Die Förderpreisträger des Jahres 2024

Die Auszeichnung mit dem Förderpreis des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg geht dieses Jahr an vier schulische W-Seminararbeiten und eine universitäre Abschlussarbeit.

Am 19. Juni 2024 wurde im Stadtarchiv Nürnberg die Verleihung der Preise vorgenommen. Der Stellvertretende Vereinsvorsitzende Dr. Arnold Otto stellte die Preisträgerinnen und Preisträger vor und überreichte ihnen die Urkunden und Preise. Die Mitglieder der Jury würdigten jeweils mit einer Laudatio die prämierten Schüler- und Studienarbeiten.

VGN-Förderpreisträgerinnen und Jury 2024

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Die Preisträgerinnen und die Preisträger 2024 mit den Jury-Mitgliedern (v.l.n.r.): Onur Köker, Dr. Antonia Landois, Daniela Wiegand, Dr. Arnold Otto, Paula Züll, Emma Schertlin, Prof. Dr. Georg Seiderer, Noah Ebert, Dr. Martina Bauernfeind.


KATEGORIE SCHÜLERARBEITEN

1. Preis: Paula Züll, Melanchthon-Gymnasium Nürnberg

Literarisches Erbe und Bildungsauftrag im Schultheater unter besonderer Berücksichtigung der Schülerbühne des Melanchthon-Gymnasiums

Nürnberg zwischen 1951 und 1964 unter der Leitung von Hans Heißner

Die im W-Seminar „Schulgeschichte 500xMGN“ am Melanchthon-Gymnasium unter Leitung von OStR Dr. Martina Switalski entstandene Arbeit widmet sich der Spielgruppe „Schülerbühne des Melanchthon-Gymnasiums“, die Studienrat Hans Heißner von 1951 bis 1964 organisierte und künstlerisch leitete. Dieses Projekt hatte mit seiner Aktivität stilbildenden Einfluss auf das schulische Theaterspiel in Bayern, das auch überregional

Aufmerksamkeit erhielt. Die Autorin beleuchtet die Entstehung der Schülerbühne, deren Organisation, das Repertoire und die Spielorte sowie die Rezeptionsgeschichte der Initiative. Mit diesen Erkenntnissen ordnet sie die Schülerbühne in die gesellschaftliche und kulturelle Landschaft Nürnbergs in der Nachkriegszeit ein.

2. Preis: Emma Schertlin, Melanchthon-Gymnasium Nürnberg

Der jüdische Melanchthonianer Franz Reizenstein und der ihm 1964 in Nürnberg für seine Komposition verliehene Kulturpreis

vor dem Hintergrund der Wiedergutmachung

Die Seminararbeit, die ebenfalls aus dem von OStR Dr. Martina Switalski geleiteten W-Seminar „Schulgeschichte 500xMGN“ am Melanchthon-Gymnasium Nürnberg hervorging, beleuchtet das Leben und Werk des jüdischen Melanchthonianer, Komponisten und Pianisten Franz Reizenstein, der 1911 in Nürnberg geboren wurde, 1934 nach England emigrierte und 1968 in London starb. Die biografische Arbeit, die auf Quellen und Interviews

basiert, konzentriert sich neben dessen musikalischen Erbe und Stil auch auf die Frage des Kulturverlusts durch die Schoa in Nürnberg. Die Autorin interpretiert die verschollene Oper „Anna Kraus“ von Reizenstein mit Bezug auf sein eigenes Emigrationsschicksal, analysiert die Kulturpreisverleihung 1964 in Nürnberg vor dem Hintergrund der Wiedergutmachung und arbeitet die Haltung Reizensteins gegenüber seiner deutschen und Nürnberger Heimat nach 1945 heraus.

3. Preis: Noah Ebert, Melanchthon-Gymnasium Nürnberg

Das Leben der Melanchthonianer und Frontsoldaten Walter Berlin, Eugen Collin, Paul Josephthal und Walter Freudenthal als Grundlage

für eine Bewertung jüdischer Emanzipation von 1869 bis 1950

Die Seminararbeit, auch in dem von OStR Dr. Martina Switalski geleiteten W-Seminar zum Thema „Schulgeschichte 500xMGN“ am Melanchthon-Gymnasium Nürnberg entstanden, stellt sich die Frage nach der „Emanzipation“ und gesellschaftlichen Integration von Juden um 1900 am Beispiel Nürnberger Juden im bayerischen Militär und ihrer autobiografischen Zeugnisse. Basierend auf einer ausführlichen

Quellenrecherche werden vier Lebenswege von Nürnberger Juden unter Konzentrierung auf die Militärzeit dargestellt. Der Autor kommt schließlich zu dem Fazit, dass sich die Fragestellung anhand der Beispiele nicht beantworten lässt – ein reflektiertes Ergebnis.

3. Preis: Onur Köker, Hans-Sachs-Gymnasium Nürnberg

Von Büchern zu Bühnen: Theater in Nürnberg während der "Goldenen Zwanziger“

Die im W-Seminar „Weimarer Republik“ am Hans-Sachs-Gymnasium Nürnberg unter Leitung von StD Hans-Martin Kühl entstandene Arbeit widmet sich der Fragestellung, ob und inwiefern das Theater in Nürnberg in den 1920er Jahren von der Dynamik der Moderne geprägt war. Der Autor untersucht die beiden Intendanzen von Willy Stuhlfeld und Johannes Maurach, analysiert ausführlich die Spielpläne und stellt exemplarisch einige

Aufführungen und ihre Resonanz in der Presse vor. So wird in der Arbeit das Nürnberger Theater als eine wichtige kulturpolitische Institution der 1920er Jahre problematisierend eingeordnet. Als bedeutende Einflussfaktoren werden die Kommunalisierung des Stadttheaters im Zeichen einer Demokratisierung von Kultur und vor allem die Intendanzen identifiziert.


KATEGORIE STUDIENARBEITEN

Preis: Daniela Wiegand, Ludwig-Maximilians-Universität München

„solichs in bessere ordnung ze bringen“ – Sozialdisziplinierung im spätmittelalterlichen Nürnberg

In der von Prof. Dr. Dieter J. Weiß an der Ludwig-Maximilians-Universität München, Abteilung Bayerische Geschichte, betreuten Bachelorarbeit geht Daniela Wiegand der Frage nach: Wie gestalten Menschen ihr Zusammenleben? Dieser Frage hat sich schon in den 1960er Jahren Gerhard Oestreich zugewandt und die Begriffe der Sozialdisziplinierung und Sozialregulierung entwickelt. Die Autorin möchte diese Begriffe auf ein

zeitlich und räumlich begrenztes Umfeld anwenden: auf Nürnberg im ausgehenden Mittelalter. Sie analysiert zunächst die Verwendung der Begriffe „Gesetz“, „Ordnung“ und „Zucht“, die vom 13. bis zum 15. Jahrhundert zunimmt. Dies führt die Autorin auf eine Verschiebung des Selbstverständnisses des Nürnberger Rats zurück, der im Spätmittelalter immer mehr versucht, durch Ordnungen in das Leben der Stadtgesellschaft einzugreifen. Ein solchermaßen reaktives Verhalten ist für die Autorin das wichtigste Argument gegen eine sozialdisziplinierende Absicht des Rats im Sinne Oestreichs, stattdessen sieht sie den davon abgegrenzten Begriff der Sozialregulierung als passend an.


VGN-Förderpreisträger 2024

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Die Preisträgerinnen und Preisträger des Förderpreises 2024 (v.l.n.r.): Onur Köker, Daniela Wiegand, Paula Züll, Emma Schertlin und Noah Ebert.

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