Neue Kunstwerke 2021
Missing icons
Andrea Knobloch und Ute Vorkoeper gewannen 2016 den Wettbewerb für ein Kunstwerk auf dem inzwischen neu gestalteten Nelson-Mandela-Platz mit einem Konzept, das die Vorstellung einer klassischen Statue in eine abstrakte Form überführt, doch zugleich nah an der Person bleibt. Rolihlahla (Unruhestifter) war der zweite Vorname von Nelson Mandela (1918–2013), Widerstandskämpfer gegen die Apartheit, Friedensnobelpreisträger und erster schwarzer Präsident Südafrikas. Aus diesem Land stammt auch der Rohdiamant, der in einen vollkommen transparenten, jedoch massiven Acrylglasblock mit den Körpermaßen Nelson Mandelas (183 x 62 x 28 cm) an der Stelle seines Herzens eingegossen wird und die Unbeugsamkeit symbolisiert, mit der Nelson Mandela gegen Unterdrückung und soziale Ungerechtigkeit kämpfte. Die Skulptur Rolihlahla auf dem Nelson-Mandela-Platz provoziert Begehren und wird selbst zu einem produktiven Unruhestifter werden, denn der Diamant erscheint greifbar nah und bleibt doch unerreichbar.
Weitere Informationen:
Titel:
Rolihlahla
Material:
Rohdiamant, Acrylglas, Betonfundament, LED-Beleuchtung
Maße:
183 x 62 x 28 cm
Aufstellung:
2021
Standort:
Nelson-Mandela-Platz, Nürnberg
Kasia und Olaf Prusik-Lutz
Kasia und Olaf Prusik-Lutz haben die 48 kaum mehr wahrgenommenen Gepäckfächer in der Passage der U-Bahnstation Lorenzkirche in eine interaktive Galerie verwandelt. Die Fächer bilden gleich große Module, die einzeln, in Gruppen oder auch komplett als Ausstellungsraum genutzt werden können.
Im Nebeneinander oder Nacheinander können sich auf diese Weise inhaltliche und assoziative Bezüge ergeben. Die einzelnen Fächer funktionieren dabei wie kleine Bühnen: Sie zeigen einen frontal ausgerichteten Raum, der – wie im Theater – ausgeleuchtet ist und in denen sich die narrativen Bildstrukturen entfalten können. Man darf gespannt sein, wie Künstler*innen zukünftig diese Mini-Galerien gestalten werden. Die Voraussetzung dafür ist, wie bei Schließfächern üblich, nur der Einwurf einer Münze als Pfand.
Weitere Informationen:
Titel:
Modulgalerie – Kunst im Fach
Material:
Stahl, Blech, Sicherheitsglas
Maße:
250 x 736 x 80 cm
(48 Fächer à 41,5 x 26,5 x 78 cm)
Aufstellung:
2021
Standort:
Passage U-Bahnstation Lorenzkirche
Gerhard Mayer
Die Wandarbeit bezieht sich auf das kubistische Bild „Akt eine Treppe herabsteigend“ Nr. 2 von Marcel Duchamp aus dem Jahr 1912 und auf den Spielfilm „TENET“ von Christopher Nolan aus dem Jahr 2020. Die Zergliederung einer Figur in vielfältige räumliche Facetten, unter Einbeziehung eines zeitlichen Ablaufs, vereinigt bei Duchamp Elemente des Kubismus, wie auch des Futurismus und war für den Künstler der Anlass, aus dieser Überlagerung vier unterscheidbare Figuren zu extrahieren. Im Grunde genommen ist es viermal dieselbe Figur, die hier bildhaft verschränkt ist und aus verschiedenen Zeitschleifen oder Zuständen stammt. Auf der Wandzeichnung ist eine herabsteigende und eine hinaufsteigende Figur dargestellt. Ebenso zwei, die sich wie im Film „TENET“ in der Zeit rückwärts bewegen und die ebenfalls herab und hinaufsteigen. Damit sollten alle vorstellbaren Bewegungsrichtungen die innerhalb des Treppensteigens möglich sind zur Darstellung gekommen sein. Auch die Treppe selbst erfährt eine Veränderung. Sie wird durch die Verschränkung zum Sockel.
