Regen ist ein natürliches Phänomen und damit ein wichtiger Bestandteil unseres Wettergeschehens, unseres Wasserkreislaufes und unseres Ökosystems. Durch ihn werden unsere Grundwasserspeicher aufgefüllt und wir selbst sowie unsere Tiere und Pflanzen mit Wasser versorgt.
Regen ist aber durchaus komplexer als man annehmen würde: Neben der Frage wie viel es regnet, muss immer auch gefragt werden wie oft und wie intensiv es regnet – also ist die Zeit ein ebenso wichtiger Faktor. Fällt Regen zu selten, erleben wir Dürrephasen, kommt zu viel Regen in kurzer Zeit, so bereitet uns Starkregen Probleme. Diese Wetterextreme werden voraussichtlich im Zuge des Klimawandels zunehmen. Umso wichtiger ist es, diese Wetterextreme und die damit verbundenen Gefahren besser zu verstehen, wichtige Verhaltensregeln zu kennen und Maßnahmen zur Klimaanpassung zu ergreifen.
Wann ist es Starkregen?
Starkregenereignisse zeichnen sich durch aus, dass in relativ kurzer Zeit und lokal stark begrenzt besonders große Niederschlagsmengen fallen. Häufig tritt Starkregen in den Sommermonaten in Zusammenhang mit Gewittern auf. Bislang gibt es keine einheitliche Definition von Starkregen, jedoch warnt der Deutsche Wetterdienst (DWD) vor Starkregen bei einer Vorhersage von:
>15 Liter Regen pro Quadratmeter in einer Stunde oder >20 Liter Regen pro Quadratmeter in sechs Stunden
Wie entsteht Starkregen und wie kann man ihn vorhersagen?
Starkregen tritt insbesondere in den Sommermonaten auf. Grund dafür sind sogenannte konvektive Niederschläge. Das heißt, die Stadt erwärmt sich und mit ihr die bodennahen Luftmassen. Diese können dann mehr Feuchtigkeit aufnehmen. Steigt die warm-feuchte Luft auf und kühlt dabei wieder ab, kann sie die Wassermassen nicht mehr halten: Es kommt zu intensiven Schauern und Gewittern. Da Starkregen häufig sehr plötzlich und kleinräumig auftritt, ist er sehr schwierig hervorzusagen. Dies erschwert die Möglichkeiten für Frühwarnsysteme und bietet nur ein kleines Reaktionsfenster im Akutfall.
Wie häufig ist mit Starkregen zu rechnen? Welche Rolle spielt der Klimawandel?
Allgemein sorgt die globale Erderwärmung für das Abschmelzen unserer großen Eismassen wie den Polkappen und Gletschern. Dadurch ist weniger Wasser gespeichert und mehr Wasser mobil, während die wärmere Luft zeitgleich Verdunstung verstärkt wie auch mehr Feuchtigkeit aufnehmen und verlagern kann: Der Wasserkreislauf wird angeschoben und beschleunigt sich. Laut den Prognosen des Weltklimarats ist allgemein damit zu rechnen, dass Wetterextreme wie Hitze, Dürre und eben auch Sturm und Starkregen im Zuge des Klimawandels häufiger und intensiver auftreten. Die hochaufgelösten Wetteraufzeichnungen für Nürnberg sind jedoch bislang nicht lang genug, um langfristige Trends lokal für Nürnberg gesichert zu bestimmen.
Überflutung, Überschwemmung und Hochwasser: Was ist was?
Die Begriffe Hochwasser, Überschwemmung und Überflutung werden oft in einem Satz genannt, doch besteht hier ein wichtiger Unterschied: Hochwasser beschreibt das Phänomen, wenn Gewässer wie Flüsse und Seen zumeist durch anhaltenden Dauerregen überfüllt werden. Treten sie über die Ufer, so spricht man von Überschwemmungen. Überflutungen hingegen werden durch Starkregen verursacht: Das Wasser kann in bebauten Gebieten nicht gut versickern, sodass es oberflächlich abfließen muss und sich an der jeweils tiefsten Stelle sammelt. Überflutungen sind damit unabhängig von Gewässern. Dennoch trägt Starkregen auch zu Hochwasser bei.
Welche Probleme und Gefahren entstehen durch Starkregen?
