Erforschung der jüdischen Geschichte
Das Stadtarchiv widmet sich seit 1965 in verschiedenster Form der Erforschung von Nürnbergs jüdischer Vergangenheit, von 2002 bis 2022 konzentriert im Forschungsschwerpunkt jüdische Geschichte.
Aufgaben und Arbeitsschwerpunkte
Seine wichtigsten Aufgaben neben Recherchen für Anfragende aus dem In- und Ausland zu allen Aspekten des Themas sind Kontakte mit Zeitzeugen und ihren Familien, die Akquisition und Erschließung einschlägiger Unterlagen bzw. von Zeugnissen der Oral History (mündliche Überlieferung), ihre Auswertung, v.a. für Einzel- und Familienbiografien, sowie die Vermittlung der Ergebnisse in Publikationen und Ausstellungen.
Emblem des jüdischen Sportvereins "Bar Kochba Nürnberg" 1927. (StadtAN E 10/41 Nr. 7)
Laufend ergänzt wird die interne Datenbank für das zweibändige Schoa-Gedenkbuch.
Geschichtliche Entwicklung
1965
Ausstellung des Stadtarchivs mit Katalog "Schicksal jüdischer Mitbürger in Nürnberg 1850 - 1945": 20 Jahre nach der Katastrophe der Schoa beginnt die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der neueren jüdischen Geschichte Nürnbergs.
1968
Erscheinen des Standardwerks "Geschichte der Juden in Nürnberg 1146 - 1945" von Dr. Arnd Müller, das der Autor als Mitarbeiter des Stadtarchivs erarbeitete.
1985
Dokumentation des Stadtarchivs "Schicksal jüdischer Mitbürger 1933 - 1945".
1986
Erwerb von Mikrofilmen des Sammelbestandes "Nürnberg-Fürth in den Central Archives for the History of the Jewish People in Jerusalem" (Bestand F 8, Laufzeit: 1874 - 1938).
1989
Erwerb des Nachlasses des 1988 verstorbenen ehemaligen Vorsitzenden der Israelitischen Kultusgemeinde Nürnberg, Paul Baruch (Einzelbestand E 10/41).
1995
Das Archivinventar "Quellen zum jüdischen Leben in Nürnberg" (Signatur: GSI 133) löst ein seit 1949 in Gebrauch befindliches internes Findmittel ab.
1997
Einrichtung des Archivbestandes F 14 "Dokumentationsgut zum jüdischen Leben in Nürnberg und Franken" zur Sammlung von Ersatz- und Ergänzungsüberlieferung amtlicher und privater Provenienz. Darin u.a. in Kopie die vollständigste Zeitreihe des Nürnberg-Fürther Israelitischen Gemeindeblattes, der von 1921 bis 1938 erschienenen Mitgliederzeitschrift der beiden Gemeinden.
1998
Erscheinen von "Mitten in Nürnberg. Jüdische Firmen, Freiberufler und Institutionen am Vorabend des Nationalsozialismus" (Quellen und Forschungen zur Geschichte und Kultur der Stadt Nürnberg 32, vergriffen) und des ersten Bandes des "Gedenkbuches für die Nürnberger Opfer der Schoa" (Quellen und Forschungen zur Geschichte und Kultur der Stadt Nürnberg 29).
1998
Ausstellung "Formerly of Nuremberg. Vertreibung, Flucht und neue Heimat jüdischer Bürger seit 1933".
In einer internationalen Kooperation mit der Gesellschaft JewishGen in den USA wird im Internet eine recherchierbare Liste der Nürnberger Schoa-Opfer zugänglich gemacht.
1999
Ebenfalls mit dem Partner JewishGen wird das englischsprachige Internetprojekt "Leaving Nuremberg" zu den Biografien jüdischer Nürnbergerinnen und Nürnberger vor und nach ihrer Emigration realisiert.
2001
Zum Gedenken an den 60. Jahrestag der ersten Massendeportation von Nürnberg am 29. November 1941 zeigt das Stadtarchiv an seiner Fassade ein großformatiges Transparent. Für zwei Monate wird damit die Erinnerung an die damals Ermordeten in die Mitte der Stadt zurückgeholt.
1998-2001
Nachlässe bzw. Familienarchive der wichtigen ehemals Nürnberger jüdischen Familien Astruck (Fabrikanten, Einzelbestand E 10/58), Krakenberger (Hopfengroßhändler, Einzelbestand E 10/68) und der Juristendynastien Berlin (Bestand E 48) und Josephthal (Bestand E 50) kehren als Schenkungen oder Deposita hierher zurück.
2002
Bildung des Forschungsschwerpunktes jüdische Geschichte beim Stadtarchiv Nürnberg.
Erscheinen des "Ergänzungsbandes zum Gedenkbuch für die Nürnberger Opfer der Schoa".
