Raffael Benazzi
Titel:
Ohne Titel, 1971
Material:
Eichenholz, schwarz geflammt
Maße:
180 cm Länge, Ø 120 cm
Patenschaftsgeber:
Eduard Kappler, Nürnberg
Standort SUN71:
Plobenhof („Schmuckhof“), Nürnberg
Standort 2021:
Aufgrund irreparabler Witterungsschäden 2019 entfernt; Ersatz durch eine Bronzeskulptur des Künstlers
Projektbeschreibung
Raffael Benazzi war einer der wenigen Bildhauer des Symposions, der sein Werk vor Ort in der Nürnberger Altstadt schuf, sodass Interessierte dem künstlerischen Schaffensprozess folgen konnten. Die Formensprache des von ihm bevorzugten Materials Holz entwickelte der Schweizer in den frühen 1950er-Jahren unter dem Einfluss seines Mentor Julius Bissier. Benazzis runde, organisch anmutende Abstraktionen sind immer wieder mit Knospen, Früchten oder Muscheln verglichen worden. Auch Ähnlichkeiten mit den Werken von Hans Arp sind nicht zu verleugnen, doch ergänzte Benazzi dessen Formenwelt um das wiederkehrende Motiv der Höhlung.
Mit Benazzis Arbeit sollte der vom Architekten Kappler gestaltete Plobenhof in der Nürnberger Innenstadt um ein sinnliches Werk bereichert werden. Benazzis Skulptur schien für diesen Ort prädestiniert, weil die Wärme des Werkstoffes Holz die Kühle der Architektur zu brechen vermochte. Die sinnlich erotische Aura des massiven Eichenstamms entsprang der länglichen, gerundeten Muschelform mit ihren Einblicken in das lebendig gestaltete Innere. In Nürnberg wurde die Skulptur daher immer wieder mit weiblichen Formen verglichen; auch an sexistischen Kommentaren männlicher Beobachter mangelte es nicht. Eine konkrete Aussage verfolgte Benazzi mit seiner Arbeit jedoch nicht, vielmehr ging es ihm um eine sinnliche Erfahrung des Publikums, insofern die Skulptur nicht nur zum Ansehen, sondern auch zum Berühren einladen sollte. Die anschmiegsame, handschmeichelnde Oberfläche des Materials war allerdings auch wetteranfällig: Jahrzehntelang den Einflüssen von Wind und Regen ausgesetzt, musste die Skulptur 2019 entfernt werden; sie wird durch eine Bronzeskulptur des Künstlers ersetzt.
Linus Rapp
Biographie
*1933
Rapperswill/Schweiz, lebt und arbeitet in Stäfa/Schweiz und San Vincenzo/Italien.
1949–1952
Handwerkliche Ausbildung in Zürich, Beginn der Bildhauerei
1954
Niederlassung in Massa di Carrara/Italien
1964
Niederlassung in San Vicenzo/Italien
1971
Teilnahme am Symposion Urbanum Nürnberg 71
1975–76
Aufenthalt in San Francisco und New Jersey/USA, Atelier in New York/USA
1975–1991
Wechselweise Aufenthalt in Italien, in den USA und in der Schweiz
Seit 1979 Atelier in Zürich
1982
Rücksiedlung in die Schweiz