Crowd of people walking on the sunny and busy city street. Soft focus

Agenda 21 Nürnberg

Zu viel Licht in Nürnberg – wo bleibt die Nacht?

Nach Sonnenuntergang, vielleicht auch früher, schalten wir die Lichter an. Immer länger, immer mehr und auch da, wo gar kein Licht benötigt wird. Sehen wir noch einen Sternenhimmel oder gar die Milchstraße? Über der Stadt fast gar nicht mehr! Seit dem Siegeszug der LED -Technologie werden unsere Nächte heller und heller, jedes Jahr um 2–6%.

    Wo ist Beleuchtung geregelt?

    Außenbeleuchtung wird in verschiedenen Gesetzen und Verordnungen geregelt:
    Vor allem im Bayerischen Immissionsschutzgesetz (Art 9 BayImSchG) und im Bayerischen Naturschutzgesetz (Art. 11a BayNatSchG) finden sich dazu einschlägige Regelungen.

    Die Stadt Nürnberg hat das Thema ebenfalls im Fokus und auf ihrer Homepage hilfreiche Informationen zusammengestellt.

    Lichtemissionen, Bild © Stadt Nürnberg Umweltamt

    Warum ist weniger Licht in der Nacht wichtig?

    Das Abschalten unnötiger Beleuchtung spart nicht nur Energie und CO2 und reduziert damit die laufenden Stromkosten, sondern schützt obendrein die Biodiversität, uns Menschen und die Umwelt. Zudem ist es auch noch schnell, einfach und kostengünstig umzusetzen.

    Wir Menschen brauchen den rhythmischen Wechsel von Licht und Dunkel für einen erholsamen Schlaf und unsere Regeneration. Das Schlafhormon Melatonin wird aber erst im Dunkeln vom Körper ausgeschüttet. Der Griff zum Melatonin-Spray oder anderen Mitteln wird überflüssig, wenn wir rechtzeitig vor dem Schlafen gehen nicht mehr auf die Bildschirme von Handy, PC oder Fernseher schauen.

    Nachtaktive Tiere wie Igel, Fledermäuse und Glühwürmchen sind z.B. bei der Nahrungs- oder Partnersuche auf die Dunkelheit angewiesen und werden von hellem Licht gestört.

    Der Großteil der Insekten ist nachtaktiv. Sie werden magisch von kaltweißen Lichtquellen angezogen und sterben vor Erschöpfung. Fliegen und Larven sind fester Bestandteil der Nahrung vieler Vögel, gerade bei der Aufzucht der Jungvögel.
    Keine Insekten = Keine Vögel!
    Keine Insekten = Keine Bestäubung!

    Auch Pflanzen leiden unter nächtlicher Beleuchtung z.B. durch Stahler im Garten. Sie behalten länger das Laub und sind damit bei Nachtfrösten gefährdet.

      Fünf goldene Regeln für gute Beleuchtung im Außenbereich

      1. Ist die Beleuchtung wirklich notwendig? Beleuchtung nur da wo sie gebraucht wird, keine reine Deko.
      2. Lichtrichtung Licht sollte abgeschirmt nur nach unten strahlen, nicht nach oben oder zur Seite.
      3. Beleuchtungsdauer Bewegungsmelder oder Zeitschaltuhren sind hilfreich, besser ist abschalten.
      4. Geeignetes Leuchtmittel Die Lampe sollte warmweißes Licht von max. 2700 Kelvin haben (steht auf der Verpackung). Die Lichtstrommenge sollte max. 1000 Lumen (=10 Watt) betragen, besser100 Lumen (1-2 Watt).
      5. Montagehöhe Je niedriger, desto besser. Dadurch entstehen weniger Streuverluste und Blendung.

      Beispiele aus Nürnberg

      Die gezielte Beleuchtung der Nürnberger Sehenswürdigkeiten beginnt mit Einbruch der Dunkelheit, sie wird um 23 Uhr wieder abgeschaltet. Damit nimmt die Stadt Rücksicht auf Insekten und andere Tiere und reduziert die Lichtverschmutzung in der Stadt.

      Der LED-Anteil bei den Straßenleuchten lag Ende 2023 bei rund 25 Prozent. Nach und nach tauscht SÖR alle Leuchten durch LED-Lampen aus, um den Energieverbrauch dauerhaft zu senken. Seit Beginn der LED-Umstellung im Jahr 2011 sank der jährliche Energieverbrauch bis 2023 um knapp 4,5 Millionen Kilowattstunden.

      Die Stadt Nürnberg beteiligt sich seit Jahren an der Earth Hour. Wahrzeichen wie Sebalduskirche, Lorenzkirche, Schöner Brunnen, Opernhaus, Kaiserburg und Kettensteg stehen dann wieder in symbolischer Dunkelheit. Insgesamt wurden an rund 60 Objekten mehr als 800 Scheinwerfer abgeschaltet.

      Ende 2023 wurde der Fußweg über den Max-Morlock-Platz mit Näherungselektronik ausgestattet, d.h. die Laternen reduzieren ihre Helligkeit auf 20%, wenn sie nicht benötigt werden. Erst wenn die Näherungselektronik über Infrarot jemanden erkennt, schalten die Laternen auf ihre volle Helligkeit. Drei Lampen verbinden sich über Funk, sodass die Auslösung einer Lampe das Hochdimmen der anderen bewirkt. Nach Infrarot-Detektion laufen die Lampen 90 Sekunden lang auf 100 Prozent, bis sie sich wieder abdimmen.

        Tipps für den Einkauf von Beleuchtung:

        Bei Einbruch der Dämmerung und nachts sollte im Außenbereich nur gelbliches bis orangefarbenes Licht mit niedrigen Kelvin (K) Werten eingesetzt werden. Je mehr Blauanteile (kaltweiß) –> desto schlechter!

        1700 bis 2200 Kelvin, Lichtfarbe „Amber“ = Geringe Blauanteile, warm, angenehm. (z.B. für Hauseingang)
        2700 bis 3000 Kelvin, angenehm für Außen- und Innenbereiche
        4000 bis 5000 Kelvin, deutliche Blauanteile „Neutralweiß“ (z.B. für Büros, Arbeitsplatz, Küche)
        5000 bis 6000 Kelvin, „Kalt- oder Tageslichtweiß“, (z.B. OP-Säle). Sollte für Außenbeleuchtung tabu sein!

        Wer seine „Glühbirne“ ersetzen möchte, sollte sich noch folgende Werte merken:
        Alt: 40 Watt = LED 4 Watt
        Alt: 60 Watt = LED 8 Watt
        Alt: 75 Watt = LED 10 Watt

          Fazit

          Jeder Nürnberger kann durch sinnvollen Einsatz von Beleuchtung einen wertvollen Beitrag zur Biodiversität, Artenschutz, Umweltschutz und Klimaschutz leisten!

          Text: Bettina Uteschil & Gabriele Kollert, Bund Naturschutz Kreisgruppe Nürnberg, Projekt "Rettet die Nacht"