2003
Ausstellung "'Der Dank des Vaterlandes ist Euch gewiss!' - Dokumente zum Holocaust aus der Sammlung Herbert Kolb."
2. Nürnberger Zeitzeugengespräch anlässlich des 70. Jahrestages der "Machtergreifung" mit fünf ehemaligen jüdischen Nürnbergerinnen und Nürnbergern mit Einzelinterviews und Videodokumentation der Ausstellung und des Besuchs
Deponierung von Unterlagen der Unternehmerfamilien Jondorf und Oppenheimer im Stadtarchiv Nürnberg.
2004
Fertigstellung der Wanderausstellung "'Der Dank des Vaterlandes ist Euch gewiss!' - Dokumente zum Holocaust aus der Sammlung Herbert Kolb."
2005
Erstellung der Broschüre "Local Jewish History and Nuremberg City Archives" anlässlich des Besuchs der "Nürnberg-Fürth Reunion" durch eine Abordnung des Stadtarchivs.
Präsentation der Wanderausstellung "Der Dank des Vaterlandes ist Euch gewiss!" in der Wilhelm-Löhe-Schule.
2006
Archivalienpräsentation "'ITUS Nürnberg zählt zu den besten jüdischen Fußballmannschaften in Deutschland'. Jüdischer Fußball in Nürnberg 1933-1938" (Ausstellung anlässlich des "Tags der Archive" am 7. Mai 2006)
2007
Präsentation der Wanderausstellung "Der Dank des Vaterlandes ist Euch gewiss!" im Sigena-Gymnasium.
2008
Ausstellung "Die Süßheims: jüdische Bürger - bayerische Politiker - Nürnberger Kunstsammler"
2010
Ausstellung "Mehr als Bing: Jüdische Modelleisenbahnfirmen in Nürnberg"
2011
Beitrag "Sammlungsgut zur jüdischen Geschichte im Stadtarchiv Nürnberg" (erschienen in: NORICA 7. Berichte und Themen aus dem Stadtarchiv Nürnberg).
2012
Mitwirkung bei der Ausstellung des Dokumentationszentrums Reichsparteitagsgelände über die "Arisierungen" in Nürnberg und Fürth.
2013
Ausstellung "'Der Dank des Vaterlandes ist Euch gewiss!' - Diskriminierung, Kristallnacht und Holocaust im Spiegel der Sammlung Herbert Kolb".
Präsentation zum Abriss der Hauptsynagoge am Hans-Sachs-Platz anlässlich des 75. Jahrestages.
Besuch von Herbert Kolb in Nürnberg mit Zeitzeugengespräch.
2015
Foyerausstellung "Die Süßheims. Jüdische Bürger, Politiker, Wissenschaftler in Bayern".
Stadtplan "Orte jüdischen Lebens und seiner Vernichtung in Nürnberg bis 1945" / "Places of Jewish life and its extinction in Nuremberg until 1945".
Erscheinen der Publikation "'Blutvergiftung'. Rassistische NS-Propaganda und ihre Konsequenzen für jüdische Kinder und Jugendliche in Nürnberg".
2016
Ankauf von sieben osmanischen Manuskripten und Druckwerken aus dem früheren Besitz von Prof. Karl Süßheim zur Ergänzung des Bestands E 61/II.
Szenische Lesung aus dem Buch "Blutvergiftung" im Stadtarchiv durch Schüler des Gymnasiums Hilpoltstein.
2017
Präsentation der Ausstellung "Die Süßheims" in der Kronacher Synagoge durch den gleichnamigen Aktionskreis.
2018
Szenische Lesung aus dem Buch "Blutvergiftung" im Gymnasium Hilpoltstein anlässlich des Holocaust-Gedenktags (Januar).
Erscheinen des Buches "Die Süßheims. Unternehmer, Politiker, Wissenschaftler, Sammler" (November).
2019
Forschungsprojekt in Kooperation mit der Universität Augsburg, Lehrstuhl für Geschichte, über das Schicksal jüdischstämmiger Christen in Nürnberg während der NS-Zeit
2020
Neuauflage des Stadtplans "Orte jüdischen Lebens und seiner Vernichtung in Nürnberg bis 1945"
2021
Reihe von sechs jüdischen Biografien im Blog der Stadtarchive in der Metropolregion Nürnberg zur Erinnerung an 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland:
2021
Zum 80. Jahrestag der Deportation von Nürnberg nach Riga-Jungfernhof am 29. November 1941
2021
Beiträge „Dem künftigen Geschichtsschreiber unserer Gemeinde die wichtigste Quelle“: Das Nürnberg-Fürther Israelitische Gemeindeblatt 1921 - 1938 und Kohn & Co.: Jüdische Bankiers in Nürnberg 1868 - 1939 in NORICA 17.
2022
Präsentation anläßlich des 80. Jahrestages der Deportation von Juden von Nürnberg in das Transitlager Izbica