Regen ist ein natürliches Phänomen und damit ein wichtiger Bestandteil unseres Wettergeschehens, unseres Wasserkreislaufes und unseres Ökosystems. Durch ihn werden unsere Grundwasserspeicher aufgefüllt und wir selbst sowie unsere Tiere und Pflanzen mit Wasser versorgt.
Regen ist aber durchaus komplexer als man annehmen würde: Neben der Frage wie viel es regnet, muss immer auch gefragt werden wie oft und wie intensiv es regnet – also ist die Zeit ein ebenso wichtiger Faktor. Fällt Regen zu selten, erleben wir Dürrephasen, kommt zu viel Regen in kurzer Zeit, so bereitet uns Starkregen Probleme. Diese Wetterextreme werden voraussichtlich im Zuge des Klimawandels zunehmen. Umso wichtiger ist es, diese Wetterextreme und die damit verbundenen Gefahren besser zu verstehen, wichtige Verhaltensregeln zu kennen und Maßnahmen zur Klimaanpassung zu ergreifen.

Starkregen FAQs für Nürnberg
Allgemeines rund ums Thema Starkregen
Regen ist nicht gleich Regen und entsprechend ist jedes Niederschlagsereignis anders Mal regnet es lange, mal kurz, mal stärker, mal schwächer Daher ist es wichtig, neben der Regenmenge immer auch die Zeiteinheit in der der Regen gefallen ist, zu beachten. Ein lang andauernder leichter Regen ist bei gleicher Gesamtmenge wesentlich weniger verheerend als wenn der gesamte Regen in kürzester Zeit niedergeht. Somit ist weniger die Regenmenge allein, sondern mehr noch die Intensität des Niederschlags entscheidend. Bislang gibt es keine einheitliche Definition, ab wann ein Regen ein Starkregen ist. Orientieren kann man sich an den Grenzwerten für die Wetterwarnungen des Deutschen Wetterdienstes (DWD).
Der DWD spricht hierbei von
- Starkregen bei 15 25 l/m² in 1 Stunde oder 20 35 l/m² in 6 Stunden
- Heftigem Starkregen bei 25 40 l/m² in 1 Stunde oder 35 60 l/m² in 6 Stunden
- Extrem heftigem Starkregen bei 40 l/m² in 1 Stunde oder 60 l/m² in 6 Stunden
Lokal kann Starkregen auch am Starkregenindex bemessen werden. Dieser sieht eine 12 stufige Skala ähnlich der Beaufort Skala für Windstärken vor. Da er aber auf lokalen Niederschlagsstatistiken basiert, ist er nur ein einheitliches Mittel für den Vergleich von Starkregenereignissen an einem Ort, jedoch kein einheitlicher Maßstab für den Vergleich unterschiedlicher Orte.
Dass Starkregen insbesondere im Sommerhalbjahr auftritt, liegt vor allem an den hohen Temperaturen, die sogenannte konvektive Niederschläge begünstigen.
Konvektive Niederschläge zeichnen sich durch eine starke vertikale Luftbewegung aus. Ursache hierfür ist zunächst das Aufheizen der bodennahen Luftmassen durch die Sonne. Die aufgeheizte Luft kann dann mehr Feuchtigkeit aufnehmen. Die feuchte Warmluft steigt auf und kühlt dadurch wieder ab. Die Feuchtigkeit kondensiert daher und es bilden sich erst kleine, dann immer größere Wolken. Außerdem bauen sich elektrische Spannungen zwischen den Teilchen auf. Werden die Wolken und Spannungen zu groß, entladen sie sich in kurzweiligen, aber intensiven Schauern und Blitzen: Es kommt zum klassischen Sommergewitter.
Die Schwierigkeit in der Starkregenvorhersage liegt darin, wie variabel Starkregenereignisse auftreten. Im Vergleich z.B. zu Hitze, die flächig und anhaltend belastet, kommen Starkregen in der Regel relativ plötzlich, sind gleichzeitig sehr kurzweilig und zumeist sehr kleinräumig. Das macht die Etablierung von Frühwarnsystemen und die Vorhersage, wann denn jetzt genau wo ein wie intensiver Starkregen niedergeht selbst für Meteorologen sehr schwierig.
Seitens des Deutschen Wetterdienstes (DWD) werden Warnungen ab einer erwarteten Intensität von 15 l/m² in 1 Stunde oder 20 l/m² in 6 Stunden ausgesprochen.
Es besteht die Möglichkeit, amtliche Warnungen für den jeweiligen Landkreis per E-Mail-Newsletter vom DWD zugeschickt zu bekommen, wofür eine Anmeldung hier notwendig ist. Auch die Warn-App NINA ist sehr zu empfehlen. Nicht zuletzt bieten viele Wetter-Apps und Versicherungen einen Benachrichtigungsservice an. Wo gerade welche Warnsituation herrscht kann online verfolgt werden:
Seit einigen Jahrzehnten beobachten Wissenschaftler des Weltklimarats (IPCC) neben der Zunahme der Temperatur auch eine Zunahme der Niederschläge über Land auf der Erde. In der Folge des Abschmelzens der großen Eismassen sind immer weniger Wassermassen fest gespeichert. Stattdessen wird dem Wasserkreislauf immer mehr flüssiges Wasser zugeführt. Hinzu kommt die physikalische Tatsache, dass wärmere Luft mehr Wasser aufnehmen und verlagern kann: Der Wasserkreislauf wird zusätzlich angeschoben.
