Ansgar Nierhoff
Titel:
Ohne Titel, 1971
Material:
Edelstahl
Maße:
1200 cm hoch, Ø 220 cm je Linsenobjekt
Patenschaftsgeber:
Nürnberg-Fürther Bankenvereinigung, Deutsche Edelstahlwerke Krefeld (Materialspende)
Ausführung:
Firma Verlinden, Köln
Aufstellung:
27. August 1971
Standort SUN71:
Ecke Frauentorgraben / Vordere Sterngasse
Standort 2021:
unverändert (aufgrund U-Bahn-Bau zwischen 1986 – 1992 eingelagert)
Ansgar Nierhoff: Gefangen im „Netz“
Ansgar Nierhoff gehört zu den wenigen Künstlern, die vor 1971 keine Verbindung zu Nürnberg pflegten. Er wurde als Teilnehmer ausgewählt, weil er neben seinem Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie bereits eine Handvoll wegweisender Ausstellungsteilnahmen und Auszeichnungen vorweisen konnte.
Sein „Netz“ am Sterntor wurde nicht nur als erster Symposionsbeitrag in Nürnberg aufgestellt, es war auch die erste Arbeit Nierhoffs, die für den öffentlichen Raum bestimmt war. Sie gab den Startschuss für eine Künstlerkarriere, die bis zum Tod des Künstlers 2010 den Stadtraum zu seinem wichtigsten Handlungsfeld machte.
Die Arbeit besteht aus zwei linsenförmigen Objekten, die in einem Netz hängen, das wiederum an einem Straßenbahnoberleitungsmast befestigt ist Das starre Material Stahl nimmt dabei einen verführerisch weichen Charakter an und bricht physikalische Gesetzmäßigkeiten auf, die in unseren Sehgewohnheiten verankert sind. Ursprünglich plante Nierhoff seine Plastik mitten in der Fußgängerzone zu platzieren. Denn die mit dem Werk verbundene Konsumkritik sollte den Passanten das eigene Gefangensein im Netz des Kapitalismus in einer der belebtesten Einkaufsmeilen der Stadt vor Augen führen. Dieser Plan scheiterte an den freien Zufahrtswegen für die Feuerwehr, so dass die Aufstellung schließlich am Sterntor erfolgte. Die anfänglich ablehnende Haltung der Bevölkerung gegenüber der zeitgenössischen Plastik hat sich nach 20 Jahren regelrecht umgekehrt. Das „Netz“ wurde schmerzlich vermisst, als es aufgrund des U-Bahn-Baus ab 1986 für sechs Jahre eingelagert war.
Susann Scholl
Biographie
Meschede 1941 – Köln 2010
1960
Ausbildung zum Maurergesellen
1964
Abitur in Frankenberg/Eder
1964 –1969
Studium an der Kunstakademie Düsseldorf, u.a. bei Norbert Kricke
1965
Übersiedlung nach Köln
1968
Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen für Bildhauerei, Düsseldorf & Deutscher Kunstpreis der Jugend, Mannheim
1969
Villa-Romana-Preis, Florenz
1971
Teilnahme am Symposion Urbanum Nürnberg 71
1972
Stipendium Cité Internationale des Arts, Paris & Wilhelm-Lehmbruck-Förderpreis der Stadt Duisburg
1973
Kunstpreis Junger Westen, Recklinghausen
1977
Teilnahme an der documenta VI, Kassel
1981 –1982
Stipendium Kunstfonds, Bonn
1983
Assistent von George Rickey, New York
1986
Gastprofessur an der Gesamthochschule Kassel
1988 –2008
Professur an der Akademie für bildende Künste der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz
2000
August-Macke-Preis, Meschede
2004
Kunstpreis des Landes Rheinland-Pfalz für Bildhauerei