Stadtteilhandbuch für die Stadt Nürnberg
Beim Gedanken an das alte Nürnberg wird sehr gerne die Altstadt innerhalb der heute noch sichtbaren letzten Stadtummauerung mit den Vierteln St. Lorenz und St. Sebald assoziiert. Nur die kürzeste Zeit ihrer Geschichte war die Stadt jedoch auf dieses Gebiet begrenzt. Schon vor ihrer Erhebung zur Reichsstadt 1219 hatte Nürnberg Besitzungen außerhalb, die nach dem zweiten Landshuter Erbfolgekrieg 1504 auf 1.200 km² anwuchsen – etwa die Hälfte des heutigen Saarlandes. In dieser Zeit lebten etwas mehr als die
Hälfte der 65.000 Einwohner der Reichsstadt innerhalb der Stadtmauern und damit war Nürnberg eine der größten Städte Deutschlands.
Im Laufe der frühen Neuzeit hat sich diese Gewichtung bei einer leicht sinkenden Gesamteinwohnerzahl innerhalb des Territoriums verschoben. 1806 wurde Nürnberg erstmals auf den Bereich innerhalb seiner Stadtmauern zurückgeworfen und mit nur noch etwa 25.000 Einwohnern säkularisiert. Mit dem 19. Jahrhundert kam jedoch nicht nur das Ende des alten Reiches, sondern auch die Industrialisierung. Mit dieser dehnte sich Nürnberg erneut aus, diesmal nicht zunächst punktuell und später arrondierend wie im Mittelalter, sondern direkt flächig aus der Altstadt heraus.
Dies geschah im Wesentlichen durch Eingemeindungen von Orten, die in reichsstädtischer Zeit fast alle zu Nürnberg gehört und nun unterschiedlich lange Phasen der kommunalen Selbständigkeit durchlaufen hatten. Die Abfolge dieser Eingemeindungen hat sich das Projekt zum Gliederungsprinzip für das Handbuch gemacht. Das heutige Nürnberg ist in seiner Gliederung komplex. Neben den beiden Kernstadtteilen St. Lorenz und St. Sebald ist es jedoch aus der Eingemeindung von 52 vormals selbständigen Gemeinden erwachsen, von denen jede mit einem Aufsatz im Handbuch bedacht werden soll.
Wenn es auch mit der Burg, dem Christkindlesmarkt oder dem Club wirkmächtige Identifikationsobjekte für die Gesamtstadt Nürnberg gibt, so sind es doch oft die Stadtteile, die Identität für die Menschen stiften – die zahlreichen jährlich abgehaltenen Kirchweihen künden davon. Bewusst möchte das Projekt des Stadtteilhandbuchs daher die Menschen als Autorinnen und Autoren einbinden, die in einem Stadtteil leben, dorther kommen oder sich dafür interessieren.
1806: St. Lorenz und St. Sebald
1806 bestand Nürnberg aus den beiden Stadtteilen St. Sebald nördlich und St. Lorenz südlich der Pegnitz. Die Bevölkerung hier war seit dem Ausgang des Mittelalters von knapp 35.000 auf ca. 25.000 Menschen gesunken. Damit war die heutige Altstadt immer noch vergleichsweise dicht besiedelt und es war eine Binnengliederung mit Vierteln entstanden, über die auch das Projekt Topo N informiert.
1825: Innerer Ring
Bei der ersten Eingemeindungswelle Nürnbergs wurden die unmittelbar um die Altstadt liegenden Stadtteile des sogenannten Burgfriedens eingemeindet: St. Johannis, Gostenhof, Wöhrd, Galgenhof, die Gärten bei Wöhrd und die Gärten hinter der Veste kamen zu Nürnberg.
ab 1899: äußerer Ring
Die größte Eingemeindungswelle bildete noch einmal einen geschlossenen Ring um die Stadt. 13 vormals selbständige Landgemeinden, die nun schon mehr als ein Menschenleben selbständig gewesen waren, kamen zu Nürnberg, darunter mit Sündersbühl und Großreuth bei Schweinau erstmals auch Orte, die nicht zum reichsstädtischen Gebiet gehört, sondern unter gemischter Bamberger und Ansbacher Herrschaft gestanden hatten.
ab 1922: Ortsteile im Norden, Südosten und Südwesten
Die Erweiterungen ab der Weimarer Zeit betrafen jeweils einzelne Gebiete. Nacheinander kamen im Südwesten (Röthenbach bei Schweinau, Eibach, Reichelsdorf, Krottenbach), im Norden (1920 beginnend mit Ziegelstein bis Kraftshof 1930) und in der NS-Zeit im Südosten (Langwasser, Laufamholz) neue Stadtteile bzw. Gebiete zu Nürnberg hinzu, die nun nicht mehr alle schon vorab besiedelt gewesen waren.
1972: Ortsteile im Nordosten, Osten und Süden
Im Zuge der Kommunalen Gebietsreform, die ab Ende der 1960er-Jahre in vielen Ländern der Bundesrepublik durchgeführt wurde, kamen im Süden Katzwang, Worzeldorf, Holzheim und Kornburg, im Osten Fischbach und Brunn sowie im Nordosten Großgründlach, Neunhof und Boxdorf zu Nürnberg hinzu. Mittlerweile waren 165 Jahre der Selbständigkeit vergangen. Entsprechend konfliktreich war in vielen Fällen der Prozess der Eingemeindung.
Unbewohntes Gebiet
Immer wieder wurden dem Stadtgebiet auch ursprünglich nicht besiedelte Gebiete beigefügt. Diese dienten entweder der Ergänzung des Stadtgebiets um Grünflächen, der Bereitstellung von Flächen für die Industrie, dem Wohnungsbau auf der grünen Wiese oder konkreten Projekten, wie etwa dem Bau beziehungsweise Ausbau des Flughafens.
Aufruf zur Mitarbeit
Die Erstellung des Stadtteilhandbuches ist bewusst als partizipatives Projekt geplant, bei dem wir Menschen, die aus den behandelten Stadtteilen kommen, in diese zugezogen sind oder sich aus anderen Gründen besonders für diese interessieren beteiligen möchten.
Damit es ein Handbuch werden kann, haben wir eine Einteilung für die Aufsätze zu den jeweiligen Stadtteilen erstellt, in der zu kleinen Kapiteln genau dargelegt wird, welche Informationen wir dafür benötigen. Der Aufsatz kann daher bei unterschiedlichen Interessenlagen auch gut in einer Gruppe bearbeitet werden, die die Kapitel unter sich aufteilt.
Je mehr Bürgerinnen und Bürger mitschreiben, umso repräsentativer wird das Handbuch und umso vielfältiger die Darstellung unserer Stadt. Sprechen Sie uns gerne an!
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