Eine globale Niederschlagszunahme sagt jedoch noch nicht ausreichend viel über die globale und zeitliche Niederschlagsverteilung aus. In diesem Zusammenhang konnte der Deutsche Wetterdienst (DWD) in einer Studie aufzeigen, dass der Niederschlag in Deutschland bei wärmeren Temperaturen häufiger als kleinräumiger Starkregen als in Form von großflächigem Dauerregen fällt. Gleichzeitig geht aus der Studie die Tendenz hervor, dass sich die eigentlich kleinräumigen Starkregenereignisse mit steigenden Temperaturen räumlich großflächiger und etwas intensiver darbieten. Betrachtet man die gesteigerte Ausdehnung und Intensität, so ergibt sich eine Erhöhung des Gesamtniederschlags, von dem wiederum ein prinzipiell erhöhtes Schadenspotenzial ausgeht. Nicht zuletzt stellt die Studie aber auch heraus, dass die Gefahrenlage maßgeblich von den räumlichen Gegebenheiten wie Geländebeschaffenheit, Besiedelung und Flächenversiegelung bestimmt wird.
Lokal lässt sich noch kein klimatologischer Trend zur Zunahme von Starkregen in Nürnberg festlegen. Das liegt daran, dass für die Ableitung eines solchen klimatologischer Trends eine Datenreihe notwendig ist, die mindestens 30 Jahre, eine sogenannte Klimanormalperiode, abdeckt. Die längste Datenreihe für Nürnberg bietet die Station am Flughafen, jedoch stehen die für Starkregenauswertungen notwendigen, minütlich aufgelösten Daten erst seit Dezember 1995 zur Verfügung.
Der Begriff „Hochwasser“ beschreibt eine zeitlich beschränkte Überschwemmung oder Überflutung von normalerweise nicht mit Wasser bedecktem Land. Man unterscheidet weiter:
Fluviales Hochwasser oder Flusshochwasser beschreibt das Phänomen, wenn Gewässer wie Flüsse und Seen zumeist durch Schneeschmelze oder anhaltenden Dauerregen, besonders an kleinen Bächen aber auch durch Starkregen überfüllt werden. Treten sie über die Ufer, so spricht man von Überschwemmungen. Die Probleme und Schäden, die von Überschwemmungen ausgehen, sind damit räumlich gesehen an die Nähe zum Gewässer gebunden.
Pluviales Hochwasser beschreibt gewässerunabhängige Überflutungen, die durch Starkregen verursacht werden. Besonders in bebauten Gebieten kann das Wasser aufgrund von Bodenverdichtung und Versiegelung nicht gut versickern. In der Folge muss es oberflächlich abfließen und sammelt sich an der jeweils tiefsten Stelle des Geländes, wo es sich aufstaut. Besonders in sehr markanten Senken wie Unterführungen kann der Wasserstand dadurch unglaublich
schnell steigen. Da Starkregen überall auftreten kann, sind die hervorgerufenen Sturzfluten
nicht an Gewässer gebunden und können prinzipiell überall auftreten.
Wo das Wasser bei Starkregen ansteht und wo es sich sammelt, begründet sich hauptsächlich durch die Versickerungsfähigkeit des Bodens und die Geländehöhe bzw. -neigung.
Bei natürlichen, unbeeinflussten Böden entscheiden die Korngrößenverteilung und Lagerung maßgeblich über die Wasserleitfähigkeit. Es gilt: Je größer die Körner und je lockerer der Boden, desto größer ist der Zwischenraum zwischen den Körnern (Porenraum) und desto schneller wird Wasser in tiefere Schichten abgeleitet. Ist der Boden nun beispielsweise durch Befahrung verdichtet und damit sein Porenraum zusammengedrückt, wird das Wasser nicht mehr so gut abgeleitet und es staut sich stärker als bei einem unverdichteten Boden. Eine besondere Rolle spielt außerdem die Versiegelung: Sind Böden beispielsweise durch den Asphalt einer Straße bedeckt, so wird bereits das Einsickern des Wassers in den Boden verhindert.
Was bleibt dem Wasser nun übrig, wenn es nicht versickern kann? Es muss oberflächlich abfließen. Je nach Geländehöhe und -neigung folgt es der Schwerkraft und sammelt sich am jeweils nächst tieferen Punkt. Das kann eine kleine Mulde sein, in der sich eine Pfütze sammelt, es können aber auch markantere Senken sein, wie beispielsweise die Unterführungen im Stadtgebiet. Da die Unterführungen deutlich tiefer liegen als die umgebenden Straßen, haben sie in der Regel ein vergleichsweise großes Einzugsgebiet. Das heißt, dass sich das meiste Regenwasser der umliegenden Straßen seinen Weg zur Unterführung als tiefsten Punkt sucht. Entsprechend schnell und hoch steigen die Wasserstände bei Starkregen in den Unterführungen.
