Die Förderpreisträger des Jahres 2023
Die Auszeichnung mit dem Förderpreis des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg geht dieses Jahr an vier schulische W-Seminararbeiten und eine universitäre Abschlussarbeit.
Am 12. Juni 2023 wurde im Landeskirchlichen Archiv der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern die Verleihung der Preise vorgenommen. Die Vereinsvorsitzende Prof. Dr. Charlotte Bühl-Gramer stellte die Preisträgerinnen und Preisträger vor und übereichte ihnen die Urkunden und Preise. Die Mitglieder der Jury würdigten jeweils mit einer Laudatio die prämierten Schüler- und Studienarbeiten.
KATEGORIE SCHÜLERARBEITEN
1. Preis: Melina Raub, Paul-Pfinzing-Gymnasium Hersbruck
Widerhall trotz Widerlegung – Die „Protokolle der Weisen von Zion“ in der Wahrnehmung der Bevölkerung während des Nationalsozialismus
Die im W-Seminar „Von Nero zu den Reptilienaugenaliens – Verschwörungstheorien in der Geschichte“ am Paul-Pfinzing-Gymnasium Hersbruck unter Leitung von StD Ulrich Keding entstandene Arbeit befasst sich mit der Verbreitung des Mythos einer jüdischen Weltverschwörung in der Zeit des Nationalsozialismus, die vor allem durch die antisemitische Hetzschrift „Der Stürmer“ vorangetrieben wurde. Dabei untersucht die Verfasserin die „Protokolle der Weisen von Zion“, auf die
sich die Theorie von der jüdischen Weltverschwörung stützt, stellt die Hetzschrift „Der Stürmer“ genauer vor und analysiert zwei Zusendungen aus der Leserpost des „Stürmers“, die deutlich belegen, wie tief verwurzelt der Glaube an eine jüdische Weltverschwörung war.
2. Preis: Alica Körner, Berufliche Oberschule der Stadt Nürnberg
Komm, wir gehen zum Italiener! Die Etablierung der italienischen Gastronomie durch die italienischen Gastarbeiter – eine Nürnberger Erfolgsgeschichte?
Die unter Betreuung von Kathrin Braun an der Beruflichen Oberschule der Stadt Nürnberg im W-Seminar „Nürnberger Erfolgsgeschichten“ entstandene Arbeit geht der Frage nach, inwiefern die italienische Küche durch die seit Ende der 1950er-Jahre zugewanderten Gastarbeiter aus Italien, die in Deutschland mit ihren Familien eine neue Heimat gefunden haben, hier in Nürnberg an Bedeutung gewann und auf welche Weise die dagebliebenen Arbeitsmigranten die erfolgreiche
Entwicklung der italienischen Gastronomie beeinflusst haben. Bevor die Verfasserin das Entstehen einer spezifischen Gastronomie in dieser Zeit untersucht, ordnet sie die Anwerbung italienischer Gastarbeiter auf Bundesebene ein und beleuchtet deren Arbeitsumfeld und soziale Lage. Persönliche Berichte von interviewten Italienern ergänzen die Untersuchung.
3. Preis: Kira Lilli Krischke, Berufliche Oberschule der Stadt Nürnberg
Die Ludwigs-Eisenbahn und ihr Lokführer William Wilson – eine Erfolgsgeschichte?
Die Seminararbeit, die ebenfalls aus dem von Kathrin Braun geleiteten W-Seminar zum Thema „Nürnberger Erfolgsgeschichten“ an der Beruflichen Oberschule der Stadt Nürnberg hervorging, beschäftigt sich mit der Pionierleistung der ersten Eisenbahnstrecke in Deutschland sowie mit den Erfolgsfaktoren dieser epochalen technischen Innovation. Im Zentrum der Untersuchung steht der britische Lokführer William
Wilson, dessen Lebensweg ausführlich nachgezeichnet wird. Insbesondere dessen Schlüsselrolle für den Erfolg des Innovationsprojektes wird herausgearbeitet. Neben den technischen Faktoren der „Erfolgsgeschichte“ der Eisenbahn wird auch die Wirkung des neuen Transportmittels auf die Zeitgenossenschaft überprüft.
3. Preis: Luis Schemmel, Berufliche Oberschule der Stadt Nürnberg
Ferdinand Schmidts Erfolge, Lebenswerk und sein Einfluss bis heute 113 Jahre nach seinem Tod
Die Seminararbeit, auch in dem von Kathrin Braun geleiteten W-Seminar zum Thema „Nürnberger Erfolgsgeschichten“ an der Beruflichen Oberschule der Stadt Nürnberg entstanden, untersucht das Leben und die Karriere des Nürnberger Fotografen Ferdinand Schmidt. Dabei werden die Institutionen, Unternehmen sowie städtischen Gremien beleuchtet, die Schmidt beauftragten. Der Verfasser arbeitet die Erfolgsfaktoren von Ferninand Schmidts Tätigkeit insbesondere in
Hinblick auf wirtschaftliche Leistungen und gesellschaftliches Ansehen heraus. Zudem wird betrachtet, inwieweit die Fotografien als historische Quellen genutzt wurden.
KATEGORIE STUDIENARBEITEN
Preis: Jonathan Vieth, Universität Würzburg
Der Konsum in Nürnberg an der Wende zwischen Spätmittelalter und Früher Neuzeit – dargestellt am Haushalt Anton II. Tuchers
In der von Prof. Dr. Anuschka Tischer an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg im Fach Neuere Geschichte betreuten Bachelorarbeit untersucht Jonathan Vieth anhand des Haushaltbuches von Anton II. Tucher (1457–1524), das die Jahre 1507 bis 1524 umfasst, das Konsumverhalten in Nürnberg zu Beginn der Frühen Neuzeit. Durch den Erhalt sogenannter Haushaltsbücher können Einblicke in das städtische Leben Nürnbergs gewonnen werden. Am Beispiel des Haushaltsbuches von
Anton II. Tucher wird gezeigt, wie Alltags- und Luxusgüter in dieser Zeit aussehen konnten. Der Verfasser beleuchtet einführend die Wirtschafts- und Sozialstruktur der Reichsstadt Nürnberg und geht dann biografisch auf die Person Anton II. Tucher und seiner Stellung in der Nürnberger Gesellschaft ein. Daran anknüpfend wird Tuchers Konsum untersucht, dabei werden sowohl Geschenke als auch der Eigenbedarf sowie die Gastungen und andere Ausgaben herangezogen. Die einzelnen Verbrauchsgüter werden hinsichtlich verschiedener Konsumkategorien (Nahrungsmittel, Gewürze, Haushaltswaren, Textilien und besondere Güter) begutachtet und dabei untersucht, woher die Produkte kamen, welche Handelswege damit verknüpft waren und was war „Luxus“ und was war „Alltag“?