Wald ist essentiell für Klima, Naturschutz und Naherholung. Zudem ist er Lebensraum geschützter und seltener Tierarten. Im stadteigenen Forstbetrieb, der zum Tiergarten gehört, werden rund 230 Hektar innerstädtische Waldfläche gepflegt, die auf zahlreiche Waldstücke und Stadtwäldchen über das Stadtgebiet verteilt ist. Im Osten und Südosten schmiegt sich der Nürnberger Reichswald um die Stadt. Seine Pflege liegt in der Obhut der Bayerischen Staatsforsten.
Mit einer Fläche von 240 Quadratkilometern ist der Nürnberger Reichswald eine der größten zusammenhängenden Waldflächen in unmittelbarer Nähe einer deutschen Großstadt. 1980 wurde er als erster Bannwald Bayerns unter Schutz gestellt. Es handelt sich um den ältesten Kunstforst der Welt, dessen Erscheinungsbild noch heute von Kiefern geprägt ist. Im Mittelalter holzten die Bewohner der Handwerker-Stadt Nürnberg die einstigen Eichen- und Buchenwälder bis zur Verödung ab. Die kahlen Flächen wurden in den nachfolgenden Jahrhunderten mit Fichten und Kiefern zu einem Kunstwald aufgeforstet. Der Nürnberger Reichswald ist heute ein Natura 2000-Schutzgebiet von europäischem Rang und beherbergt landesweit bedeutsame Vorkommen von Spechten, Ziegenmelkern, Heidelerchen, Habichten und Eisvögeln. Darüber hinaus ist er Lebensraum für stark bedrohte Arten wie den Eremit oder die Bechsteinfledermaus.
Klimawandel und Trockenheit setzen auch den Nürnberger Wäldern zu. Die Stadt und der Forstbetrieb Nürnberg der Bayerischen Staatsforsten haben deshalb im Jahr 2020 eine gemeinsame Baum- und Waldstrategie vereinbart. Anlass waren die Dürresommer 2018 und 2019 sowie teils verheerende Stürme, die den Wäldern stark zugesetzt hatten. Ziel ist es, die heimischen Wälder schneller und noch entschlossener umzubauen, damit diese dem Klimawandel Stand halten.
Am 5. Oktober 2022 wurde im Umweltausschuss ein Zwischenbericht für die Jahre 2020 und 2021 vorgestellt. In diesem Zeitraum hat die Stadt 43.585 Quadratmeter Wald eingekauft und ausverhandelt, der Forstbetrieb Nürnberg der Bayerischen Staatsforsten hat 16.110 Bäume gepflanzt und auf 91,1 Hektar ihrer Flächen Forstkulturen angelegt. Sör kam der Verpflichtung nach, jährlich mindestens 500 Bäume zu pflanzen. Der Tiergarten realisierte in jedem der beiden Jahre ein Waldumbauprojekt mit neuen Baumarten.
Die Waldstrategie gibt der Stadt und den beteiligten Partnern konkrete Arbeitsaufträge:
Aufbau von Mischwäldern
Seit den 1970er Jahren baut der Forst die Nadel- und Monobaumkulturen zum Mischwald um. Heute wachsen wieder Buchen und Eichen unter dem schützenden Dach alter Kiefern. In diese Mischwälder müssen – neben der Naturverjüngung – Baumarten eingebracht werden, die derzeit noch nicht oder nicht mehr in unseren Wäldern heimisch sind, die aber in Regionen vorkommen, deren Klimabedingungen dem entsprechen, was für uns in Zukunft erwartet wird.
Bei diesem Waldumbau geht es darum, die Anpassungsfähigkeit der Wälder rund um Nürnberg durch den gezielten Anbau von klimaheimischen Baumarten aus südlicheren europäischen Regionen zu erhöhen. Dabei werden Regionen ausgewählt, deren Klima dem Zukunftsklima in Nürnberg ähnlich ist. Dies geschieht mit Bedacht auf kleinen Flächen von rund 200 Quadratmetern in bestehenden Wäldern. Die Experten wollen mit der Anlage solcher sogenannten Nelderräder die natürliche Wanderung der Arten beschleunigen. Denn der Klimawandel schreitet so rasant voran, dass natürliche Prozesse in der Anpassung nicht hinterherkommen.
Tiergarten erprobt neue Baumarten
Der Tiergarten realisiert in den nächsten zehn Jahren in jedem Jahr ein Projekt des Waldumbaus, das einen Aspekt der Waldstrategie exemplarisch umsetzt und für die Bevölkerung nachvollziehbar macht. Im Jahr 2020 pflanzten die Mitarbeitenden im Tiergarten Esskastanien. Zudem startete der Forstbetrieb Nürnberg Praxisanbauversuchen von Atlas- und Libanonzeder, um Erfahrungen mit Baumarten zu sammeln, die deutlich wärmere Klimabedingungen ertragen können. Im Jahr 2021 hat der Tiergarten in Kooperation mit dem Botanischen Garten der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und der Regierung von Mittelfranken sechs Mehlbeerenarten gepflanzt.