Starkregen kann viele Probleme und Gefahren hervorrufen – besonders die Kraft des Wassers darf niemals unterschätzt werden. Häufig laufen Keller voll und müssen abgepumpt werden. Hier besteht die größte Gefahr, wenn Menschen sich noch einmal in den Keller begeben, um Gegenstände zu retten oder Elektrogeräte vom Wasser betroffen sind. Im Straßenraum bergen herabstürzende Äste, durch den Starkregen gespeiste reißende Bäche und Rückstau aus dem Kanalnetz, insbesondere wenn die Gullydeckel abgehoben werden, die größten Gefahren. Ebenso können Unterführungen bei Starkregen innerhalb von Minuten volllaufen und Autos unter Wasser setzen.
Wie kann ich meine Immobilie besser schützen?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten wie Sie Ihre Immobilie für das nächste Starkregenereignis besser schützen können. Zur Vorsorge zählt beispielsweise die Identifikation von Schwachstellen, wie die Frage, ob das Wasser von außen durch ein undichtes Fenster eingelaufen ist oder etwa von unten aus der Kanalisation hochgedrückt wurde.
Als ersten Ansatz lohnt ein Blick auf die Seite für Vorsorgemaßnahmen des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV). Neben fortführenden Informationen haben Sie hier die Möglichkeit eine kurze Online-Risikoeinschätzung im Selbsttest vorzunehmen und finden eine Auflistung von in dieser Hinsicht geschulten Sachverständigen.
Zu den weiteren Ansätzen, das Eindringen von Wasser von außen zu verhindern, gehört konkret beispielsweise der Einbau von wasserdichten Fenstern und Türen, der Anbau von Schwellen um Kellerschächte und Kellerabgänge wie auch die Nachrüstung ungesicherter Wanddurchstöße für Kabel und Rohre mit druckwassersicheren Dichtungen. Ferner sollte bei Planungen von Neubauten eine Höherlegung von allen Eingangsbereichen wie auch Kellerfenstern von mindestens 15 bis 20 cm beachtet werden.
Wird das Wasser aus der Kanalisation zurück in das Gebäude hochgedrückt, so ist der Einbau und die regelmäßige Wartung einer Rückstauklappe unabdingbar. Weitere Informationen hierzu erhalten Sie seitens der Stadtentwässerung und Umweltanalytik hier:
Von Wiederkehrintervallen und dem Starkregenindex…
Häufig ist im Zusammenhang mit Starkregenereignissen die Rede von „Jahrhundertereignissen“ – doch was steckt dahinter? Zunächst wird die maximale Niederschlagsintensität betrachtet, also in welchem Zeitintervall verhältnismäßig am meisten Niederschlag gefallen ist. Ein gängiger Maßstab hierfür ist die Jährlichkeit oder das Wiederkehrintervall. Darunter versteht man einen statistischen Wert, wie oft ein Starkregen dieses Ausmaßes in der Vergangenheit statistisch bereits vorgekommen ist.
Es gibt jedoch keinen Aufschluss darüber, wann und mit welcher Intensität das Stadtgebiet vom nächsten Starkregen betroffen sein wird. Leichter verständlich gestaltet sich hingegen der Starkregenindex: Die Niederschlagsintensität wird an einer 12-stufigen Skala bemessen und in die Kategorien „Starkregen“, „Intensiver Starkregen“, „Außergewöhnlicher Starkregen“ und „Extremer Starkregen“ geteilt.
Vorsorge und richtiges Verhalten
Die 10 Starkrege(l)n:
1) Keine wichtigen Dokumente oder gesundheits- / umweltgefährdenden Stoffe im Keller lagern!
2) Wettervorhersagen verfolgen und Warnungen des Deutschen Wetterdienstes ernst nehmen!
3) Bei Starkregen und Gewitter zu Hause bleiben!
4) Strom und Heizungen in gefährdeten Gebäudeteilen rechtzeitig abschalten: Es besteht die Gefahr von Stromschlägen!
5) Keller und Tiefgaragen sind tödlich: Bereits bei niedriger Wassertiefe lässt sich eine Tür nicht mehr öffnen!
6) Niemals mit dem Auto während eines Starkregens in eine Unterführung einfahren!
7) Hilfsbedürftige Mitmenschen unterstützen, sich dabei aber nie selbst in Gefahr bringen!
8) Niemals versuchen, durch reißende Ströme zu laufen: Das Strömungsgeschehen kann sich unvorhergesehen ändern, man sieht nicht wo man hintritt und mitgerissene Gegenstände können einen unvorhergesehen treffen!
9) Wird Hilfe benötigt, dann die Feuerwehr rufen! Vor Ort den Anweisungen der Einsatzkräfte folgen und diese nicht behindern!
10) Nach dem Starkregen ist vor dem Starkregen: Vorsorge betreiben (z.B. Einbau und Wartung von Rückstauklappen)!