Wetterextreme wie Starkregen sind Naturgewalten, die nicht vollends beherrschbar sind. Daher sollte man sich entsprechende Risiken und Gefahren vor Augen führen und vermeiden.
Außen birgt das Fließverhalten der Wassermassen große Gefahr. Vor allem auf abschüssigem Gelände treten zum Teil sehr hohe Fließgeschwindigkeiten auf, die neben Menschen auch große Gegenstände unkontrolliert mitreißen können. Kommt es zu einer Überlastung des Kanalsystems, können Gullydeckel und Schachtabdeckungen abgehoben und auch diese mit weggespült werden. Es besteht Lebensgefahr.
Durch Starkregen sind die Sichtverhältnisse im Straßenverkehr eingeschränkt. Man sollte (wenn überhaupt) nur mit höchster Achtsamkeit und witterungsangepasst fahren sowie mit Fehlern anderer Verkehrsteilnehmer*innen rechnen. Das Feststecken mit dem Fahrzeug in einer Unterführung oder Tiefgarage kann durch schnell steigende Wasserpegel tödlich enden – bei Starkregen also nicht mehr einfahren!
Zwar ist man bei Starkregen zu Hause besser aufgehoben als auf der Straße, dennoch lauern auch hier Gefahren: So sollte man sich nicht noch einmal in Kellerräume begeben, um Gegenstände zu retten. Türen können sich aufgrund des Wasserdrucks nicht mehr öffnen lassen oder Elektrogeräte durch den Kontakt mit Wasser einen Kurzschluss verursachen. Lieber höhere Stockwerke aufsuchen!
Starkregenmanagement in Nürnberg
Um Starkregenereignisse besser verstehen zu können, ist es wichtig, die Starkregenereignisse im Nachgang auszuwerten. Um die die Frage „Wo, wann, wie lange und wieviel Regen ist gefallen?“ zu beantworten, stehen im Stadtgebiet mehrere Messstationen zur Verfügung, die die Niederschläge aufzeichnen und nach einem Starkregenereignis ausgewertet werden:
- 1 Station des Deutschen Wetterdienstes (DWD) am Flughafen
- 3 Stationen der städtischen Umweltanalytik (am Flughafen, Jakobsplatz und Frankenschnellweg)
- 15 Regenmesser des städtischen Kanalbetriebs verteilt über das Stadtgebiet
In der Auswertung der Niederschlagsdaten wird neben der Gesamtmenge des Niederschlags insbesondere die maximale Niederschlagsintensität ermittelt. Dabei bedient man sich der sogenannten Dauerstufen, also festgelegten Zeitintervallen, und ermittelt die maximale Niederschlagsmenge pro jene Zeiteinheit. Die maximale Niederschlagsintensität spiegelt ihrerseits die maximale Belastung des Kanalnetzes wider und bildet die Grundlage für die Einstufung des Starkregens anhand des Starkregenindexes.
Durch die Auswertung und den Vergleich aller verfügbaren Messstationen lässt sich ein Bild von der Ausdehnung und Ausprägung eines Starkregenereignisses ableiten.
Der Starkregenindex wurde von Schmitt et al. (2018) als einheitliches Konzept zur Bewertung von Starkregenereignissen und Instrument zur Risikokommunikation von Starkregen entwickelt. Analog zu bekannten Skalen für Naturgefahren wie der Beaufort- oder Richter-Skala übersetzt der Starkregenindex die Niederschlagsintensität – also den Niederschlag pro Dauerstufe – in einen dimensionslosen, skalenbezogenen Indexwert zwischen 1 und 12.
Grundlage für die Skala ist die jeweils lokale Niederschlagsstatistik (KOSTRA-DWD-2020). Entsprechend steckt hinter jedem Indexwert ein Wertebereich für die Niederschlagssumme in einem definierten Zeitintervall. Durch die lokale Niederschlagsstatistik können die lokalen Bedingungen bestmöglich widergespiegelt werden. Gleichzeitig eignet sich der Starkregenindex damit gut für den Vergleich verschiedener Stationen und Ereignisse innerhalb von Nürnberg, jedoch weniger für den ungefilterten, direkten Vergleich weiter entfernterer Orte.
In der Risikokommunikation wird zumeist nicht die ausführliche Auswertungstabelle über alle Dauerstufen abgebildet, sondern es wird auf eine vereinfachte Darstellung gesetzt, die die 12 Stufen wiederum in 4 Kategorien aufteilt: Starkregen, intensiver Starkregen, außergewöhnlicher Starkregen und extremer Starkregen. Diese Kategorien lassen sich ihrerseits besser mit verschiedenen Gefahrenpotenzialen in Verbindung bringen und kommunizieren und sind dadurch leichter verständlich als die 12 Einzelstufen.
Wie oft Starkregen allgemein in Nürnberg auftritt, lässt sich nicht pauschal beantworten, da die Niederschlagsmenge und -verteilung von Jahr zu Jahr unterschiedlich ausfällt. So gibt es Jahre, in denen kein Starkregen auftritt und andere, in denen gleich mehrere Starkregenereignisse unterschiedlicher Intensität detektiert werden.
