Nürnberger Werkstücke zur Stadt- und Landesgeschichte 76
Constantin Groth: Wilhelm Löffelholz (1424–1475) – Patrizisches Leben und politisches Handeln im Nürnberg des 15. Jahrhunderts
Herausgegeben von Michael Diefenbacher in Verbindung mit Werner K. Blessing, Franz Fuchs und Georg Seiderer
Nürnberg 2017
VII, 522 S. m. 17 Abb.
Verkaufspreis: 39 EUR
Der Nürnberger Kaufmann Wilhelm Löffelholz entstammte einem wohlhabenden Bamberger Patriziergeschlecht. Aufgrund der hussitischen Bedrohung und des Immunitätsstreits zwischen Bischof, Domkapitel und Stadt siedelte sein Vater Hans Löffelholz 1435 mit der Familie von Bamberg nach Nürnberg über, Wilhelm war damals elf Jahre alt. Der Vater kaufte ein Haus am Weinmarkt und erwarb ein Jahr später, 1436, das Bürgerrecht der Reichsstadt. Da die Familie erst zu Beginn des 15. Jahrhunderts nach Nürnberg zugezogen war, gehörte sie nicht zum Kreis der alten Geschlechter; somit blieb ihr der Zugang zu den wichtigsten städtischen Ämtern versagt. Trotz der eingeschränkten Karrierechancen schaffte es Wilhelm Löffelholz, in den Kleineren Rat kooptiert zu werden und das Amt des Älteren Bürgermeisters zu besetzen. Daneben war Löffelholz auch zeitweise Viertelmeister am Weinmarkt und Klosterpfleger bei den Augustinern.
Die Dissertation zeigt auf der Basis einer breiten Quellenanalyse gut und anschaulich auf, welche Chancen sich dem jungen Patrizier Wilhelm Löffelholz in Nürnberg boten, wie er diese zu nutzen wusste und es auch schaffte, in die höheren Ämter der Reichstadt zu gelangen. Ausgangspunkt der Untersuchung bildet ein von Wilhelm Löffelholz eigenhändig geführtes Kaufmannsbuch, das im Löffelholzischen Familienarchiv im Germanischen Nationalmuseum aufbewahrt wird. Hier hat er sowohl seine Kaufmanns- und Immobiliengeschäfte, Leibgedings- und Rentenkäufe sorgfältig verbucht als auch eine Fülle familiengeschichtlicher Notizen und die gesamten Haushaltsangaben eingetragen.
Ein weiterer wichtiger Quellenfund ist die Abschrift der Autobiographie des Juristen und Humanisten Johann Löffelholz, des ältesten Sohnes von Wilhelm Löffelholz. Die Biographie, die im Archiv der Familie Scheurl in Fischbach überliefert ist, enthält viele Details zur Geschichte seines Vaters und diente auch als Vorlage zur Lebensbeschreibung Wilhelms im 1526 fertiggestellten "Pfinzing-Löffelholzischen Stammbuch".
Ebenso wurden auch die im Stadtarchiv Nürnberg erhaltenen Salbücher und die im Staatsarchiv Nürnberg überlieferten Ratsverlässe, Ratsbücher, Briefbücher und Stadtrechnungen ausgewertet, um den Kaufmannshandel, den Grund- und Rentenerwerb und die Ratskarriere mit seinen diplomatischen Diensten von Wilhelm Löffelholz nachzuvollziehen.
Zusätzlich wird im Editionsanhang die aus der Feder von Christoph Scheurl stammende Vita des Wilhelm Löffelholz im "Pfinzing-Löffelholzischen Stammbuch" in vollem Wortlaut wiedergegeben.
Die biographische Untersuchung bringt mit der detaillierten Auswertung der Quellen und Literatur viele neue Aspekte zu Wilhelm Löffelholz, der zu den Nürnberger Patriziern, Kaufleuten und Ratsherren der "zweiten Reihe" gehörte, die zwar eine bedeutende Rolle spielten, aber niemals ganz oben standen. Somit leistet die Publikation einen wichtigen Beitrag zur Erforschung der Politik der Reichsstadt und des Selbstverständnisses und Selbstbewusstseins des Nürnberger Patriziats im 15. Jahrhundert.