Historische Sammlungen

Das Gros der über 800 mittelalterlichen Handschriften und der bis zum Jahr 1500 erschienenen Drucke (Inkunabeln) in über 2.000 Exemplaren geht auf acht Klosterbibliotheken und die Ratsbibliothek zurück. Einbände und Buchmalereien entstanden zum überwiegenden Teil in Nürnberg, sodass die spätmittelalterlichen Schriftzeugnisse den Aufstieg Nürnbergs von einem Zentrum der Handschriftenproduktion zu einer der großen Drucker- und Verlegerstädte hervorragend dokumentieren.

Dazu zählen über 30 mittlerweile identifizierte Bände aus den Bibliotheken der Humanisten Hermann (1410-1485) und Hartmann Schedel (1440-1514). Ohne Vergleich sind Vorzeichnungen und Layouts zur lateinischen und deutschen Ausgabe der Schedelschen Weltchronik von 1493, die das komplexe Zusammenspiel von Text und Bild in der Inkunabel mit der höchsten Anzahl von Illustrationen regeln.

In der Nachreformationszeit wuchs der Bestand um Neuerwerbungen und durch die Einarbeitung von geschlossen erworbenen Privatbibliotheken. Die Büchersammlungen des Arztes Georg Palma (1543-1591), der Familie Paumgärtner sowie der Juristen Christoph Gottlieb Dilherr von Thumenberg (1625-1685) und Paul Jakob von Marperger (1686-1767) wurden aufgelöst und auf Fachgruppen aufgeteilt, die in Anlehnung an die Universitätsfakultäten gebildet worden waren.

In ihrer vom Sammlungsbildner gefundenen Ordnung verblieben die Bibliotheken des Theologen und Bibliophilen Adam Rudolf Solger (1693-1770), des Altdorfer Professors Georg Andreas Will (1727-1798) und des Kaufmanns Georg Paul Amberger (1789-1844). Die Stadtbibliothek bewahrt heute mehr als 77.000 Drucke aus der Zeit zwischen 1501 und 1850, darunter einen hohen Anteil an seltenen oder sehr seltenen Publikationen vor allem aus Nürnberg, vereinzelt auch aus anderen Druckorten Europas.

Dazu kommen unter den neuzeitlichen Handschriften ca. 300 Stamm- und 13 Schembartbücher sowie eine in Buda um 1500 für die Bibliothek des Matthias Corvinus (gest. 1490) entstandene Chronik (Corvine). Zu den besonderen Schätzen zählen die Hausbücher der Nürnberger Zwölfbrüderstiftungen als eine in Europa einzigartige Bildquelle zum Handwerk in Mittelalter und Früher Neuzeit.

Bis in das 19. Jahrhundert zurück reichen Sondersammlungen an Autografen, Karten, Broschüren und illustrierten Drucken zu Nürnberger Themen oder an genealogischen Schriften zu Nürnberger Persönlichkeiten. Dazu kommen Nachlässe von Literaturschaffenden aus Franken wie Jakob Wassermann (1873-1934), dem Schriftkünstler Hermann Zapf (1918-2015) oder den Komponisten Willy Spilling (1909-1965), Klaus Hashagen (1924-1998) und Waldram Hollfelder (1924-2017).

Besonders hervorzuheben ist der Ankauf von Briefen und Manuskripten aus dem Nachlass des Humanisten Willibald Pirckheimer (1470-1530) im Jahr 1861; sieben von Albrecht Dürer (1471-1528) 1506 aus Venedig abgesandte Schreiben gelangten auf diesem Weg in die Stadtbibliothek.

Ausführlich zu den Beständen

Renate Jürgensen: Stadtbibliothek Nürnberg, in: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003


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