Die reine Anzahl an Starkregenereignissen ist leider auch nicht aussagekräftig, was die Schadenswirkung anbelangt. So kann ein einziger extremer Starkregen weit verheerendere Schäden anrichten als fünf milde Starkregenereignisse zusammen.
Zuletzt kann das Niederschlagsgeschehen in Nürnberg weder gesteuert noch beeinflusst werden. Dementsprechend muss der Fokus insbesondere auf der Klimaanpassung und dem Umgang mit den zu erwartenden Starkregenereignissen liegen, also wie kann man Schäden vermeiden, wenn ein Starkregen kommt.
KOSTRA-DWD steht für „Koordinierte Starkniederschlagsregionalisierung und -auswertung des DWD“. Dabei handelt es sich um eine Niederschlagsstatistik der Niederschlagshöhen (in mm) und -spenden (in l/(s•h)) in Abhängigkeit von der Niederschlagsdauer D und der Jährlichkeit T (Wiederkehrintervall).
Die Niederschlagsdauer ist festgelegt in definierte Dauerstufen zwischen 5 Minuten und 7 Tagen. Die Jährlichkeit wiederum umfasst eine Spanne zwischen 1 und 100 Jahren. KOSTRA-DWD-Daten liegen rasterbasiert vor. Das heißt, Deutschland wurde hierfür in ein Netz aus je 25 km2 großen Zellen aufgeteilt. Über die Jahre erhielt die Niederschlagsstatistik des KOSTRA-Datensatzes mehrfache Fortschreibungen, sodass auch Veränderungen der Niederschläge einbezogen werden.
Der KOSTRA-Datensatz dient u.a. als Grundlage für die Dimensionierung wasserwirtschaftlicher Bauwerke sowie für die Einstufung von Starkregenereignissen anhand eines ortsbezogenen Starkregenindex.
Der Begriff „Jahrhundertereignis“ rührt von dem in der Wasserwirtschaft gebräuchlichen Begriff der „Jährlichkeit“ her. Die Jährlichkeit, auch Wiederkehrintervall genannt, beschreibt einen statistischen Wert, wie häufig ein Niederschlag einer bestimmten Intensität in der Vergangenheit durchschnittlich bereits aufgetreten ist. Ein „Jahrhundertereignis“ ist es also, wenn ein solcher Starkregen in der Vergangenheit einmal in 100 oder mehr Jahren aufgetreten ist. Er kann aber auch 170 Jahre nicht aufgetreten sein und dann innerhalb von 30 Jahren gleich zwei Mal. Entsprechend gibt die Jährlichkeit keinerlei Aufschluss darüber, wann erneut ein Starkregen dieser Intensität in der Zukunft auftritt.
Allgemein ist tendenziell eine Intensivierung und Häufung von Starkregenereignissen zu erwarten. Das heißt, es können mehrere Starkregenereignisse mit einer bisher selten beobachteten Intensität auch kurz aufeinanderfolgend auftreten. Entsprechend darf man sich nicht in dem vermeintlich sicheren Gedanken wiegen, dass ein solcher Starkregen überstanden ist und erst in einigen Jahrzehnten wieder damit zu rechnen wäre, denn dem ist nicht so. Aufgrund dieser begrifflichen Missverständlichkeit wird sich in der Öffentlichkeitsarbeit vermehrt auf den Starkregenindex anstelle der Jährlichkeit gestützt.
Betroffenheit hat zwei Seiten: Einerseits, ob bestimmte Bereiche schlicht mehr Starkregen „abbekommen“, also die absolute Häufigkeit, Regenmenge und Starkregenintensität, andererseits, ob bestimmte Bereiche mehr Schäden davontragen, was eng an die vorherrschende Infrastruktur und Versickerungsmöglichkeiten gekoppelt ist.
Nach aktuellem Stand gibt es keine wissenschaftliche Basis dafür, dass manche Teile von Nürnberg numerisch häufiger oder stärker von Starkregen erfasst werden würden als andere. Dafür ist Starkregen zu kleinräumig und komplex auftretend, das Messnetz zu grobmaschig verteilt und die Datenreihen zu kurz.
Für die tatsächliche, persönliche Betroffenheit der Bürgerschaft ist die absolute Regenmenge und -intensität ein Faktor, ein wesentlich gravierender hingegen die örtliche Situation, insbesondere die Infrastruktur und Versickerungsmöglichkeiten. Dementsprechend kann auch bei geringerer Regenmenge und -intensität die Schadenswirkung und Betroffenheit im hochversiegelten Stadtzentrum höher sein als bei stärkerem Niederschlag im Stadtrandbereich, wo das Regenwasser in offenen Freiflächen versickern kann. Eine Betroffenheitsstudie hierzu liegt allerdings zum aktuellen Zeitpunkt nicht vor.
Auch wenn keine pauschale Aussage zu bestimmten Stadtteilen erfolgen kann, können dennoch sogenannte Wet-Spots ausgemacht werden, also Stellen, an denen es in der Vergangenheit wiederkehrend zu starkregenbedingten Problemen gekommen ist. Ein Beispiel hierfür ist die bekannte Unterführung in der Zerzabelshofstraße, die als markante Senke häufiger Wasser aufstaut.
