Streuobstacker in Nürnberg
Noch sind die Bäume zu klein, aber wenn sie in ein paar Jahren Früchte tragen, laden die Comtesse von Paris, eine Birne, und Kaiser Wilhelm, ein Apfel, zum Probieren ein. Seit 2022 entwickelt die Stadt zusammen mit dem Landschaftspflegeverband ein 15.000 Quadratmeter großes Grundstück in Worzeldorf zu einer ökologisch wertvollen Fläche mit Nadelmischwald, Hecke und einer großen Streuobstwiese. Darauf wachsen Obstbäume mit fast vergessenen historischen oder regionalen Apfel-, Birnen- und Quittensorten. Wenn das Obst reif ist, darf geerntet werden.
Auf einer Fläche von 1.880 Quadratmetern entsteht eine Hecke. Sie bietet als naturnaher Übergang zwischen Wald und Wiese vielen Vögeln einen geschützten Lebensraum. An die gepflanzten Obstbäume können Nisthilfen für Höhlenbrüter und Fledermauskästen angebracht werden. Auf dem Acker sollen neben den Obstbäumen wildwachsende Pflanzenarten wachsen, um so auch seltene Pflanzengesellschaften zu fördern und wiederherzustellen. Zwischen den Bäumen ist außerdem eine Fruchtfolge mit Wintergetreide ohne Hackfrucht möglich. Auf den Einsatz von Mineraldünger und Unkrautbekämpfungsmitteln wird verzichtet.
Die gepflanzten Obstbäume sind robuste, verhältnismäßig anspruchslose Sorten. Darunter sind zum Beispiel Apfelsorten wie der Geflammte Kardinal oder der Danziger-Kantapfel. Beide wurden im 18. Jahrhundert erstmals erwähnt und tragen viele weitere, oftmals regional verwurzelte Namen. „Nikolausapfel“ für den Kantapfel spielt vermutlich auf die späte Reifezeit und lange Lagerfestigkeit der Sorte an. Auch alte Birnensorten wie Madame Verté, Gellerts Butterbirne oder die Pastorenbirne finden sich auf der Streuobstwiese. Gepflanzt wurde im Herbst 2022. Im darauffolgenden Winter wurde bereits der erste Pflegeschnitt an den Bäumen durchgeführt.
Wertpunkte auf das Öko-Konto der Stadt
Das Liegenschaftsamt hat das Grundstück 2022 zusammen mit der im Umweltreferat angesiedelten Flächenagentur gekauft. Beim Kauf bestand es aus 2.500 Quadratmetern Nadelmischwald und einem intensiv genutzten Acker. Das Grundstück liegt innerhalb der im städtischen Flächennutzungsplan genannten Schwerpunktgebiete der Landschaftsentwicklung. Es ist daher für die Verwendung im städtischen Öko-Konto besonders geeignet. In Zusammenarbeit mit dem Landschaftspflegeverband entwickelte die Flächenagentur das Grundstück und stellte es her. Der Streuobstacker zahlt unmittelbar auf das Öko-Konto der Stadt ein: Durch die Anlage des Streuobstackers und der Hecke entstehen 76.918 Wertpunkte gemäß der bayerischen Kompensationsverordnung. Diese können für die Bauprojekte in der Stadt eingesetzt werden.