Ansgar Nierhoff: Gefangen im „Netz“
Ansgar Nierhoff gehört zu den wenigen Künstlern, die vor 1971 keine Verbindung zu Nürnberg pflegten. Er wurde als Teilnehmer ausgewählt, weil er neben seinem Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie bereits eine Handvoll wegweisender Ausstellungsteilnahmen und Auszeichnungen vorweisen konnte.
Sein „Netz“ am Sterntor wurde nicht nur als erster Symposionsbeitrag in Nürnberg aufgestellt, es war auch die erste Arbeit Nierhoffs, die für den öffentlichen Raum bestimmt war. Sie gab den Startschuss für eine Künstlerkarriere, die bis zum Tod des Künstlers 2010 den Stadtraum zu seinem wichtigsten Handlungsfeld machte.
Die Arbeit besteht aus zwei linsenförmigen Objekten, die in einem Netz hängen, das wiederum an einem Straßenbahnoberleitungsmast befestigt ist Das starre Material Stahl nimmt dabei einen verführerisch weichen Charakter an und bricht physikalische Gesetzmäßigkeiten auf, die in unseren Sehgewohnheiten verankert sind. Ursprünglich plante Nierhoff seine Plastik mitten in der Fußgängerzone zu platzieren. Denn die mit dem Werk verbundene Konsumkritik sollte den Passanten das eigene Gefangensein im Netz des Kapitalismus in einer der belebtesten Einkaufsmeilen der Stadt vor Augen führen. Dieser Plan scheiterte an den freien Zufahrtswegen für die Feuerwehr, so dass die Aufstellung schließlich am Sterntor erfolgte. Die anfänglich ablehnende Haltung der Bevölkerung gegenüber der zeitgenössischen Plastik hat sich nach 20 Jahren regelrecht umgekehrt. Das „Netz“ wurde schmerzlich vermisst, als es aufgrund des U-Bahn-Baus ab 1986 für sechs Jahre eingelagert war.
Susann Scholl