Die Anfänge des Kanalbaus in Nürnberg liegen bereits ca. 130 Jahre zurück. Im Zuge der Erschließungstätigkeiten der Nachkriegsjahre wurde sich auf eine pauschale Bemessung des Kanalnetzes auf einen 1-jährigen Blockregen von 100 l/s/ha geeinigt. Überarbeitungen der Regelwerke führten zu einer Abwendung von pauschalen Regenspenden hin zu unterschiedlichen Regenhäufigkeiten für unterschiedliche Siedlungsstrukturen basierend auf der lokalen Niederschlagsstatistik des KOSTRA-Atlas.
Mittlerweile hat man sich von den klassischen Siedlungsstrukturen wieder gelöst und die 4 Schutzkategorien gering, mäßig, stark und sehr stark eingeführt. Entsprechend muss statt einer klassischen Kanalbemessung heute für jede Schutzkategorie als Minimalziel die hydraulische Leistungsfähigkeit nachgewiesen werden: Hierbei wird unterschieden zwischen einer einzuhaltenden Überstauhäufigkeit im Bestand und bei Neubau. Für den Nachweis der Überstaufreiheit sind 1- bis 10-jährige Regen maßgebend. Zusätzlich ist noch die Überflutungshäufigkeit bei seltenen Starkregen nachzuweisen. Der Überflutungsschutznachweis muss für Regen > 10- bis 50-Jährlichkeit geführt werden. Bei außergewöhnlichen Starkregen mit einer Jährlichkeit > 50 ist das Ziel nur noch die Schadensbegrenzung. In den letzten Jahren wurden mehrere Starkregen in Nürnberg gemessen, die die Leistungsfähigkeit der Kanalisation überstiegen haben. In der Folge wurde die Kanalisation überlastet.
Während für die Einhaltung der Überstauhäufigkeiten und die damit verbundenen Maßnahmen am Entwässerungssystem ausschließlich SUN zuständig ist, handelt es sich bei der Überflutungsvorsorge um eine kommunale Verantwortung. Dazu gehören Planung, Finanzierung und Umsetzung von Maßnahmen.
Die Stadt verfolgt verschiedene Ansätze, um aus den vergangenen Starkregenereignissen zu lernen und sich für künftige besser vorzubereiten. Hierfür arbeiten mehrere Dienststellen innerhalb der Stadtverwaltung eng zusammen. Zu diesen zählen die Stadtentwässerung und Umweltanalytik (SUN), der Servicebetrieb Öffentlicher Raum (SÖR), die Feuerwehr und das Umweltamt. Gemeinsam wurde das „Aktionsprogramm Starkregen“ für Maßnahmen im Umgang mit dem Thema Starkregen erarbeitet. Das Aktionsprogramm gliedert sich in 4 Handlungsfelder:
- Optimierung der Datenlage:
Besseres Verständnis der Ausprägung und Auswirkung von Starkregenereignissen für gezieltere Vorsorgemaßnahmen
- Bauliche Maßnahmen:
Umgang mit und Entlastung von bei Starkregen besonders belasteten Überflutungsbereichen
- Öffentlichkeitsarbeit, Beratung Förderung:
Information, Sensibilisierung und Unterstützung der BürgerInnen
- Weitere Maßnahmen:
Sonstige, vor allem konzeptionelle und präventive Maßnahmen
Eine Starkregengefahrenkarte ist eine Karte, auf der die zu erwartende Ausdehnung und Wassertiefe von starkregenbedingten Überflutungen dargestellt wird. Doch nicht nur das: Zusätzlich liefert sie Informationen über die Fließrichtung und Fließgeschwindigkeit. Sie bildet also mehrere Dimensionen gleichzeitig ab. Der Ausdehnungsbereich der Überflutungen erstreckt sich nicht wie bei Überschwemmungsgebieten streng entlang eines Gewässers, sondern sie zeigt im gesamten Stadtgebiet, wo lokale Überflutungen zu erwarten sind. Außerdem werden in Starkregengefahrenkarten in der Regel mehrere, unterschiedliche Niederschlagsintensitäten oder Szenarien betrachtet.
Einer Starkregengefahrenkarte liegt eine komplexe Modellierung zugrunde, in die unter anderem die Geländehöhe, die Landnutzung und Fließhindernisse einfließen, wie natürlich auch eine bestimmte Niederschlagsintensität. Der Innenstadtbereich von Nürnberg stellt in dieser Hinsicht eine vergleichsweise große Herausforderung dar, da die Geländeoberfläche durch die Infrastruktur und Bebauung stark überprägt und im Vergleich zu einer unbebauten Fläche sehr kleinräumig verändert ist. Demnach müssen die Fließhindernisse oder auch Unterführungen zunächst separat erfasst und vermessen werden, bevor sie in das Modell einfließen können.
