Hiromi Akiyama gehörte zu einer Reihe von Künstlern, die den ursprünglichen Symposionsgedanken als einer gemeinschaftlichen Bewegung internationaler Bildhauer aktiv mitgetragen haben. Der 1966 aus Tokio über Frankreich nach Deutschland übergesiedelte Künstler nahm ab 1967 regelmäßig an Bildhauersymposien in Ost- und Westeuropa, Japan und Kanada teil.
In der Werkgruppe, die ab Ende der 1960er-Jahre entstand, arbeitete Akiyama mit Linienstrukturen, die er dem Spiel von Geschlossenheit und Offenheit folgen ließ. Die Nürnberger Skulptur zeigt drei Granitblöcke, die so aneinandergefügt sind, dass sie einmal in der Horizontalen, einmal in der Vertikalen eine S-förmige Biegung aufweisen. Die glatten Schnittkanten an den zwei Enden geben den Blick auf einen geometrischen Querschnitt frei, der sich aus der linienförmigen Binnenstruktur der Blöcke ergibt und ein Vierpassmotiv ornamental variiert. Dadurch erscheinen die Skulpturen wie Ausschnitte aus einem größeren Ganzen. Der künstlerische Ansatz, den freien Raum, die Leere, in das Konzept der Skulpturen einzubinden, hat seine Wurzeln in der fernöstlichen Philosophie. Ohne, dass man zwangsweise nach einem kulturellen Einschlag in den Skulpturen des japanischen Künstlers suchen muss, fügt Akiyama hier der sachlichen Formensprache der Konkreten Kunst eine sinnliche Note an. Der Galerist Hansfried Defet zeigte sich so begeistert von Akiyamas Arbeit, dass er den Künstler nach dem Symposion in sein Galerieprogramm aufnahm und ihm 1972 zusammen mit dem japanischen Grafiker Kumi Sugai eine Ausstellung widmete.
Patenschaftsgeber für Akiyamas Skulptur aus Granit war der Architekt und Kunstsammler Harald Loebermann. Erst 1972 wurde die Skulptur vor dessen Büro in der Prateranlage im Spittlertorgraben aufgestellt. Im Zuge von Straßenumbaumaßnahmen wurde die Skulptur 1986 versetzt und galt lange Zeit als verloren, obgleich sie sich bis heute unverändert auf dem Gartengrundstück des ehemaligen Loebermann-Gebäudes in der Dr.-Carlo-Schmid-Straße 200 befindet.
Susann Scholl

Titel:
Ohne Titel (WVZ 71/5/G), 1971
Material:
weißer Granit
Masse
235 x 365 x 210 cm
Patenschaftsgeber:
Harald Loebermann, Architekt
Ausführung:
Künstler in der Grasyma AG, Wunsiedel
Aufstellung:
1972
Standort SUN 1971:
Prateranlage Ecke Spittlertorgraben/Kontumazgarten (vor dem Bürohaus des Patenschaftsgebers), Nürnberg
Standort 2021:
Dr. Carlo-Schmid-Str. 200, Nürnberg (seit 1986)
Hiromi Akiyama: Fließende Linienstrukturen in Granit
Biografie
1937 -2012
Hiroshima/Japan 1937 – Rheinzabern 2012
1959 -1963
Studium der Bildhauerei an der Musashino Universität, Tokio
1966
Teilnahme an der VII. Biennale, Tokio Übersiedelung nach Paris
1966 -1968
Studium an der École des Beaux-Arts, Paris
1967 -1986
Teilnahme an dem von Karl Prantl organisiertem Symposion in St. Margarethen im Burgenland; in den folgenden Jahren Teilnahme an verschiedenen Bildhauersymposien in Deutschland, Österreich, ehem. Tschechoslowakei, Italien, Kanada und Japan
1971
Teilnahme am Symposion Urbanum Nürnberg 71
1978
Lehrauftrag an der Staatlichen Akademie für Bildende Künste, Karlsruhe
1981
Professur für Bildhauerei an der Staatlichen Akademie für Bildende Künste, Karlsruhe
ab 1982
Mitglied im Deutschen Künstlerbund
1982
Preis des Künstlerbundes Baden-Württemberg, Karlsruhe
1983
Marianne und Hansfried Defet-Preis des Deutschen Künstlerbundes
1965 Galerie Akiyama, Tokio
1972 Galerie Defet, Nürnberg (mit Kumi Sugai)
1973 Akiyama, Galerie St. Johann, Saarbrücken
1977, 1983, 1993 Galerie Appel und Fertsch, Frankfurt
1985 Gesellschaft der Freunde kunger Kunst, Baden-Baden
1986 Heidelberger Kunstverein
Pagodenburg Rastatt
Galerie Defet
1987 Freundeskreis Wilhelmshöhe e.V., Ettlingen
1990, 2006 „Hiromi Akiyama. Skulpturen“, Galerie Manfred Rieker, Heilbronn
1996 Kunstverein Speyer (mit Franz Bernhard)
1997/1998 „Hiromi Akiyama. Bildhauer“, Städtische Museen Heilbronn, Kreissparkasse Hannover (Werksverzeichnis),
1999 „Hiromi Akiyama. Skulptur und Schatten“, Städtische Galerie Karlsruhe
2001 „Hiromi Akiyama. Schatten konzentrischer Kreise – Steinskulptur und Zeichnung“ E Werk Hallen für Kunst, Freiburg im Breisgau
1972/73 „Japanische Künstler in Europa“, National Museum of Modern Art, Kyoto und Tokio
1973 Galerie d’eendt, Amsterdam
1977 „Steinbildhauer in Europa“, Galerie für Moderne Kunst, Wien
1978 1. Europäische Bildhauer-Triennale, Paris
1982/83 Große Kunstausstellung, Haus der Kunst, München
1982 „Steine“, Kunsthaus Zug, Schweiz
1990 „Plastik der 80er Jahre im Südwesten“, Villa Merkel, Esslingen
1996 Contemporary Art Museum, Hiroshima/Japan
2005 „Paar und Paar. Hiromi Akiyama, Barbara Haim, Lothar Quinte, Sibylle Wagner“, Kunstverein Germersheim
1968 „o.T. (WV 68/7/S), Košice, ehem. Tschechoslowakei
„G-5-70“, 1970, 300 x 130 x 65 cm, Kepler-Universität Linz/Österreich
1972 „o.T. (WV 72/6/T)“, Villa Adriana, Rom/Italien
1981 „o.T. (WV 81/1/SS)“, Straße der Skulpturen, St. Wendel
„o.T. (WV 81/5/G)“, Ikebukuro-Station, Tokio/Japan
1986 Mercedes-Benz, Gaggenau,
Jimmy Cater Civic Center, Hiroshima/Japan
1991/92 „Raum-Zeit-Passage (WV 92/1/G)“, Bundesgesundheitsamt, Berlin
1991/92 „o.T. (WV 91/5/G)“, Landeszentralbank, Bruchsal
1998 „Von hier“, Städtische Galerie Karlsruhe