Die Förderpreisträger des Jahres 2016

Die Preisträgerinnen und Preisträger der Ausschreibung 2016 wurden der Öffentlichkeit am 24. Juni 2016 vorgestellt. Zu vergeben waren jeweils drei Preise in der Kategorie Schülerinnen und Schüler und in der Kategorie Studierende. Der Vorsitzende des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg, Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly, würdigte die von der Jury ausgezeichneten Seminar- und Abschlussarbeiten zur Nürnberger Stadtgeschichte und überreichte die Preise.

Gruppenbild

V.l.n.r.: Sidney Sauer, Peter Paßlack, Natalie Baumann, Theodor Tharandt, Dorothee Hopfengärtner, Florian Möbus, Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly


KATEGORIE SCHÜLERARBEITEN


1. Preis: Theodor Tharandt, Melanchthon-Gymnasium Nürnberg

Erinnerung an den Nürnberger Soldaten Walter Freudenthal – Kommentar zum Champagne-Tagebuch von 6.10. bis 6.12.1915

Theodor Tharandt

Die im W-Seminar "Nürnberg und der Erste Weltkrieg" am Melanchthon-Gymnasium in verfasste Arbeit (Kursleiterin: StRin Dr. Martina Switalski) beleuchtet die Herbstschlacht in der Champagne während des Ersten Weltkriegs am Beispiel des Nürnberger Soldaten Walter Freudenthal (1896-1951), Sohn des Nürnberger Rabbiners Max Freudenthal (1868-1937).

Theodor Tharandt stützt sich auf das zwischen dem 6. Oktober und dem 6. Dezember 1915 geführte "Champagnefeldtagebuch" des Soldaten, der darin auf 40 Seiten mit genauen Orts- und Zeitangaben sowie handgezeichneten Karten des Grabensystems und der Umgebung des Kriegsschauplatzes seine Einsätze in der "Hölle" der Champagne im Spätherbst 1915 festhält.
Auf der Grundlage dieser Quelle, die er eigenständig hinterfragt und im Hinblick auf ihre Glaubwürdigkeit und die zugrundeliegenden Haltungen hin einzuordnen versucht, beschreibt Theodor Tharandt plastisch und nachvollziehbar die drei Feldeinsätze Freudenthals mit ihren Widrigkeiten, militärischen Mängeln und ihrem chaotischen Verlauf. Auch die psychischen Auswirkungen dieser traumatischen Erlebnisse fließen in die Darstellung mit ein. Durch die Kontaktaufnahme mit Nachfahren Walter Freudenthals und die Einbeziehung familiärer Quellen in die Arbeit gelang es ihm darüber hinaus, den Lebensweg Walter Freudenthals, der zeitlebens von den Traumata des Krieges geprägt war, weiterzuverfolgen.


2. Preis: Peter Paßlack, Hans-Sachs-Gymnasium Nürnberg

"Laß nicht zu, daß in unserer Stadt noch einmal Menschen verfolgt und ihre Gotteshäuser zerstört werden."

Die Nürnberger Hauptsynagoge als Spiegel für Akzeptanz und Ausgrenzung der Juden in Nürnberg von 1850 bis heute

Peter Paßlack

Die Arbeit ist im Rahmen des W-Seminars "Historische Denkmäler in Nürnberg" am Hans-Sachs-Gymnasium entstanden (Kursleiter: StR Eike Juhre) und beschäftigt sich mit der bewegenden jüdischen Geschichte Nürnbergs am Beispiel der ehemaligen Hauptsynagoge und des Synagogen-Mahnmals.

Peter Paßlack stellt sich in seiner den Zeitraum von 1850 bis in die Gegenwart umfassenden Untersuchung die Leitfrage, wie Juden und ihre Kultur von der Zeit des Kaiserreiches über die NS- und Nachkriegszeit bis hin in die Gegenwart in Nürnberg gesehen wurden und gesehen werden. Als Indikator hierfür dienen ihm die materiellen Zeugnisse Synagoge und Mahnmal. An drei herausragenden Schlaglichtern - Bau und Einweihung der Synagoge, Zerstörung, Gedenken - beleuchtet er auf einer breiten Literatur- und Quellengrundlage die Geschichte der jüdischen Bürger.

3. Preis: Natalie Baumann, Melanchthon-Gymnasium Nürnberg

Kunst und Künstler in Nürnberg im Ersten Weltkrieg

Natalile Baumann

Die Arbeit entstand am Melanchthon-Gymnasium im W-Seminar "Nürnberg und der Erste Weltkrieg" (Kursleiterin: StRin Dr. Martina Switalski). Sie beschäftigt sich mit den beiden (zeitweiligen) Nürnberger Künstlern Adolf Schinnerer (1876-1949) und Heinrich Heidner (1876-1974) und der Frage, wie diese den Krieg erlebten und in ihren Bildern verarbeiteten.

Natalie Baumann analysiert in ihrer anschaulichen und klar wertenden Arbeit das Kunstverständnis und die politische Einstellung der beiden Künstler anhand ihres Werks und unter Betrachtung ihrer jeweils individuellen Lebensumstände. Deren Kernwerke und Kriegsverständnis werden in die Nürnberger Kunstszene während der Jahre 1914 bis 1918 eingebettet und verglichen, dabei wird ihre Entwicklung von Kriegsbefürwortern zu Kriegsgegnern aufgezeigt.