Aufforstung
Das Maßnahmenpaket der Waldstrategie sieht vor, pro Jahr 5.000 Bäume zusätzlich zu den regulär anstehenden Aufforstungen zu pflanzen. Etwa zehn Prozent der Neupflanzungen sollen im städtischen Raum, etwa an Straßen oder Grünanlagen, erfolgen, der größte Teil aber im Wald.
Der städtische Eigenbetrieb Sör kommt seither seiner Verpflichtung nach, mindestens 500 klimatolerante Bäume pro Jahr im Stadtgebiet zu pflanzen. Den größten Anteil haben Bäume im Straßenraum, der Rest entfällt auf Bäume in Grün- und Parkanlagen sowie auf Spielplätze.
Zusätzlich zu den insgesamt 10.700 Geburtenbäumen, die der Forstbetrieb Nürnberg der Bayerischen Staatsforsten im Auftrag der Stadt 2020 und 2021 für jedes in Nürnberg geborene Kind gepflanzt hat, haben die Bayerischen Staatsforsten weitere 5.410 Bäume gepflanzt. Zentral waren dabei Vielfalt und Widerstandsfähigkeit. Zu den gepflanzten Arten zählen Flatterulme, Kirsche, Bergahorn, Spitzahorn, Hainbuche, Winterlinde, Eiche, und Buche. Ein Großteil der gepflanzten Bäume sind Laubbäume. Darüber hinaus wurden Nadelbäume gepflanzt, um zukünftig die Rohstoffversorgung, insbesondere mit regionalem Bauholz, sicherstellen zu können. Die Stadt prüft gemeinsam mit der N-Ergie und den Bayerischen Staatsforsten das Potenzial CO2- neutraler und regenerativer Energiegewinnung aus regional anfallendem Holz.
Erwerb privater Waldflächen
Vorgesehen ist auch, dass die Stadt private Waldflächen erwirbt und diese naturnah bewirtschaftet – auch als Ausgleichsflächen für Bauprojekte. Diese Wälder sollen klimatolerant und ökologisch aufgewertet werden. Mindestens ein zusammenhängendes Waldstück wird so in Nürnberg oder in der Umgebung pro Jahr in einen Zukunftswald gemäß der gemeinsamen Baum- und Waldstrategie umgebaut.
In den vergangenen zwei Jahren konnte das Referat für Umwelt und Gesundheit zusätzlich zu den bestehenden Waldflächen weitere 43.585 Quadratmeter an Wäldern kaufen und ausverhandeln: drei Flächen in Worzeldorf und zwei in Kornburg – darunter das sogenannte Ritterholz, in dem der Waldumbau bereits in vollem Gange ist.
Akteure an einem Tisch
Seit 2020 tagt regelmäßig eine Nürnberger Expertenrunde für die Waldzukunft. Vertreten sind dort die Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Fürth und Roth, die Bayerischen Staatsforsten, das Nürnberger Umweltamt, der Servicebetrieb öffentlicher Raum Nürnberg und der Forstbetrieb der Stadt Nürnberg.
Der Wald als Naherholungsgebiet
Der Wald in und um Nürnberg ist die grüne Lunge der Stadt, bietet gesundheitliche Erholung und ist Austragungsort für zahlreiche Sportarten. Zahlreiche Wege laden zum Spazieren, Joggen, Radfahren oder zum Familienausflug ein.
Naturlehrpfad Steinbrüchlein
Auf dem Naturlehrpfad Steinbrüchlein im Süden Nürnbergs lernen Kinder aber auch Erwachsene mehr über das Ökosystem Wald. Der Waldspielplatz lädt zu einer Verschnaufpause und zum Spielen ein.
Mit Unterstützung der Bayerischen Staatsforsten sind die Mountainbike-Routen im Reichswald frisch überarbeitet und beschildert worden. Ein ergänzender Bikepark ist in Planung.
Langanhaltende Hitzewellen gehen regelmäßig mit einer akuten Waldbrandgefahr einher. Die Böden sind dann stark ausgetrocknet und leicht entflammbar. Informieren Sie sich in der trockenen Jahreszeit vor einem Waldbesuch über die Waldbrandgefahr. Der Deutsche Wetterdienst veröffentlicht täglich den Waldbrandgefahrenindex auf einer Skala von 1 bis 5.
Achten Sie darauf, dass Sie bei einem Aufenthalt im Wald kein Feuer verursachen. Im Wald sind Grill- und Lagerfeuer verboten. Rauchen Sie nicht und werfen Sie keine Zigaretten weg. Stellen Sie Ihr Fahrzeug ausschließlich auf gekennzeichneten und befestigten Straßen außerhalb des Waldes ab. Rufen Sie sofort den Notruf 112, falls Sie einen Waldbrand entdecken.