Die Erstellung einer Starkregengefahrenkarte und die Ausarbeitung von Maßnahmen wird vom Freistaat Bayern mit dem Förderprogramm „Integrale Konzepte zum kommunalen Sturzflut-Risikomanagement“ unterstützt. Entsprechend hat die Verwaltung eine umfangreiche Projektskizze ausgearbeitet und die Fördermittel beantragt. Im nächsten Schritt soll ein externes Ingenieurbüro für die Modellierungen beauftragt werden. Da es sich um ein sehr umfangreiches und komplexes Projekt handelt, wird die Finalisierung der Starkregengefahrenkarte und des Maßnahmenkatalogs noch Zeit in Anspruch nehmen.
HiOS steht für Hinweiskarte Oberflächenabfluss und Sturzflut und beschreibt ein Forschungsprojekt des Bayerischen Landesamts für Umwelt (LfU) in Kooperation mit der Technischen Universität München (TUM), der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) und dem Leibniz-Rechenzentrum an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Auf der Seite des UmweltAtlas Bayern kann die HiOS-Karte von jeder Person online kostenlos eingesehen werden.
Die HiOS-Karte zeigt Hinweise auf potentiell erhöhte Überflutungsgefährdung basierend auf der Geländeoberfläche oder Topographie. Dabei werden sowohl Geländesenken und daraus resultierende Aufstaubereiche als auch potentielle Fließwege des Wassers dargestellt. Auch Oberflächengewässer wie Flüsse, Bäche und Seen werden auf der Karte berücksichtigt, da diese ebenfalls durch Starkregenereignisse anschwellen können. Insbesondere im Siedlungsbereich verliert die Karte tendenziell an Zuverlässigkeit, da die Oberfläche durch die Bebauung stark verändert ist und die Fließwege durch kleinste Strukturen wie Gehsteige, Mauern, etc. beeinflusst werden. Anders als bei der geplanten Stark-regengefahrenkarte ist der HiOS-Karte keine bestimmte Regendauer oder –intensität zugeordnet. Dementsprechend zeigt sie nur allgemeine potentielle Überflutungsbereiche, aber nicht wie die Stark-regengefahrenkarte die angenommene Überflutungsausdehnung und Wassertiefe bei einem bestimmten Starkregen-Szenario. Außerdem bildet die HiOS-Karte zwar grobe Fließwege, anders als die geplante Starkregengefahrenkarte aber keine Fließgeschwindigkeiten ab.
Grundsätzlich muss man sich immer vergegenwärtigen, dass Überflutungen durch Starkregenereignisse prinzipiell überall auftreten können und auch in Bereichen, die auf der Karte nicht markiert sind, Schäden verursachen können. Unabhängig vom Modellierungsansatz sind derartige Karten also mehr als Hinweis und zur Vorsorge geeignet, können aber nicht als absolut angesehen werden.
Verhalten und Eigenvorsorge - so geht‘s richtig!
Bereits seit 2016 wird ein nachhaltiger Umgang mit Regenwasser verfolgt, zum Beispiel durch den Anschluss neuer Versickerungsanlagen. Mit dem Beschluss zur wassersensiblen Stadtentwicklung vom 16.11.2023 bekennt sich die Stadt außerdem zum konsequenten Umbau zur Schwammstadt in der Planung und Ausführung aller Bauvorhaben in der Stadt. Das bedeutet, Regenwasser soll möglichst gleich dort versickern, wo es niedergeht, damit es gar keine Chance hat, oberflächlich abzufließen und eine Sturzflut zu verursachen. Zu den zentralen Instrumenten der Schwammstadt zählen zum Beispiel die Entsiegelung von Bodenflächen, Begrünungselemente oder Wasserspeicher. Parallel befinden sich eine Starkregengefahrenkarte mit begleitendem Sturzflut-Risikomanagement sowie ein Aktionsprogramm Starkregen für weitere akute und präventive Maßnahmen im Umgang mit Starkregen in Vorbereitung und Umsetzung.
Dennoch kann die Stadt keinen vollumfänglichen Schutz vor diesen Naturgefahren leisten. Entsprechend ist jede Grundstückseigentümerin und jeder Grundstückseigentümer in der Pflicht, Eigenvorsorge zu betreiben. Das bayerische Landesamt für Umwelt beruht sich hierbei auf §5 Abs. 2 des geltenden Wasserhaushaltsgesetz (WHG). So heißt es darin:
„Jede Person, die durch Hochwasser betroffen sein kann, ist im Rahmen des ihr Möglichen und Zumutbaren verpflichtet, geeignete Vorsorgemaßnahmen zum Schutz vor nachteiligen Hochwasserfolgen und zur Schadensminderung zu treffen, insbesondere die Nutzung von Grundstücken den möglichen nachteiligen Folgen für Mensch, Umwelt oder Sachwerte durch Hochwasser anzupassen."
