu gewährleisten. Das Prinzip „Alles aus einer Hand“ vereinfacht die Kommunikation zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer; Komplexität wird reduziert, was die Steuerung und das Risikomanagement erleichtert. Die Stadt Nürnberg hat mit ähnlichen Verfahren bereits gute Erfahrungen gemacht.
Ein wesentlicher Vorteil des TÜ-Verfahrens ist das hohe Maß an Kostensicherheit: Die Leistungen werden zum vertraglich vereinbarten Festpreis vergeben. Gleiches gilt für die Terminsicherheit: Vertragsgegenstand zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer ist auch der Zeitpunkt der baulichen Fertigstellung des Gebäudes. Für die hoch komplexe Verlagerung des Spielbetriebs des Staatstheaters vom Richard-Wagner-Platz in die Kongresshalle sind klar definierte Zeitfenster von großer Wichtigkeit.

Gegenstand des Verfahrens

Gegenstand des Vergabeverfahrens waren Planung und Bau des Ergänzungsbaus der neuen Spielstätte des Staatstheaters Nürnberg sowie dessen Anbindung an die im baulichen Bestand des Rundbau-Torsos verorteten Funktionsbereiche des Theaters. In der Spielstätte in der Kongresshalle werden die Sparten Musiktheater und Tanz sowie die Staatsphilharmonie während der Bauarbeiten im Opernhaus am Richard-Wagner-Platz proben und auftreten.

Ablauf des Verfahrens

Das TÜ-Verfahren vollzog sich in zwei Etappen, dem öffentlichen Teilnahmewettbewerb und dem nicht-öffentlichen Verhandlungsverfahren. Im öffentlichen Teilnahmewettbewerb konnten interessierte Bewerber die geforderten Nachweise über ihre Leistungsfähigkeit, Fachkunde und Zuverlässigkeit einreichen. Auf dieser Basis hat die Stadt Nürnberg als Auftraggeberin aufgrund einer formalen und fachlichen Prüfung die Bewerber ausgewählt, die am Verhandlungsverfahren teilnehmen konnten. Fünf Bieter wurden am 10. Juli 2023 aufgefordert, Planungsbeiträge als indikative Angebote einzureichen. Vier Bieter sind dieser Aufforderung gefolgt und haben indikative Angebote abgegeben, die im November 2023 eröffnet wurden.

Im Verhandlungsverfahren mit wettbewerblichem Charakter hatte die Auftraggeberin in mehreren aufeinanderfolgenden Phasen die Möglichkeit, im Rahmen der vergaberechtlichen Grundsätze mit Bietern über Vertragsinhalte zu verhandeln. Diese Verhandlungsgespräche fanden im Februar 2024 statt.

Nach Abschluss der Verhandlungsgespräche mit allen vier Bietern und Überarbeitung der finalen Leistungsbeschreibung erfolgte am 22. März 2024 die Aufforderung zur Abgabe finaler Angebote. Dieser Aufforderung kamen alle vier Bieter bis zum Ende der Abgabefrist am 24. Mai 2024 nach.

Der Zuschlag ist vergaberechtlich auf das wirtschaftlichste Angebot zu erteilen. Basis dafür sind die drei nahezu gleichgewichteten Zuschlagskriterien „Preis“ (34 %), „Funktionalität“ (33 %) und „Ästhetik & Angemessenheit des Entwurfs unter besonderer Würdigung erinnerungskultureller Belange“ (33 %). Letzteres berücksichtigt vor allem die Elemente Architektur, äußere und innere Gestaltung, Materialität sowie Aspekte von Städtebau und Denkmalschutz.

Die Bewertung der Angebote erfolgte ausschließlich anhand der drei genannten Kriterien mittels Bepunktung. Maximal konnte ein Entwurf 1.000 Punkte erreichen.
Das Kriterium „Kosten“ wurde durch das kommunale Finanzreferat betrachtet. Diese Bewertung erfolgte ohne Ermessensspielraum anhand der Berechnung mithilfe einer mathematischen Formel.
Das Kriterium „Funktionalität“ hat ein fachliches Gremium am 10. Juni 2024 in nicht-öffentlicher Sitzung bewertet. Hier brachten das Staatstheater Nürnberg als künftiger Nutzer sowie externe Fachleute aus den Bereichen Theaterbau und Bühnentechnik ihre Expertise ein.
Die Bewertung des Kriteriums „Ästhetik“ oblag einem Gremium, dem Vertreterinnen und Vertreter des Stadtrats sowie externe Fachleute aus den Bereichen Erinnerungskultur, Architektur, Stadtplanung und Denkmalschutz angehörten. Die nicht-öffentliche Sitzung zur Entscheidungsfindung dieses Gremiums hat am 3. Juli 2024 stattgefunden.

Die Bewertung der Angebote erfolgte ausschließlich anhand der vorgenannten Kriterien mittels Bepunktung, wobei insgesamt maximal 1.000 Punkte erreicht werden konnten.
Für die Bewertung der beiden Qualitätskriterien „Ästhetik & Angemessenheit des Entwurfs unter besonderer Würdigung erinnerungskultureller Belange“ sowie „Funktionalität“ wurden Gremien berufen. Das Kriterium „Preis“ wird ohne jeden Ermessensspielraum mittels einer rein mathematischen Berechnung aufgrund einer im Verfahren bekannt gemachten Berechnungsformel bepunktet.

Die einzelnen Bewertungen wurden von der Verwaltung zusammengeführt. Das Ergebnis wurde der Opernhaus-Kommission am 10. Juli 2024 in einem nicht-öffentlichen Sitzungsteil zur Abgabe einer Empfehlung vorgelegt. Diese Empfehlung der Opernhaus-Kommission wurde dem Stadtrat in nicht-öffentlicher Sitzung am 17. Juli 2024 zur Beschlussfassung vorgelegt. Der Stadtrat hat mit großer Mehrheit zugestimmt.

