Die Förderpreisträger des Jahres 2015
Am 15. Juni 2015 stellte der Vorsitzende des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg, Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly, die Preisträgerinnen und Preisträger der ersten "Förderpreis-"Runde der Öffentlichkeit vor und zeichnete sie für herausragende akademische Abschlussarbeiten zur Nürnberger Stadtgeschichte aus. Da sich bei der ersten Ausschreibung noch keine Schülerinnen und Schüler beteiligt haben, waren nur drei Preise in der Gruppe der Studierenden zu vergeben.
Aus neun eingereichten Arbeiten - vier Zulassungsarbeiten, vier Bachelorarbeiten und einer Masterarbeit, entstanden an den Universitäten Erlangen-Nürnberg, Würzburg, München und Jena - hat die sechsköpfige Jury drei "herausragende akademische Abschlussarbeiten" ausgewählt. Angesichts der hohen Qualität aller eingereichten Arbeiten ist der Jury die Entscheidung nicht leicht gefallen. Ausschlaggebend war schließlich, inwieweit die Teilnehmerinnen und Teilnehmer noch unbearbeitete, ungedruckte Quellen ausgewertet und neue Erkenntnisse für die stadtgeschichtliche Forschung gewonnen haben.
Die drei verliehenen Förderpreise sind mit 500, 250 und 100 Euro dotiert. Für die Preisträger gibt es außerdem eine drei-jährige freie Mitgliedschaft im Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg. Darüber hinaus erhielten alle neun Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Jahres 2015 Buchpreise, und zwar den 100. Band der "Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg" und den Ausstellungskatalog "1865-2015. 150 Jahre Stadtarchiv Nürnberg".
1. Preis: Sarah Baumann, FAU Erlangen-Nürnberg
"Das Nürnberger Trachtenvereinswesen während des Kaiserreiches"
Die an der Universität Erlangen-Nürnberg entstandene, von Prof. Dr. Georg Seiderer betreute Zulassungsarbeit beleuchtet die Geschichte der zwischen 1897 und 1918 in Nürnberg gegründeten Trachtenvereine. Dabei wird herausgearbeitet, dass sämtliche Nürnberger Trachtenvereine ausschließlich die "Erhaltung" von Trachten und Volkstänzen des bayerischen Oberlandes, auch Tirols und des Allgäus zum Ziel hatten und sich erst
deutlich später erste Bezüge zu Franken finden. Für die Gründung von Trachtenvereinen im Kaiserreich kann die Autorin drei Motive rekonstruieren: den Erhalt des Brauchtums, die Pflege von Gemeinschaft und Identitätsstiftung durch das Vereinsleben und die Tendenz einer Alltagsflucht aufgrund der stark erhöhten Mobilität in der Gesellschaft des Kaiserreichs. Somit ist die Arbeit ein wichtiger und innovativer Beitrag zur Geschichte der Zuwanderung in Nürnberg.
2. Preis: Manuel Pauli, FAU Erlangen-Nürnberg
"Anspruch und Wirklichkeit. Die Nürnberger Freimaurerloge 'Zu den Drei Pfeilen' während der Weimarer Republik"
Mit der Erforschung der Nürnberger Loge "Zu den drei Pfeilen" zur Zeit der Weimarer Republik und zu Beginn des "Dritten Reiches" beschäftigt sich die ebenfalls bei Prof. Dr. Georg Seiderer (Universität Erlangen-Nürnberg) entstandene Zulassungsarbeit. Unter Berücksichtigung des gesellschaftlichen und gesamt-freimaurerischen Hintergrundes wird die Geschichte der Loge unter Einbeziehung noch nicht ausgewerteter archivalischer
Quellen in einen vielschichtigen historischen Zusammenhang eingeordnet. Dabei wird besonders die Rolle des Ersten Weltkrieges herausgearbeitet. Dem Autor gelingt ein differenziertes Bild der Freimaurerei und ihrer unterschiedlichen, ja gegensätzlichen Motive in den 1920er Jahren und ein neuer Einblick in die Nürnberger Logengeschichte. Die Arbeit leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Geschichte der deutschen Freimaurerei in der Zwischenkriegszeit.
3. Preis: Nico Pietschmann, LMU München
"Randgruppen im Spätmittelalter und der Frühen Neuzeit - Die Reichsstädte Augsburg und Nürnberg im Vergleich"
Die an der Ludwig-Maximilians-Universität München entstandene, von PD Dr. Christof Paulus betreute Bachelorarbeit untersucht das Leben und den Alltag gesellschaftlicher Randgruppen im regionalen Fokus und vergleicht in einer ausführlichen Analyse Prostitution, Armut, Krankheit und Kriminalität in Rechtsquellen, Bildzeugnissen und Chroniken von der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts bis zum Vorabend des Dreißigjährigen
Krieges. Dabei wurden bisher ungedruckte Bestände aus den Stadtarchiven Augsburg und Nürnberg herangezogen. Auf vielseitige Weise wird die gesellschaftliche Exklusion und die Marginalisierung einzelner Bevölkerungsgruppen innerhalb der Ständegesellschaft herausgearbeitet.