Eigenvorsorge kann von der Gefährdungseinschätzung durch einen Sachverständigen bis hin zu baulichen Maßnahmen viele Facetten haben. Weitere Informationen hierzu findet man zum Beispiel hier:
Um herauszufinden, an welchen Stellen genau das eigene Grundstück oder Haus durch Starkregen gefährdet ist, sollte man sich zunächst mit dem Umfeld und der Geländeneigung befassen: Woher könnte das Wasser kommen und wo könnte es hingehen? Hierbei hilft zum Beispiel der Quick-Check des Hochwasserpass Deutschland. Für eine erste Grobeinschätzung der Umgebung hilft gegebenenfalls auch ein Blick auf die Hinweiskarte Oberflächenabfluss und Sturzflut (HiOS) des bayerischen Landesamtes für Umwelt.
Ist eine professionelle Einschätzung oder ein Gutachten über die Überflutungsgefährdung gewünscht, so findet man entsprechend geschulte Ansprechpartner*innen z.B. über den Sachkundigenfinder des Hochwasser-Pass Deutschland.
Es ist damit zu rechnen, dass Nürnberg auch in den kommenden Jahren immer wieder von Starkregenereignissen betroffen sein wird. Daher lohnt es, sich vorausschauend mit vorbeugenden Maßnahmen genauer auseinander zu setzen und ggf. für die Identifikation von Schwachstellen der Immobilie einen Sachverständigen hinzuzuziehen.
Bei Neubauten sollte darauf geachtet werden, dass alle Eingangsbereiche und auch Kellerfenster mindestens 15 cm höher gelegt sind als die umliegende Geländehöhe, sodass das Eindringen von Wasser grundlegend erschwert ist. Natürlich geht das bei einer Bestandsimmobilie nicht so einfach. Hier können wasserdruckstabile Fenster und Türen nachgerüstet sowie ggf. an Kellertreppen und Zugängen nachträglich Schwellen aufgebaut werden. Ungesicherte Wanddurchstöße für Kabel und Rohre können nachträglich mit druckwassersicheren Dichtungen versorgt werden. Eine Abdeckung für Lichtschächte schützt vor dem Eindringen von Schwallwasser vom Dach. Eine weitere Vorsorgemaßnahme ist das Etablieren von Maßnahmen zur Wasserspeicherung und Versickerung auf dem Grundstück wie z.B. die Entsiegelung von Flächen, die Einleitung von Wasser in Mulden, der Einbau von Zisternen oder das Anlegen einer Dachbegrünung.
Auch im Alltag kann man was für die Starkregenvorsorge tun: Reinigen und überprüfen Sie regelmäßig Ihre Regenrinne, sodass diese im Ernstfall das Wasser zuverlässig vom Haus wegleiten kann. Lagern Sie elektronische Geräte im Keller nach Möglichkeit erhöht, um bei Wassereintritt Kurzschlüsse zu verhindern. Außerdem sollten weder wichtige noch gesundheits- oder umweltgefährdende Stoffe im Keller gelagert werden. Besondere Vorsicht gilt bei der Sicherung von Heiztanks und Ölöfen im Keller, da durch auslaufendes Öl besonders große Schäden verursacht werden können. Zuletzt ist die regelmäßige Wartung der Rückstauklappe oder Hebeanlage unabdingbar, um einen Rückstau von Wasser aus dem Kanalnetz zu vermeiden. Weitere Hinweise hierzu sind hier auf der Seite der Stadtentwässerung und Umweltanalytik Nürnberg zu finden.
Gegebenenfalls kann man sich Materialien zum Abdichten vor Wasser zu Hause vorhalten. Hierzu zählen z.B. Silikon, Sandsäcke oder mobile Schutzelemente. Dabei muss jedoch immer bedacht werden, dass im Akutfall jemand vor Ort sein muss, der die Maßnahmen zügig und fachgerecht anwenden kann.
Das richtige Verhalten bei Starkregen beginnt damit, die Warnungen des Deutschen Wetterdienstes stets ernst zu nehmen, am besten zu Hause zu bleiben und Kellerräume zu meiden. So kurzfristig wie Starkregenereignisse auftreten, kann man jedoch auch leicht unterwegs von Starkregen erwischt werden.
Kurz und knapp zeigen die 10 „Starkrege(l)n“, worauf man achten kann, um sicher durch den Starkregen zu kommen:
1) Keine wichtigen Dokumente oder gesundheits- / umweltgefährdenden Stoffe im Keller lagern!
2) Wettervorhersagen verfolgen und Warnungen des Deutschen Wetterdienstes ernst nehmen!
3) Bei Starkregen und Gewitter zu Hause bleiben!
4) Strom und Heizungen in gefährdeten Gebäudeteilen rechtzeitig abschalten: Es besteht die Gefahr von Stromschlägen!
5) Keller und Tiefgaragen sind tödlich: Bereits bei niedriger Wassertiefe lässt sich eine Tür nicht mehr öffnen!
6) Niemals mit dem Auto während eines Starkregens in eine Unterführung einfahren!
7) Hilfsbedürftige Mitmenschen unterstützen, sich dabei aber nie selbst in Gefahr bringen!
8) Niemals versuchen, durch reißende Ströme zu laufen: Das Strömungsgeschehen kann sich unvorhergesehen ändern, man sieht nicht wo man hintritt und mitgerissene Gegenstände können einen unvorhergesehen treffen!
