Im Rahmen der Radverkehrsstrategie „Nürnberg steigt auf“ wird der Radverkehr in Nürnberg mit vielfältigen Maßnahmen gefördert. Dazu zählt auch die Verbesserung der wohnortnahen Abstellmöglichkeiten. Wurden früher Radständer meist nur aufgrund von Einzelanträgen bzw. an zentralen Plätzen errichtet, so wurden in 2013 erstmalig systematisch dezentrale Abstellflächen in einem definierten Gebiet geschaffen.
Der Verkehrsausschuss des Stadtrats hat nach den positiven Erfahrungen in der Süd- und Nordstadt am 10.03.2016 dem Konzept der Verwaltung zugestimmt, das Projekt in allen Gebieten innerhalb des Rings nach und nach durchzuführen.
Hintergrund des Projekts
Besonders in Gebieten mit Altbaubestand mangelt es an Parkmöglichkeiten. Fahrräder können oft nur im Keller oder auf dem öffentlichen Gehweg abgestellt werden. Durch einen systematischen Ausbau kleiner bis mittelgroßer Einheiten von Radständern in einem definierten Gebiet sollen kurze Wege von allen Punkten zur nächsten Abstellanlage sichergestellt werden. Die verbesserte Zugänglichkeit zum Fahrrad senkt den "Fahrtantrittswiderstand" und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Förderung des Radverkehrs.
In das Projekt werden die Bürgerinnen und Bürger, der Einzelhandel und der Bürgerverein eingebunden, die mit ihren Ortskenntnissen dazu beitragen können, das Angebot noch alltagstauglicher und bedarfsgerechter zu gestalten. Im Rahmen einer vierwöchigen Online-Beteiligung werden sie aufgerufen, sich zum Projekt zu äußern und die Planungen um weitere Standortvorschläge zu erweitern. Begleitet wird die Online-Beteiligung durch verschiedene Marketingmaßnahmen: Pressearbeit, Plakatierung auf Werbeträgern im Stadtteil sowie durch Verteilung von Fahrradsattelüberzügen im Stadtteil.
Ziele des Projekts
Mit dem Projekt werden folgende Ziele verfolgt:
- Wenn der Zugang zum Rad leichter ist, steigt die Lust, es häufiger zu nutzen.
- Senkung des „Fahrtantrittwiderstands“ durch leichtere Zugänglichkeit zum Rad.
- Aufwertung des Verkehrsmittels Rad durch die Bereitstellung einer flächendeckend präsenten Infrastruktur. Dies signalisiert: „Radfahrer sind willkommen“.
- Erhöhung des Radverkehrsanteils zur Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs. Damit verbunden ist die Senkung der Lärm- und Abgasbelastung für die Wohnbevölkerung.
- Ordnen des Fahrradparkens, da das wilde Abstellen von Rädern andere Verkehrsteilnehmer einschränkt, insbesondere Zufußgehende.
- Erhöhung der Verkehrs- und Diebstahlsicherheit. Fehlt es an diebstahlsicheren Abstellmöglichkeiten, wird oft lieber ein altes Rad benutzt. Alte Räder sind jedoch in der Regel weniger verkehrssicher als neue Räder.
- Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürger im Rahmen einer E-Partizipation
Projektdurchführung
- Erfassung vorhandener Radständer sowie Zählung aller im öffentlichen Raum abgestellten Fahrräder im Stadtteil.
- Abstimmung der Standortvorschläge innerhalb der Verwaltung.
- E-Partizipation: Präsentation der Standortvorschläge im Internet mit der Möglichkeit der Beteiligung durch die Bevölkerung.
- Prüfung der Vorschläge aus der Bürgerschaft.
- Festlegung der endgültigen Standorte.
- Aufbau der Radständer.
Radständer für die Südstadt
Durchführung: Zeitraum 2013/2014
Das Projekt wurde im Zentrum der Südstadt zwischen der Bahnlinie, der Achse Tafelfeldstraße/Voltastraße, der Achse Schuckertstraße/Gudrunstraße und der Allersberger Straße durchgeführt. Das Gebiet ist ca. 1 km² groß, in ihm leben rund 17.500 Menschen.
Ergebnisse:
An 102 Standorten, von denen 15 Vorschläge aus der Bevölkerung kamen, wurden insgesamt über 360 Radständer aufgebaut.
Die Beteiligungsquote umgerechnet auf die Bevölkerung im Stadtteil lag bei 28 %.
