Ein knappes Jahr nach Vorstellung der Machbarkeitsstudie zur künftigen Entwicklung des Max-Morlock-Stadions und des umliegenden Areals stand das Projekt am 19. Juni 2024 erneut auf der Tagesordnung des Nürnberger Stadtrats. Der Stadtrat beschloss mit sehr großer Mehrheit, dass der Vollumbau des Max-Morlock-Stadions weiter vorangetrieben werden soll. Er beauftragte die Verwaltung der Stadt unter Federführung des Projektteams „Stadion“, die Grundlagenermittlung und Vorplanung zu vergeben und zu begleiten. Die Vergabe der vorgenannten Planungsleistungen wird zu gegebener Zeit durch den Stadtrat beschlossen werden. Parallel dazu sollen die letzten offenen Fragen, zum Beispiel zur Finanzierung, der Umfeldentwicklung und dem Denkmalschutz, verbindlich geklärt werden. Einen Zwischenbericht hierzu gab es im zuständigen Werkausschuss im Oktober 2024.
Mit diesem weiten Beschluss des Stadtrats wurde mit großer Übereinstimmung erneut der gemeinsame Wille für das Stadion-Projekt gezeigt. Neben der Stärkung von Spitzensport, Breitensport und der Schaffung von Event-Möglichkeiten sieht das Projekt eine Umfeldentwicklung vor, die eine Verbesserung der Natur- und Erholungsflächen für die Bürgerschaft schaffen soll. In den Monaten zuvor waren die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie vertieft, konkretisiert, mit der Öffentlichkeit diskutiert und in einigen Bereichen auch angepasst worden. Eine Projektgruppe, bestehend aus Vertretern zahlreicher Geschäftsbereiche der Stadt Nürnberg sowie des 1. FC Nürnberg e.V., legte daraufhin dem Stadtrat einen Vorschlag zum weiteren Vorgehen zum Beschluss vor.
Stadtratssitzung: 19. Juni 2024
Die in den folgenden Fragen und Antworten zusammengefassten Empfehlungen der Verwaltung an den Stadtrat wurden in der Sitzung am 19. Juni 2024 behandelt.
Hat der Stadtrat endgültig über den Vollumbau des Stadions beschlossen?
Nein. Für einen solchen Beschluss sind die Planungen noch nicht weit genug vorangeschritten. Der Stadtrat stimmte zunächst über den Vorschlag der Verwaltung ab, die Grundlagenermittlung und Vorplanung (Leistungsphasen 1 und 2 nach der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure) an externe Fachplaner zu vergeben und zu begleiten. Parallel sollen weitere Untersuchungen, beispielsweise im Hinblick auf Altlasten und die Kosten für deren Entsorgung, die Umweltverträglichkeit sowie die Belange des Denkmalschutzes erfolgen.
Was wurde konkret in der Stadtratssitzung am 19. Juni beschlossen?
Der Stadtrat hat konkret beschlossen, dass die Leistungsphasen 1 (Grundlagenermittlung) und 2 (Vorplanung) gemäß der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure an externe Objekt- und Fachplanungsbüros vorbereitet, ausgeschrieben und begleitet werden. Die Vergabe der vorgenannten Planungsleistungen wird zu gegebener Zeit durch den Stadtrat beschlossen werden.
Parallel hierzu sind die Finanzierung des Vollumbaus, die Gründung der Objektgesellschaft, der Umgang mit der denkmalgeschützten Fassade und die Umsetzbarkeit der Mantelbebauung zu klären. Zudem werden die empfohlenen Bausteine der Umfeldentwicklung und die Gründung eines Energieverbunds weiterverfolgt. Einen Zwischenbericht hierzu wird es im zuständigen Werkausschuss im Oktober dieses Jahres geben.
Auch die Entwicklung des Stadionumfelds soll weiterverfolgt werden. Insbesondere sollen hier Sportanlagen für Vereins- und Breitensport entstehen, zum Beispiel ein kleines Leichtathletikstadion und zusätzliche Eisflächen. Der Stadtrat hat die Verwaltung mit seinem Beschluss beauftragt, für diese Entwicklungen weitere notwendige Untersuchungen, Gutachten, Alternativplanungen und Standortanalysen zu beauftragen, insbesondere um die Auswirkungen auf die Natur so gering wie möglich zu halten.
Wie ist der aktuelle Stand bei der Stadionplanung?
Für die Weiterentwicklung des Stadions hat das Architekturbüro AS+P eine Funktionalplanung erstellt, die als Grundlage für die weiteren Planungsschritte und detaillierte Kosten- und Wirtschaftlichkeitsberechnungen unverzichtbar ist. Als bevorzugte Option aus drei untersuchten Varianten hat die Verwaltung dem Stadtrat vorgeschlagen, ein Stadion mit 40.000 Sitzplätzen weiterzuverfolgen. Im Ligabetrieb mit Stehplätzen käme das Max-Morlock-Stadion damit künftig auf 46.000 bis 50.000 Plätze.
