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Wir machen das Klima

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Klimaveränderungen: gestern - heute - morgen

Gemessene Klimaveränderungen in Nürnberg

Insgesamt knapp 20 Messstationen des Deutschen Wetterdienstes (DWD), der Stadt Nürnberg und des Bayerischen Landesamts für Umwelt (LfU) erfassen im Stadtgebiet eine Vielzahl an meteorologischen Daten, wie Temperatur, Niederschlag oder Windrichtung und Windgeschwindigkeit. Der Vergleich langjähriger (über 30-jähriger) historischer Messdaten erlaubt dabei Aussagen zu den bereits stattgefundenen Klimaveränderungen in Nürnberg. Die DWD-Station Nürnberg-Flughafen bietet mit durchgängigen Temperaturmessungen seit 1934 und Niederschlagsmessungen seit 1956 dabei die beste Datengrundlage.



Temperaturentwicklung

2023 Jahresmittel Lufttemperatur Nuernberg Flughafen, Bild © Umweltamt Nürnberg / Stadt Nürnberg
Insgesamt verzeichnet die Station Nürnberg-Flughafen seit 1934 eine Temperaturzunahme von etwa 1,7 °C. Bayernweit wird seit Beginn flächendeckender Wettermessungen in 1881 eine Zunahme von 1,5 °C gemessen. Der Zuwachs zwischen den beiden 30-jährigen Referenzperioden 1961-1990 und 1991-2020 an der Station Nürnberg-Flughafen beträgt 1,0 °C. Besonders starke Zuwächse sind im Januar und April (+1,5 °C) zu verzeichnen – die Erwärmung vollzieht sich jedoch generell in allen Monaten.

Anzahl der Hitzewellenereignisse von 1955 bis 2023, Bild © Umweltamt Nürnberg / Stadt Nürnberg
Insbesondere die Bewohner der Innenstadtbereiche müssen dabei mit einer ungleich höheren Hitzebelastung leben als Bewohner der Stadtrandlagen. Hier wird der sogenannte Wärmeinseleffekt sichtbar. So liegen im Sommer die Temperaturen an Wetterstationen in der Innenstadt im Mittel 2-3°C über den Stadtrand-Stationen. Allerdings können die Temperaturunterschiede im Tagesverlauf bis zu 10°C betragen, da sich die Luft nachts in der Stadt aufgrund der dichten Bebauung im Sommer nur sehr langsam abkühlt.

Vergleicht man die Messwerte der sich in Stadtrandlage befindlichen Wetterstation Nürnberg-Flughafen mit der Messstation am Jakobsplatz, lassen sich signifikante Unterschiede in den Tagesmaximaltemperaturen, bei der Anzahl der Sommertage und der heißen Tage erkennen. 2023 wurden am Jakobsplatz beispielsweise 17 Sommertage und 15 heiße Tage mehr verzeichnet als am Flughafen. Das bedeutet, dass insbesondere die innerstädtische Bevölkerung in den z.T. stark verdichteten Siedlungsräumen Nürnbergs etwa zwei Wochen länger Temperaturen von ≥ 25 °C sowie über ≥ 30 °C ausgesetzt war.

Infografik zur Entwicklung der Sommertage und der heißen Tage von 2014 bis 2023, Bild © Umweltamt Nürnberg / Stadt Nürnberg
Ebenso treten in der Innenstadt im Vergleich zum Stadtrand weitaus öfter Tropennächte auf. Darunter versteht man Nächte, in denen die Temperaturen nicht unter 20°C fällt. Während der 17-tägigen Hitzewelle vom 24. Juli bis 09. August 2018 kam es am Jakobsplatz z.B. insgesamt zu 13 Tropennächten, am Flughafen dagegen nur zu einer Tropennacht. Tropennächte werden für die Stadtbevölkerung als sehr belastend empfunden, da der Schlaf gestört und die körperliche Regeneration über Nacht erschwert wird.