Radständer für die Nordstadt
Durchführung: Zeitraum 2015/2016
Das Projektgebiet liegt in der Nordstadt zwischen dem Maxtorgraben, dem Vestnertorgraben, der Bucher Straße, der Äußeren Bayreuther Straße und dem Nordring. Das Gebiet ist rund 2 km² groß, in ihm leben rund 29.000 Menschen.
Ergebnisse:
An 155 Standorten, von denen 55 Vorschläge aus der Bevölkerung kamen, wurden insgesamt über 500 Radständer aufgebaut. Die Beteiligungsquote umgerechnet auf die Bevölkerung im Stadtteil lag bei 19 %.
Für dieses Projekt erhielt die Stadt Nürnberg in 2016 den „Deutschen Fahrradpreis“ in der Kategorie Infrastruktur.
Radständer für Wöhrd, Rennweg und Veilhof
Durchführung: Zeitraum 2016/2017
Das Gebiet ist ca. 2 km² groß und erstreckt sich zwischen dem Laufertorgraben, der Äußeren Bayreuther Straße, der Welserstraße, dem Prinzregentenufer und dem Wöhrder See. In ihm leben rund 22.000 Menschen.
Ergebnisse:
An 170 Standorten, von denen 37 Vorschläge aus der Bevölkerung kamen, wurden insgesamt über 500 Radständer aufgebaut. Die Beteiligungsquote umgerechnet auf die Bevölkerung im Stadtteil lag bei 27 %.
Radständer für Glockenhof und Bleiweiß
Durchführung: Zeitraum 2017/2018
Das etwa 0,82 km² große Gebiet mit rund 18.300 Menschen liegt zwischen der Regensburger Straße, Hainstraße, Wodanstraße, Allersberger Straße und Köhnstraße.
Ergebnisse:
An rund 150 Standorten, von denen mehr als 50 Vorschläge aus der Bevölkerung kamen, stehen nun über 500 Radständer ab Ende 2021 zur Verfügung. Die Beteiligungsquote umgerechnet auf die Bevölkerung im Stadtteil lag bei 26 %.
Radständer für die Altstadt
Durchführung: Zeitraum 2018/2019
Die Altstadt ist das geschäftliche, touristische und kulturelle Zentrum der Stadt. Das etwa 1,6 km² große Gebiet mit rund 15.200 Menschen liegt innerhalb des Altstadtrings und erstreckt sich zwischen dem Vestner- und Maxtorgraben im Norden, dem Laufer- und Königstorgraben im Osten, dem Frauentorgraben im Süden sowie dem Spittler- und Neutorgraben im Westen. Innerhalb der Altstadt wurden in den vergangenen Jahren systematisch an den Zugängen zur Fußgängerzone, soweit möglich, Fahrradständer aufgebaut, um so das Fahrradparken an den Rändern der Fußgängerzone zu bündeln. Die ersten überdachten Fahrradabstellanlagen in der Altstadt wurden 2013 am Hallplatz, in der Dr.-Kurt-Schumacher-Straße südlich der Schlotfegergasse, in der Adlerstraße nördlich des Ebracher Gässchens und im Bauhof errichtet. Darüber hinaus wurden 2014 in der nördlichen Altstadt auf vielfachen Wunsch der Bürgerschaft zusätzliche Abstellanlagen im Wohngebiet errichtet. Im September und Oktober 2017 wurde eine Bestandsanalyse aller vorhandenen Fahrradabstellanlagen und Fahrräder durchgeführt. Gezählt wurden ca. 1.600 Radständer. Im Vergleich zu anderen Stadtteilen ist dies zwar eine auffällig hohe Anzahl, doch aufgrund der hohen Nutzungsvielfalt und Besucherinnen und Besucher im Zentrum, mangelt es noch an sicheren Abstellmöglichkeiten im öffentlichen Raum.
Ergebnisse:
An rund 65 Standorten standen bis Ende 2021 dann rund 300 zusätzliche Radständer zur Verfügung.
Radständer für Gostenhof und Rosenau
Durchführung: Zeitraum 2020 bis 2023
Gostenhof und Rosenau sind dicht bebaute Viertel, in denen mehr als 25.000 Menschen leben, arbeiten und sich aufhalten. Auch wegen der vielen kulturellen und gastronomischen Einrichtungen locken sie viele Besucherinnen und Besucher sowohl aus anderen Stadtteilen als auch aus anderen Städten an. Mit etwa 2 km² erstreckt sich das Gebiet zwischen der Maximilianstraße, der Reutersbrunnenstraße, der Pegnitz, dem Spittlertorgraben, der Steinbühler Straße, der Kohlenhofstraße und der Austraße.
