Lederkunst
Leder: das ist durch Gerbung haltbar gemachte Tierhaut. Geschmeidig, zäh, fest, vielseitig einsetzbar, einigermaßen wasserundurchlässig und trotzdem atmungsaktiv. Kein Wunder zählt es zu den ältesten Materialien, die der Mensch nutzt! Gegerbt durch Fett und Rauch vor 5.300 Jahren.
Im Mittelalter kontrollierte Karl der Große Handel und Herstellung der Häute. Die Lederverarbeitung gehörte zu den „geschenkten Handwerken“: Die Gesellen mussten auf die Walz, hatten dafür aber einen Rechtsanspruch auf Wanderunterstützung (Geschenk) seitens des Handwerks. Zurück in Nürnberg siedelten sich die meisten in der Weißgerbergasse an. Dort stellten sie mit Alaun helles, feines Leder her. Sie weichten die Häute in gemauerten Becken im Keller ein, walkten sie und trockneten das Leder auf Gestellen an der nahen Stadtmauer. Entsorgt wurde in die stadtauswärts fließende Pegnitz.
Dort landeten auch die Abfälle der nahe gelegenen Fleischbänke. Mitten in Nürnberg schlachteten die Metzger Rinder, Schafe und Schweine. Ganze Herden wurden zur Versorgung der vielen Reichsstädter aus Böhmen, Polen und Ungarn her getrieben. Deren Häute waren die Grundlage für das Leder verarbeitende Gewerbe.
Heute wird zu 95 Prozent Leder von Rindern, Kälbern, Schafen, Ziegen und Schweinen benutzt. Für besonders beanspruchte Kleidung wie die für Motorradfahrer, als Innenausstattung im Auto... Aber auch die Häute von Krokodil, Wild, Känguru, Schlange und weiteren exotischen Tieren werden verarbeitet, vor allem zu Handtaschen und Schuhen.
Bei Hannelore Pickl findet der Besucher unterschiedlichste Ledersorten und -produkte. Mehr als „auf eine Haut geht“. Der Ausdruck stammt aus dem Mittelalter, als auf Pergament geschrieben wurde, also auf Häute, bevorzugt von Ziege oder Lamm. Die Kunsthandwerkerin führt selbstgemachte Taschen, Gürtel und Beutel aller Art. Gerne fertigt sie Wunschbestellungen an, vom Armband bis zur maßgeschneiderten Tasche. Vor Ort können die Besucher ihr beim Anbringen von Sichtnähten und beim Punzieren zuschauen – eine alte Technik, bei der mit einem Eisen Muster in angefeuchtetes Leder mit glatter Narbenseite geprägt werden. Bucheinbände, Taschen, Gürtel und Schmuckbänder erhalten so kunstvolle Verzierungen.
Tauchen Sie ein in die wohlriechende Welt von Häuten und Leder!
Lederkunst
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