Niederschlagsentwicklung

Starkregenereignisse

Starkregen sind kurzweilige, lokal sehr begrenzte und zeitgleich besonders intensive Niederschlagsereignisse. Aufgrund ihrer Komplexität werden für die Auswertung von Starkregenereignissen minütlich aufgelöste Niederschlagsdaten benötigt. Diese liegen für Nürnberg noch keine 30 Jahre und damit nicht lange genug vor, um eine Aussage über langfristige klimatische Trends treffen zu können. Dennoch gehen einschlägige Prognosen davon aus, dass sich Extremwetterereignisse wie Dürre und Starkregen durch den Klimawandel bedingt weiter häufen werden.

Der bislang intensivste Starkregen in Nürnberg ereignete sich am 17.08.2023 und erfasste dabei nahezu das gesamte Stadtgebiet. Am Starkregenindex wurde eine maximale Intensität der Stufe 9, also „Extremer Starkregen“, ermittelt. Auch 2024 ereilte Nürnberg bereits am 16.05.2024 ein weiterer Starkregen der Stufe 8, wenngleich bei diesem Ereignis allen voran der Norden und Osten des Stadtgebiets am stärksten betroffen war.


Das Klima von morgen

Aktuelle Klimaprojektionen gehen bis zum Ende des 21. Jahrhunderts von einem kontinuierlichen und deutlichen Temperaturanstieg aus. Für das mittlere Emissionsszenario A1B reichen die Zunahmen in Bayern je nach Klimamodell bis 2050 von +1°C bis +2°C und bis 2100 von +2°C bis +4°C im Vergleich zu derzeitigen Temperaturverhältnissen. Wobei die Erwärmung im Winter stärker ausfällt, als im Sommer. Maßgeblich über die Intensität der Erwärmung entscheidet die konkrete Umsetzung der Klimaschutzziele.

Die aktuellen Klimaprojektionen sehen für die Zukunft eine Zunahme an Hitzeereignissen vorher. So wird sich die Anzahl der heißen Tage (Tagesmaximum der Lufttemperatur ≥ 30°C) bis Mitte des 21. Jahrhunderts in Bayern vermutlich verdoppeln und die Anzahl der Sommertage (Tagesmaximum der Lufttemperatur ≥ 25°C) um 50% erhöhen. Hitzewellen werden sowohl in der Dauer als auch in der Intensität zunehmen. Dagegen wird die Anzahl der Frosttage (Tagesminimum der Lufttemperatur ≤ 0°C) und der Eistage (Tagesmaximum der Lufttemperatur ≤ 0°C) bis Mitte des 21. Jahrhunderts um 20-30% abnehmen.

Hinsichtlich der Niederschlagsentwicklung sind die Klimamodelle uneinheitlicher. In der Jahressumme gehen die meisten Modelle von mehr oder weniger gleichbleibenden Niederschlagsmengen für Nordbayern aus. Im Jahresverlauf werden für das Winterhalbjahr (Nov-Apr) tendenziell höhere Niederschlagssummen projiziert und für das Sommerhalbjahr (Mai-Okt) niedrigere Niederschlagssummen. Durch die deutliche Erwärmung der Wintermonate, werden die Tage mit Schneefall stetig abnehmen. Im Sommer sind in Franken vermehrte und längere Trocken- und Niedrigwasserperioden durchaus möglich. Bayernweit wird zudem von einer Zunahme an Starkregenereignissen, insbesondere im Winterhalbjahr, ausgegangen. Die mögliche Entwicklung des Starkregens im Sommerhalbjahr ist dagegen uneinheitlicher.

Insbesondere bei der Niederschlagsentwicklung muss allerdings beachtet werden, dass regionalisierte Klimamodelle noch mit größeren Unsicherheiten behaftet sind und Aussagen für einzelne Städte nur begrenzt möglich sind. Dies trifft insbesondere für die Starkregenereignisse zu.

Mehr Informationen zu den Klimaprojektionen bietet der DWD Klimaatlas (Deutschlandweit) und das LfU (Bayernweit).

  • DWD Klimaatlas<https://www.dwd.de/DE/klimaumwelt/klimaatlas/klimaatlas_node.html>
  • LfU Klimazukunft<https://www.lfu.bayern.de/klima/klimawandel/klimazukunft/index.htm>