Folgende weitere Merkmale kennzeichnen die Funktionalplanung des Stadions:
Die Leichtathletik-Bahn entfällt, wodurch die Tribünen des Unterrangs an das Spielfeld heranrücken.
Auf Wunsch der Anhängerschaft des 1. FC Nürnberg soll es in der Nordkurve Stehplätze im Unter- und Oberrang geben. Mit 13.500 bis 15.000 Stehplätzen könnte so ein Zuwachs von bis zu 5.500 Plätzen im Vergleich zu heute erreicht werden.
In der Nordkurve sind auch Sitzplätze vorgesehen: Sie würden zu gleichen Teilen auf die Ecken der Nordkurve verteilt und bildeten so die beiden "Flügel" des Stimmungszentrums.
Der Gästesektor wird auf der Südtribüne verortet.
Die Haupttribüne soll künftig bis zu 3.600 Hospitality-Plätze beheimaten.
Rollstuhlgerechte Plätze in allen Tribünenbereichen, barrierefreie Kioske und Toiletten sowie Stellplätze für Rollatoren sollen das Stadion deutlich besser barrierefrei nutzbar machen.
Basierend auf der Funktionalplanung wurde ein Kostenrahmen ermittelt. Zusammen mit der Funktionalplanung bildet dieser wiederum die Grundlage für die Wirtschaftlichkeitsuntersuchung.
Der Kostenrahmen für die von der Verwaltung vorgeschlagene "Große Variante" des Stadions beläuft sich auf rund 290 Millionen Euro. Er liegt damit weit über den ersten Kostenschätzungen der Machbarkeitsstudie. Dies hat zum einen mit veränderten Rahmenbedingungen, insbesondere in Hinblick auf die höhere Zuschauerkapazität, zu tun. Andere Gründe liegen darin, dass nun auch Schritte wie die Entsorgung von Altlasten, die Ausstattung des Stadions (Küchen, Möbel, Technik) oder die Erneuerung der Außenanlagen mit einberechnet sind. Ebenfalls in der Summe enthalten sind Zuschläge für nachhaltiges Bauen sowie weitere Risiken, die zu Verteuerungen führen können.
Ausführliche Infos zum Kostenrahmen<https://www.nuernberg.de/imperia/md/stadion/dokumente/str_sachverhalt_lang_stadion_juni_2024.pdf#page=16>
Ist ein vollumgebautes Stadion wirtschaftlich?
Um dies herauszufinden, wurden Berechnungen für ein pessimistisches, ein realistisches sowie ein optimistisches Szenario durchgeführt. Diese haben ergeben, dass die vorgeschlagene Stadionvariante im pessimistischen Szenario keine ausreichenden Erlöse erzielt, um die notwendigen Investitionen aus eigener Kraft zu refinanzieren.
Dagegen ist sie nach den derzeitigen Annahmen sowohl im realistischen und erst recht im optimistischen Szenario in der Lage, ohne Verlustausgleich durch die Stadt Nürnberg die angesetzten Fremdfinanzierungskosten zu tragen und zusätzlich einen Mehrerlös zu generieren. Sollte durch öffentliche Förderung (z.B. durch das Land) oder zusätzliches Eigenkapital die notwendige Fremdkapitalaufnahme reduziert werden können, würde dies die Wirtschaftlichkeit deutlich erhöhen.
Es bietet sich die Chance, das Umfeld des Stadions zu einem Ort für Sport und Erholung für die Stadtbevölkerung weiterzuentwickeln. Dieser "Sport- und Freizeitcampus Dutzendteich" böte sowohl Platz für den Leistungs- als auch für den Breitensport. Die zeitliche Priorisierung der Vorhaben aus der Machbarkeitsstudie ergibt folgendes Bild:
1a: Sporthalle für Schul- und Vereinssport
1b: Kleines Stadion für Leichtathletik, Fußball, etc.
2: Jedermann-Sportplatz 1 und 2
3: Nebenplatz 2 mit 2 Spielfeldern
4: Eistrainingshalle und Trainingsplatz 3
5: Multifunktionshalle (möglicher Ersatz für die Arena)
Erste Untersuchungen im Hinblick auf die Planungen für das Stadionumfeld lassen Herausforderungen hinsichtlich Naturschutz, Baumerhalt und Denkmalschutz erwarten. In einigen Fällen wird die Prüfung von alternativen Standorten nötig sein, um festzustellen, ob es gleichwertige oder gar bessere Alternativen im Stadtgebiet gibt.
Die Verwaltung empfiehlt dem Stadtrat, die notwendigen Untersuchungen, Gutachten, Alternativplanungen und Standortanalysen für die Entwicklung eines Sport- und Freizeitcampus Dutzendteich zu beauftragen.