KATEGORIE STUDIENARBEITEN


1. Preis: Florian Möbus, Universität Regensburg

Luther in der liberalen Presse. Zum Bild Martin Luthers im Fränkischen Kurier in der zweiten Hälfte des "langen" 19. Jahrhunderts

Florian Möbus

In seiner von Prof. Dr. Franz Bauer und Dr. Thomas Götz an der Universität Regensburg betreuten Zulassungsarbeit beleuchtet Florian Möbus das Bild Luthers, wie es in der liberalen Presse Nürnbergs, im "Fränkischen Kurier", zwischen 1850 und 1917 gezeichnet wurde.

Im Untersuchungszeitraum fanden eine Reihe von Jubiläen statt, bei denen des Reformators und der Reformation gedacht wurde. Der Verfasser verfolgt die Entwicklung und Festigung des Luther-Bilds in diesem Zeitraum und arbeitet Dynamiken und Veränderungen heraus. Diese Jubiläen als "Zeitpunkte konzentrierter Erinnerung" zeigen ein "prägnantes Bild des Diskurses". So reklamierten die Protestanten die Moderne für sich und machten Luther "zum ersten modernen Menschen".
Der Autor überprüfte ca. 1.800 Zeitungen auf Artikel, die sich mit Martin Luther, der Reformation oder mit aktuellen kirchenpolitischen Themen befassten. Hinzu kamen weitere Artikel zu historischen Ereignissen, z.B. Ausgaben rund um Jubiläen von Zeitgenossen Luthers wie Albrecht Dürer, Hans Sachs, Willibald Pirckheimer oder auch Gustav Adolf. Nachdem zuerst auf die spezielle kirchenpolitische Situation in Bayern und auf die städtischen religiösen Signaturen eingegangen wird, unternimmt der Autor eine Annäherung und Kontextualisierung des extrahierten Luther-Bilds.


2. Preis: Sidney Sauer, FAU Erlangen-Nürnberg

Die Auswirkungen des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums auf die Behörden der Stadt Nürnberg

Sidney Sauer

In seiner von Prof. Dr. Peter Fleischmann an der Universität Erlangen-Nürnberg betreuten Bachelorarbeit nimmt Sidney Sauer die Ämter der Stadt Nürnberg in den Blick und wie sich das am 7. April 1933 verkündete Reichsgesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums auf diese auswirkte.

Dieses Gesetz der NS-Machthaber diente der Ausschaltung jüdischer und politisch missliebiger Reichs-, Landes- und Gemeindebeamter sowie auch für Angestellte und Arbeiter. Von diesen willkürlichen politischen und "rassischen" Säuberungen waren im Deutschen Reich ca. 1,5 Millionen Beamte betroffen, von denen ca. 20.000 (1% bis 2%) entlassen wurden oder ihre Pensionsansprüche verloren haben.
Einführend stellt Sidney Sauer den zeithistorischen Hintergrund sowie die Motive dieses "Gleichschaltungsgesetzes" dar, um anschließend den Verlauf des Verfahrens durch die genehmigenden Instanzen (Regierung von Ober- und Mittelfranken/Ministerium des Innern) in Nürnberg zu analysieren. Dabei werden die Grundlinien des Vorgehens gegen diese unerwünschten Personen im öffentlichen Kommunaldienst aufgezeigt und Sonderfälle wie der Arierparagraph oder das Frontkämpferprivileg anschaulich erläutert. Insgesamt verloren in Nürnberg zunächst 138, bis 1935 sogar 262 Personen – darunter Beamte, Angestellte, städtische Arbeiter sowie andere Personen – ihre Stellung und damit ihr Einkommen. Als Quellengrundlage dienten vorrangig die originalen Fragebögen über später entlassene Beamte, Angestellte und Arbeiter der Stadt Nürnberg, die im Staatsarchiv Nürnberg in der Überlieferung der Regierung von Mittelfranken erhalten geblieben sind.


3. Preis: Dorothee Hopfengärtner, FAU Erlangen-Nürnberg

Das Gewerbe im Rezatkreis um 1810 – Eine Untersuchung anhand der "Montgelas-Statistik"

Dorothee Hopfengärtner

Die an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg entstandene Zulassungsarbeit nimmt das Gewerbe der Städte Nürnberg, Fürth, Erlangen, Schwabach und Ansbach nach Branchen und wirtschaftlicher Kraft vergleichend in den Blick. Sie wurde durch Herrn Prof. Dr. Georg Seiderer betreut.

Dorothee Hopfengärtner zieht für ihre Untersuchung als wichtige Quelle die sog. "Montgelas-Statistik" heran, eine Momentaufnahme des Zustandes des Bayerischen Gewerbes um 1810. Die umfangreichen statistischen Erhebungen des Königreichs Bayern in den Jahren 1809/10 und 1811/12 werden in der bayerischen Staatsbibliothek München verwahrt.
Untersucht werden die in den fünf erwähnten Städten angesiedelten Fabriken und Manufakturen, ebenso die dort ansässigen Künstler und Handwerker. Durch die vergleichende Untersuchung anhand der "Montgelas-Statistik" gelingt es der Verfasserin, wirtschaftlichen Strukturunterschiede zwischen den Gewerben in den fränkischen Städten herauszuarbeiten und differenzierte und neue Forschungsergebnisse zu den wirtschaftlichen und sozialen Verhältnissen Bayerns zu Beginn des 19. Jahrhunderts vorzulegen.

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