Die Förderpreisträger des Jahres 2020
Die Auszeichnung mit dem Förderpreis des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg geht dieses Jahr an drei gymnasiale W-Seminararbeiten und zwei universitäre Abschlussarbeiten.
Am 15. Juli 2020 wurde im Großen Sitzungssaal des Nürnberger Rathauses die Verleihung der Preise vorgenommen. Die Stellvertretende Vereinsvorsitzende Dr. Wiltrud Fischer-Pache stellte die Preisträgerinnen und Preisträger vor und übereichte ihnen die Urkunden und Preise. Die Mitglieder der Jury würdigten jeweils mit einer Laudatio die prämierten Schüler- und Studienarbeiten.
KATEGORIE SCHÜLERARBEITEN
1. Preis: Anna Gabriela Stark, Maria-Ward-Gymnasium Nürnberg
Nachkriegsprozess zum Pogrom in Forth. Der Pogromprozess von 1950 am Landgericht Nürnberg-Fürth und seine Funktion im Rahmen der Entnazifizierung
In der am Maria-Ward-Gymnasium Nürnberg im W-Seminar „80 Jahre nach der Reichspogromnacht 1938: Wurzeln – Ereignisse – Folgen“ entstandenen Arbeit, die von StRin Carina Schneller betreut wurde, untersucht die Verfasserin den Nachkriegsprozess zum Pogrom in Forth bei Eckental, der sich am 9./10. November 1938 ereignete.
Neben den Spruchkammerverfahren der Besatzungsmächte bei den Nürnberger Prozessen wurde im August 1950 am Landgericht Nürnberg-Fürth ein Prozess gegen zwölf Forther Angeklagte durchgeführt, der sich mit den Plünderungen und Verwüstungen jüdischer Anwesen und den Verhaftungen jüdischer Einwohnerinnen und Einwohner in Forth beschäftigte. Anhand der Analyse der Prozessakten geht die Verfasserin der Frage nach, ob der Nachkriegsprozess als ein gelungenes Beispiel der Entnazifizierung gelten kann.
2. Preis: Nicolas von Kobyletzki, Hans-Sachs-Gymnasium Nürnberg
Die Schlacht an der Alten Veste mit Fokus auf die Analyse der Heere
Die Seminararbeit, die aus dem von StD Hans-Martin Kühl geleiteten W-Seminar zum Thema „Der Dreißigjährige Krieg in Franken“ am Hans-Sachs-Gymnasium hervorging, erarbeitet und untersucht verschiedene Faktoren, die die Schlacht an der Alten Veste, bei der die Heere König Gustav II. Adolfs von Schweden und Albrecht von Wallensteins am 3./4. September 1632 aufeinandertrafen, beeinflusst haben. Dabei werden sowohl die Strategien der Krieg führenden Parteien, Größe und Umfang der beiden Heere und die verschiedenen Waffentechniken als auch die Unterkunft und Versorgung der Soldaten analysiert.
3. Preis: Marlene Regenfus, Melanchthon-Gymnasium Nürnberg
Der „Kaspar-Hauser-Mythos“: Was begründet auch 190 Jahre nach seinem Auftauchen in Nürnberg die ungebrochene Faszination um das Findelkind?
Der Versuch einer Annäherung durch multimodale Betrachtung des Mythos
In ihrer Arbeit, die im W-Seminar „Historisch bedeutsame Jubiläen und Gedenktage“ am Melanchthon-Gymnasium entstand und von StDin Dr. Cornelia Kirchner-Feyerabend betreut wurde, geht die Autorin der Frage nach, worin das starke Interesse um das Findelkind Kaspar Hauser auch noch nach fast 200 Jahren nach seinem Auftauchen in Nürnberg begründet ist. Hierzu untersucht sie die Quellen und Literatur zu Kaspar Hauser, setzt sich mit den unterschiedlichen Theorien zu seiner Herkunft auseinander und befragt Historiker.
KATEGORIE STUDIENARBEITEN
1. Preis: Jessica Wengel, Universität Erlangen-Nürnberg
Karl Holz (1895–1945): Der Mann im Schatten Streichers
In der von Prof. Dr. Peter Fleischmann an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg betreuten Masterarbeit beschäftigt sich die Autorin in einem prosopografischen Ansatz mit der Figur des stellvertretenden Gauleiters, kurz vor Kriegsende schließlich Gauleiter von Franken, Karl Holz und zeichnet dessen Lebensstationen sowie die parteispezifische Laufbahn von einem der führenden Protagonisten des NS-Regimes in Nürnberg nach.
Besonders im Fokus der auf einer breiten Quellenbasis aufbauenden Darstellung stehen das Verhältnis zu seinem Mentor Julius Streicher, dessen Politik er exekutierte, seine Schlüsselrolle im sogenannten Arisierungsskandal sowie seine Rolle als Reichsverteidigungskommissar bei der Einnahme Nürnbergs.
Der Preis wurde stellvertretend von Frau Yeliz Uluca in Empfang genommen.
2. Preis: Saskia Luce, Universität Erlangen-Nürnberg
Industrialisierung in Mittelfranken um 1900 – Entwicklungen zwischen 1888 und 1902 aus der Sicht des Fabrikinspektors Anton Kopf
Die ebenfalls an der Universität Erlangen-Nürnberg eingereichte und wiederum von Prof. Dr. Peter Fleischmann betreute Masterarbeit wertet die von Fabrikinspektor Anton Kopf erstellten Visitationsberichte aus. Der 1879 in München zum Fabrikinspektor ernannte Anton Kopf führte als Beamter der Gewerbeaufsicht mit Unterstützung von Assistenten im gesamten Regierungsbezirk Mittelfranken Inspektionen in Betrieben verschiedenster Gewerbeformen durch.
Auf Grundlage der Aufzeichnungen des Fabrikinspektors gibt die Autorin sowohl ein aussagekräftiges Panorama der Branchen- und Firmenvielfalt in Mittelfranken um 1900 als auch ein facettenreiches Bild vom wirtschaftlichen, sozialen und ausstattungstechnischen Zustand der Betriebe wieder und analysiert Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen dem industriellen Ballungsraum Nürnberg-Fürth und dem übrigen Mittelfranken.
Aktualisiert am 05.09.2024, 02:18 Uhr