Die Förderpreisträger des Jahres 2019

In diesem Jahr wurden drei gymnasiale W-Seminararbeiten und zwei universitäre Abschlussarbeiten mit dem Förderpreis des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg ausgezeichnet. Der erste Preis im Bereich der Studienarbeiten wurde aufgrund der beiden sehr qualitätvollen Abhandlungen zweifach vergeben.

Preistraeger FVGN

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Die Preisträgerinnen und Preisträger 2019 Rebekka Eberhardt, Veronika Wiegel, Anna Bub, Christopher Stummvoll, Oliver Muszynski (v.l.n.r.) mit dem 1. Vorsitzenden Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly.

Im Schönen Saal des Nürnberger Rathauses stellte der Vereinsvorsitzende Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly am 25. Juni 2019 die Preisträgerinnen und Preisträger vor und übereichte ihnen die Urkunden und Preise. Die Mitglieder der Jury würdigten jeweils mit einer Laudatio die prämierten Schüler- und Studienarbeiten.



KATEGORIE SCHÜLERARBEITEN


1. Preis: Oliver Muszynski, Hans-Sachs-Gymnasium Nürnberg

Frontberichte von Soldaten im „Stürmer“

In der am Hans-Sachs-Gymnasium Nürnberg im W-Seminar „Hass-Propaganda aus Nürnberg – ‚Der Stürmer‘ 1933–1945“ entstandenen Arbeit analysiert der Verfasser Frontberichte von Soldaten, die 1939 zu Beginn des Krieges während des Überfalls auf Polen und während der deutschen Besatzungszeit in der Artikelserie „Das ist der Jude – Frontsoldaten schildern ihre Erlebnisse“ in dem Hetzblatt „Der Stürmer“ abgedruckt wurden.

Diese Artikel dienten als gezielte Maßnahme, um den sinkenden Leserzahlen des „Stürmers“ entgegenzuwirken. Oliver Muszynski untersucht in seiner Arbeit, ob die Erlebnisse und Beobachtungen der Soldaten tatsächlich der im Krieg gegebenen Realität entsprechen, aber auch die gängigsten Vorurteile über die polnischen Juden.


2. Preis: Veronika Wiegel, Hans-Sachs-Gymnasium Nürnberg

Mittelalterlicher Antisemitismus im „Stürmer“

Die Seminararbeit, die auch aus dem von StR Eike Juhre geleiteten W-Seminar zur Hasspropaganda aus Nürnberg durch Julius Streichers Hetzblatt „Der Stürmer“ am Hans-Sachs-Gymnasium hervorging, untersucht die propagandistische Beeinflussung der Leser durch den Rückgriff auf den mittelalterlichen Judenhass, das heißt mit welchen mittelalterlichen, antijudaistischen und antisemitischen Stereotypen die Redaktion Propaganda gegen jüdische Bürgerinnen und Bürger betrieben hat.


3. Preis: Christopher Stummvoll, Melanchthon-Gymnasium Nürnberg

Der Wandel des Bildes des Kriegsdienstverweigerers in der Gesellschaft durch die Protestbewegung junger Menschen von 1968 in der BRD

und der Einfluss der Revolution auf das heutige Verständnis für den verpflichtenden Wehrdienst

In seiner Arbeit, die im W-Seminar „Nürnberg und die Achtundsechziger“ am Melanchthon-Gymnasium entstand und von StRin Dr. Martina Switalski betreut wurde, befasst sich Christopher Stummvoll mit der Entwicklung der Kriegsdienstverweigerung in der Bundesrepublik Deutschland in den 1960er Jahren. Hierzu beleuchtet er die gesellschaftliche Bedeutung der Wehrpflicht vor 1968 und untersucht die Zusammenhänge zwischen der „1968er Bewegung“ und der Kriegsdienstverweigerung.



KATEGORIE STUDIENARBEITEN


1. Preis (I): Anna Bub, Universität Erlangen-Nürnberg

Adventus Episcopi.

Das Adventusritual der Bischöfe zu Bamberg im ausgehenden Mittelalter im Vergleich zwischen ihrer Kathedralstadt und der Reichsstadt Nürnberg

Anna Bub

In der von Prof. Dr. Heike Johanna Mierau an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg betreuten Zulassungsarbeit analysiert und interpretiert Anna Bub die vielfältigen Quellen zu den adventus, den feierlichen Ersteinzügen, von fünf Bamberger Bischöfen zwischen 1477 und 1510.

Sie vergleicht erstmals die Ersteinzüge in die bischöflich beherrschte spätmittelalterliche Kathedralstadt Bamberg und in die am Rande der Diözese gelegene Reichsstadt Nürnberg und arbeitet die Unterschiede und Gemeinsamkeiten heraus. Dabei geht sie der Frage nach, ob und inwiefern solche Einzüge die Funktionen einer „konformativen Zeremonie“ oder eines „transformativen Rituals“ erfüllten und kommt zu dem Ergebnis, dass in Bamberg religiös-sakrale Elemente im Vordergrund standen und das Hauptaugenmerk auf die Inszenierung des Bischofs als Stadtherr gerichtet war, während in Nürnberg die Inszenierung des Nürnberger Rates als Herrscher über die Reichsstadt betont wurde. Die Arbeit schließt damit eine Forschungslücke zur Geschichte Nürnbergs am Ende des späten Mittelalters.


1. Preis (II): Rebekka Eberhardt, Freie Universität Berlin

Die Ausweisung der Jüdinnen und Juden mit polnischer Staatsangehörigkeit aus Nürnberg und Fürth im Oktober 1938

Die an der Freien Universität Berlin eingereichte und von Prof. Dr. Gertrud Pickhan betreute Masterarbeit beschäftigt sich mit dem Schicksal der sogenannten Ostjuden im nationalsozialistischen Deutschland. Im Zuge der sogenannten Polenaktion wurden Ende Oktober 1938 etwa 16.000 bis 18.000 Jüdinnen und Juden aus dem Deutschen Reich ausgewiesen und an die polnische Grenze deportiert.

Hierbei untersucht Rebekka Eberhardt die Rahmenbedingungen der Deportationen in Nürnberg und Fürth und kann etwa 300 deportierte Jüdinnen und Juden namentlich erfassen. Die Untersuchung leistet somit einen bedeutenden Beitrag zur Geschichte der Verfolgung der Juden in der Zeit des Nationalsozialismus im Nürnberger Raum.

Aktualisiert am 05.09.2024, 02:18 Uhr

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