Ergebnisse:
An 90 Standorten, von denen ca. 30 Vorschläge aus der Bevölkerung kamen, wurden insgesamt 355 Radständer errichtet.
Erstmals wurde der Bedarf an Lastenradparkplätzen abgefragt. Von den insgesamt sieben geplanten Lastenradparkplätzen, können aufgrund der schwierigen Platzverhältnisse und des zwischenzeitlich veränderten Bedarfs nur vier Standorte realisiert werden. Der Aufbau soll 2024 erfolgen.
Radständer für St. Johannis
Durchführung: Zeitraum 2021 bis 2024
Das etwa 0,59 km² große St. Johannis ist einer der ältesten Stadtteile Nürnbergs. Er weist eine sehr dichte Wohnbebauung mit hohem Altbaubestand auf und ist u.a. geprägt durch den typischen Siedlungsbau der WBG in den 30er Jahren. Darüber hinaus findet sich auch eine aufgelockerte Wohnbebauung mit Ein- und Mehrfamilienhäusern nördlich des Nordklinikums.
Die Bestandserhebung und die Standortplanung im Stadtteil wurden 2021/2022 abgeschlossen. Im Juli 2022 fand eine Online-Beteiligung mit Standortvorschlägen für neue Radständer in St. Johannis statt.
Ergebnisse:
An 117 Standorten, von denen rund die Hälfte von den Bürgerinnen und Bürgern vorgeschlagen wurden, werden nun insgesamt rund 370 Radständer im Stadtteil errichtet. Hinzu kommen vier Lastenradstellplätze, die von den Bürgerinnen und Bürgern gewünscht wurden. Der Aufbau hat bereits im Frühjahr 2024 begonnen.
Radständer für Gibitzenhof und Steinbühl
Durchführung: Zeitraum 2023 bis voraussichtlich 2025
Das Projektgebiet wird nördlich von den Gleisen, westlich vom Frankenschnellweg sowie südlich und östlich durch Gewerbegebiete begrenzt. Im Süden reicht das Projektgebiet geringfügig über den Ring hinaus, da hier noch ein wenig Wohnbebauung vorhanden ist, die einer typisch verdichteten Bebauung mit Mehrgeschosswohnungs-/Altbau entspricht, wie sie auch in den Gebieten innerhalb des Rings zu finden ist.
Insgesamt ist das Gebiet ca. 1,4 km² groß und es leben rund 20.000 Menschen in ihm. Es zeichnet sich durch eine sehr hohe Nutzungsdichte, die Vielfalt seiner Bewohnerschaft und seine zentrale Lage im Stadtgefüge aus. Die städtebauliche Struktur im Norden des Gebiets ist vor allem durch Blockrandbebauung mit kleinteiliger Mischnutzung geprägt. Im Süden des Gebiets finden sich darüber hinaus Blockrand- und Zeilenbebauungen der 20er bis 50er Jahre mit einheitlichen Gestaltungsqualitäten und begrünten Innenbereichen.
Rund 70 Standortvorschläge der Verwaltung wurden im Herbst 2023 im Rahmen der Onlinebeteiligung von interessierten Bürgerinnen und Bürgern bewertet und kommentiert. Zusätzlich kamen 25 neue Standorte durch die Beteiligung dazu, die nun auf ihre Umsetzbarkeit geprüft werden.
Radständer für St. Leonhard und Schweinau
Durchführung: Zeitraum 2024 bis voraussichtlich 2025/2026
Das Projektgebiet wird nördlich und östlich vom Frankenschnellweg sowie südlich und westlich vom B4-Ring begrenzt. Das Gebiet umfasst eine Fläche von 3,7 km² und es leben rund 27.000 Menschen darin.
Die 33 Standortvorschläge der Verwaltung wurden von Ende Juni bis Ende Juli 2024 im Rahmen der Onlinebeteiligung von interessierten Bürgerinnen und Bürgern bewertet und kommentiert. Zusätzlich kamen 77 neue Standorte durch die Beteiligung dazu, die nun auf ihre Umsetzbarkeit geprüft werden.