Die Darstellung der Figuren sowie des Umraums erfolgt durch elliptische Linien, die mit einem 8 mm Flachpinsel, Zeichentusche und unter Zuhilfenahme einer Ellipsenschablone direkt auf die Wand aufgetragen wurden. Durch Auslassungen und Verdichtungen werden Muster gebildet, welche ähnlich wie Interferenzen die Fläche gliedern und dynamisieren.
Weitere Informationen:
Titel:
Wandzeichnung #41, „Akt, eine Treppe herab- und hinaufsteigend“
Material:
Zeichentusche auf Wandfarbe mit Schutzüberzug
Maße:
1762 cm x 498 cm
Sponsor:
bpd Immobilienentwicklung GmbH
Ausfürhung:
2021
Standort:
Nordfassade der Treppenhauswand (Bauteil H) im zweiten Bauabschnitt des bdp-Bauvorhabens „K40“ in der Kreulstraße 40, Nürnberg
Jörg Obergfell
Die Arbeit Symposium Urbanum steht in einer Reihe von Jörg Obergfells Arbeiten (Obergfell vs. Rückriem, 2003, Kong Serie, 2008-2018, Fountain, 2013), die sich mit Skulpturen im öffentlichen Raum auseinandersetzen. Dabei beschäftigten ihn Fragen wie: welchen Beitrag leisten diese oft abfällig als drop sculptures bezeichneten Objekte zur Nutzungsvielfalt des urbanen Raumes. Wie ist das Verhältnis zwischen Individuum, Form und Inhalt der künstlerischen, städtischen Ausstattung? Wie verändert sich ihre Wahrnehmung im Laufe der Zeit, dienen sie als Wegmarken, Treffpunkte, etc., werden sie durch Aktionen und eine veränderte Umgebung neu belegt, belebt und angeeignet?
Für Symposium Urbanum wurden Skulpturen im Stadtraum Nürnbergs stark verkleinert nachmodelliert wobei der Maßstab nicht einheitlich ist, sondern vielmehr der subjektiven Vorstellung folgt und in Hinblick auf das Gesamtbild der Installation gewählt wurde.
Der Titel Symposium Urbanum bezieht sich auf die gleichnamige Ausstellung von Skulpturen im öffentlichen Raum in Nürnberg und Erlangen im Jahr 1971 im Zuge dessen ein Großteil der nachmodellierten Skulpturen in der Stadt platziert wurden. Gleichfalls beschreibt er die konkrete Versammlung der Miniaturen, die einen Überblick über die Vielfalt der Skulpturen im öffentlichen Raum Nürnbergs ermöglicht und eine Art urbane Miniaturlandschaft oder ein Spielfeld mit unterschiedlichen Akteuren generiert.
Die Plastiken aus ungebranntem Ton sind skizzenhaft ausgeführt. Der verwendete Modellierton wird normalerweise zur Erstellung von Positivformen für Abgüsse genutzt und mehrfach wiederverwertet. Die graue Farbe eignet sich hervorragend um die feinen Details hervortreten zu lassen und um Neutralität und eine gesteigerte Vergleichbarkeit zu erzielen. Das billige Material, die Fragilität, die schnelle, spielerische Ausführung, sowie der kleine Maßstab erzeugen eine Form der Unmonumentalität die bewusst und nicht ohne Humor mit den repräsentierten Skulpturen kontrastiert. Es entsteht eine Wechselbeziehung, bei der die Kleinen vom Status der Großen profitieren und im Gegenzug eine Neu-Entdeckung der, trotz ihrer Monumentalität, oft übersehenen Kunst im öffentlichen Raum ermöglichen.
Weiterhin folgt die Arbeit der Logik des Modells, in der komplexe oder nicht sichtbare Strukturen in eine, mit einem Blick erfassbare Form gebracht werden. Die Gesamtheit der Skulpturen im öffentlichen Raum wird begreifbar, vergleichbar und als typologischer Formenschatz nutzbar.
Das Kunstwerk wurde in der Ausstellung „Art Attacks - 50 Jahre Kunst im öffentlichen Raum Nürnberg“ vom 09.07.2021 bis 07.11.2021 im Neuen Museum Nürnberg gezeigt und 2020 von der Stadt Nürnberg angekauft.
Beispielhaft werden drei Skulpturen aus der Serie auf dieser Website präsentiert.
Titel:
Symposium Urbanum
Entstehungsjahr:
2003
Material:
ungebrannter Ton, Draht, Holz (36 Teile)
Höhen:
4 - 30 cm