Übersicht über die Bieter

Im Rahmen des Vergabeverfahrens „Errichtung eines Ergänzungsbaus als Spielstätte für das Staatstheater Nürnberg am Standort Kongresshalle Nürnberg“ gingen final vier Angebote ein:

- W. Markgraf GmbH & Co KG, Dieselstraße 9, 95448 Bayreuth,
Architektur: BIG Bjarke Ingels Group, Kopenhagen/ Dänemark

- Gustav Epple GmbH, Tränkestraße 4, 70597 Stuttgart,
Architektur: a+r Architekten GmbH, Stuttgart

- Nüssli (Deutschland) GmbH, Rothgrund 6, 91154 Roth,
Architektur: gmp Generalplanungsgesellschaft mbH, Berlin

- Georg Reisch GmbH & Co. KG, Schwarzachstr. 21, 88348 Bad Saulgau,
Architektur: LRO GmbH & Co. KG, Stuttgart

Der Bieter Georg Reisch GmbH & Co. KG erzielte in allen drei Zuschlagkriterien die höchste Punktzahl und ging damit als klarer Sieger aus dem Verfahren hervor.

Blick von oben auf den zu errichtenden Ergänzungsbau als neue Spielstätte des Staatstheater Nürnberg im Kongresshallen-Innenhof (Computergrafik)

(Bild vergrößern)

Siegerentwurf der Georg Reisch GmbH & Co. KG

Errichtung eines Ergänzungsbaus als Spielstätte für das Staatstheater Nürnberg am Standort Kongresshalle Nürnberg_Entwurf_Gustav Epple GmbH

Nicht berücksichtigter Entwurf der Gustav Epple GmbH

Nicht berücksichtigter Entwurf der W. Markgraf GmbH & Co KG im Rahmen des Verfahrens zur Errichtung eines Ergänzungsbaus als Spielstätte für das Staatstheater Nürnberg am Standort Kongresshalle

Nicht berücksichtigter Entwurf der W. Markgraf GmbH & Co KG

Nicht berücksichtigter Entwurf der Nüssli (Deutschland) GmbH, Rothgrund 6, 91154 Roth im Rahmen des Verfahrens "Errichtung eines Ergänzungsbaus als Spielstätte für das  Staatstheater Nürnberg am Standort Kongresshalle Nürnberg"

Nicht berücksichtigter Entwurf der Nüssli (Deutschland) GmbH


Rückblick: Standortfindung

Bereits 2019 wurde eine parallele Nutzung der Kongresshalle durch die Ermöglichungsräume und das Staatstheater in Zusammenhang mit dem Bauvorhaben Opernhaus in der Politik diskutiert und vorbereitet: Im Dezember 2021 entschied sich der Nürnberger Stadtrat für die Unterbringung der Sparten Musiktheater, Ballett und Konzert am Standort Kongresshalle für die Zeit der zwingend erforderlichen Baumaßnahmen am Richard-Wagner-Platz. Alle notwendigen Betriebs- und Produktionsräume sollen in der Kongresshalle untergebracht werden; zusätzlich soll ein Ergänzungsbau mit Bühne, Orchestergraben und Zuschauerraum errichtet werden.

Alternative Standorte der Verortung des Ergänzungsbaus der Ausweichspielstätte des Nürnberger Staatstheaters

Künftige Verortung des Ergänzungsbaus im sogenannten Innenhof

Wo der benötigte Ergänzungsbau zu errichten wäre, hatte der Stadtrat zunächst offen gelassen. Aspekte der Nachhaltigkeit, Zugänglichkeit und Barrierefreiheit, der Wirtschaftlichkeit, des Umwelt- und Naturschutzes, des Naherholungscharakters des Geländes sowie insbesondere der Erinnerungskultur und der Etablierung von Ermöglichungsräumen für Kunst und Kultur sollten bei der Standortfindung berücksichtigt werden.

Zur Beantwortung dieser komplexen Frage hat die Stadt ein Gutachterverfahren durchgeführt: Nationale und internationale Architekturbüros wurden gebeten, Ideen zu einem Standort zu entwickeln und entsprechende Vorlagen einzureichen. Ein hochkarätig besetztes Empfehlungsgremium mit Persönlichkeiten aus Geschichtswissenschaft, Kultur, Architektur, Politik und Gesellschaft sprach auf dieser Grundlage im Juni 2022 die Empfehlung aus, den erforderlichen Ergänzungsbau (mit Bühnenraum, Orchestergraben, Zuschauerraum, Probebühne, Orchesterprobensaal und Nebenräumen) im sogenannten Innenhof der Kongresshalle zu platzieren. Das Gremium zeigte sich mit großer Mehrheit davon überzeugt, dass die Gesamtwirkung des Innenhofs unwesentlich beeinträchtigt und insbesondere die vom Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände ausgehende, architektonische Intervention von Günther Domenig aus dem Jahre 2001 in ihrer Wirkung nicht geschmälert werde. Der Relevanz der Kongresshalle für die Erinnerungskultur und die Bildungsarbeit werde umfassend Rechnung getragen. Darüber hinaus würden die bisherigen Nutzungen im Umgriff der Kongresshalle nicht beeinträchtigt. Sie prägen weiterhin ohne Einschränkung die vielfältige demokratische Nutzung und Aneignung des Geländes.

Der Nürnberger Stadtrat beschloss im Juli 2022 mit großer Mehrheit den vorgeschlagenen Standort des Empfehlungsgremiums als neue Spielstätte.

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