Als Georg Stanisavljevic vor rund 40 Jahren im Handwerkerhof anfing, gab es noch etwa 30 Zinngießer in Nürnberg. Heute ist er einer der wenigen, die dieses Handwerk noch ausüben. Dabei hatten Zinnwaren aus der Noris einen ausgezeichneten Ruf: Im 16. Jahrhundert gewannen die hiesigen Gießer eine europäische Spitzenposition.
Zinnfiguren, wie sie seit dem Altertum v.a. als Pilgerzeichen verwendet wurden, verbreiteten sich ab etwa 1550 zunehmend. Und im 18. Jahrhundert eroberten sie dann die europäischen Kinderzimmer und die Regale der Sammler.
Das „Silber des kleinen Mannes“ eignet sich bestens zur Herstellung von Essgeschirr, wie z.B. für die Bratwürste im nebenangelegenen Bratwurstglöcklein. Aber nicht nur dazu! Eine Vorstellung von den schier unbegrenzten Möglichkeiten, die das Material in den Händen eines phantasievollen Menschen bietet, können sich die Besucher der Gießerei machen.
Georg Stanisavljevic arbeitet inmitten von Bechern, Kannen und Tellern. Miniaturtiere, Flaschenkorken und Spiegel umgeben ihn, ebenso Jugendstildamen und Buddhastatuen. Für Brautleute führt der Handwerker den traditionellen Nürnberger Hochzeitsbecher, der über die Schlüsselgewalt im neuen Hausstand entschied. Und natürlich fehlen auch die beliebten Zinnsoldaten nicht.
Im Handwerkerhof stellt Georg Stanisavljevic die Gussformen und Wachsmodelle für seine vollplastischen Figuren eigenhändig her – rund 500 sind es bereits! Dann gießt er, patiniert, wäscht, poliert und fräst die Stücke. Und geht mal zuhause etwas kaputt, der Zinngießer restauriert historische Objekte und schmilzt altes Gut ein um neue Werke daraus entstehen zu lassen.
Doch nicht nur Zinn, auch Objekte aus Keramik und Bronze gestaltet er mit seinen Händen. In seiner Werkstatt in Bamberg entstehen Füchse, Enten, Fischotter, Hunde und Katzen – viele Inspirationen nach "persönlichen Begegnungen", die als Fotos festgehalten, die Idee für ein neues Objekt geben.
So entsteht immer etwas Neues in „göttlichem Design“, das der polyglotte Handwerker seinen Besuchern mit viel Humor und in ebenso vielen Sprachen (von ungarisch über russisch und serbisch bis hin zu japanisch) näher bringt.