9) Wird Hilfe benötigt, dann die Feuerwehr rufen! Vor Ort den Anweisungen der Einsatzkräfte folgen und diese nicht behindern!
10) Nach dem Starkregen ist vor dem Starkregen: Vorsorge betreiben (z.B. Einbau und Wartung von Rückstauklappen)!
Die Einsatzkräfte der Feuerwehr sind im Starkregenfall verpflichtet den Betrieb kritischer Objekte wie Krankenhäuser, Alten- und Pflegeheime, Energieversorger und anderer, wichtiger Einrichtungen sicherzustellen, sowie den öffentlichen Verkehr (überflutete Straßen, vollgelaufene Unterführungen) aufrecht zu erhalten.
Aus diesem Grund wird die Bevölkerung gebeten, bei kleineren Mengen Wasser in ihrem Keller, die sich etwa auf Pfützengröße belaufen, im privaten Bereich möglichst Selbsthilfe zu betreiben, um nicht die wichtige Notrufnummer 112 zu blockieren! Ausnahmen sind Person oder Tier in Gefahr, leckgeschlagene Öltanks oder akute Einsturzgefahr.
Steht das Wasser im Keller bereits flächig an, heißt es: Sofort nach oben und dann auch nicht mehr runtergehen!
Keller und Tiefgaragen entwickeln sich bei Starkregen schnell zu tödlichen Fallen:
Einerseits kann der Wasserpegel unverhofft schnell ansteigen, da das Wasser der Umgebung immer zum niedrigsten Punkt fließt. Andererseits wurde seitens des Hochwasserkompetenzzentrums berechnet, dass bereits eine Wassertiefe von 50 cm ausreichend ist, dass sich Türen aufgrund des Wasserdrucks selbst unter größten Mühen nicht mehr öffnen lassen.
Entsprechend fordern Flutkatastrophen immer wieder Menschenleben, da Leute in ihren Kellern vom Wasser eingeschlossen wurden. Ein weiterer Grund, bei Starkregen Kellerräume zu meiden, ist die Gefahr von Stromschlägen, wenn Elektrogeräte ins Wasser geraten.
Grundlegend gilt: Wer bei Gewitter und Starkregen nicht unbedingt aus dem Haus muss, sollte am besten zu Hause bleiben.
Ist das nicht möglich, so sollte man den Witterungsbedingungen angepasst fahren. Es gilt, insbesondere bei schlechten Sichtverhältnissen durch Starkregen und unsicherem Untergrund durch große Pfützen und flächige Überflutungen entsprechend langsamer zu fahren. Besondere Vorsicht gilt, wenn Schlamm über die Fahrbahn fließt, da bereits leichte Schlammströme Fahrzeuge von der Fahrbahn spülen können.
Steht man vor überfluteten Straßenabschnitten oder Unterführungen, bei denen sich die tatsächliche Wassertiefe nicht sicher einschätzen lässt, sollte unbedingt angehalten, gewendet und eine alternative Route gewählt werden. Beachten Sie in jedem Fall Warnhinweise an markanten Unterführungen. Ist man dennoch in eine überflutete Straße oder Unterführung eingefahren, sollte man diese möglichst im Rückwärtsgang wieder verlassen. Nicht zu empfehlen ist, zu versuchen, noch mit Schwung hindurch zu fahren, da Spritzwasser im Ansaugbereich des Motors zu schweren Motorschäden führen und in der Folge Lebensgefahr bestehen kann.
Das Feststecken im Wasser mit dem Auto, z.B. in einer Unterführung, kann schnell lebensgefährlich sein:
Während der Wasserpegel rasant steigt, lassen sich Autotüren wegen des Wasserdrucks sehr bald nicht mehr öffnen. Elektrische Fensteranlagen versagen und lassen sich unter Wasser kaum einschlagen. Deswegen gilt es, in einer solchen Situation schnell zu handeln: Sich sofort abschnallen, die Fenster öffnen, solange es noch geht, und das Fahrzeug durch die Seiten- oder Dachfenster umgehend verlassen. Sofern möglich sollte noch die Warnblinkanlage eingeschaltet werden. Man sollte versuchen, möglichst bewusst und ohne Panik zu agieren. Nur so kann man, nachdem man sich selbst in Sicherheit gebracht hat, anderen helfen, ohne sich selbst erneut in Gefahr zu bringen.
Zur Vermeidung von zusätzlichen Schäden sollte man beschädigte Fahrzeuge nicht wieder starten, sondern nach der Bergung und Abklemmung der Fahrzeugbatterie in der Werkstatt begutachten lassen.
Final gilt, Vorsicht ist besser als Nachsicht: Vermeiden Sie durch vorausschauendes Fahren, dass sie erst in eine derartige Situation geraten. Zusätzlich empfiehlt der ADAC das Mitführen eines sogenannten Federkörners. Dieses kleine Tool kann im Akutfall ohne größere Kraftaufwendung Autoscheiben einschlagen und hat oftmals auch einen Gurtschneider integriert. Zuletzt sollte das Fahrzeug, nachdem es im Wasser steckengeblieben ist, von einer Werkstatt überprüft werden, um elektrische und mechanische Schäden auszuschließen oder zu beheben.