Joachim Bandau
*1936 Köln
lebt und arbeitet in Aachen und Stäfa/Schweiz
Titel:
Hydrierturm II, 1971
Material:
Erd-PVC, Polyester
Maße:
650 cm x 120 cm x 80 cm
Patenschaftsgeber:
Rehau Plastiks GmbH, Rehau
Standort SUN71:
Grünanlage an der Bayernstraße,
Nähe Volksfestplatz, Nürnberg
Standort 2021:
unverändert
Haltestelle:
Bayernstraße (Bus 65)
Der Hydrierturm II von Joachim Bandau gehört zwar zu den weniger beachteten Werken des Symposions, doch weist er einige Alleinstellungsmerkmale auf: So ist er das einzige Werk des Bildhauertreffens, das sich an das ehemalige Reichsparteitagsgelände heranwagte und ist zudem als einer der wenigen Beiträge aus modernen Kunststoffen gefertigt.
Mit seiner Präferenz für Skulpturen aus synthetisch hergestellten Werkstoffen gelangte Bandau im Laufe der 1960er-Jahre rasch zu internationaler Bekanntheit. Die Wahl seiner bevorzugten Materialien fiel nicht zufällig mit der allgemeinen Beliebtheit von Kunststoffen zusammen, die seit den 1950er-Jahren die menschliche Alltagswelt veränderten. Mit der Rehau Plastiks GmbH hatte sich für Bandaus Objekt ein Stifter aus der entsprechenden Branche für die Realisierung gefunden, denn der Hydrierturm II ist eine Anspielung auf chemische Hydrierwerke, in denen künstliche Stoffe wie Farbe, PVC oder Gummi hergestellt werden. Zugleich wird Bandaus Werk zu einem Abbild der industrialisierten Umwelt und zerstörten Landstriche, die der Mensch für den technischen Fortschritt in Kauf genommen hat.
Die Arbeit, gefertigt aus orange-braunen, handelsüblichen Röhren, und weißen, organisch-geformten Kunststoffkörpern stieß bei der Bevölkerung auf wenig Verständnis und wurde auch unter Befürwortern des Symposions kontrovers diskutiert. Als Symposionsbeitrag ein Solitär, spiegelt das Werk allerdings eine Facette der Umweltgestaltung wider, vor deren Kehrseite noch allzu oft die Augen verschlossen werden. Damit kann der Hydrierturm II auch als Frage danach interpretiert werden, wie der Mensch die Welt gestalten will, in der er leben möchte.