Digital Immigrants
"Digital Immigrants – digitale Grundbildung für sozial benachteiligte Familien mit Zuwanderungsgeschichte"
Im Oktober 2020 startete das Bildungsbüro der Stadt Nürnberg ein neues, auf drei Jahre angelegtes Projekt zu digitaler Grundbildung für sozial benachteiligte Familien mit Zuwanderungserfahrung. Durch den ruckartigen Digitalisierungsschub über sämtliche Bildungsbereiche hinweg im Frühling 2020 wurde deutlich, dass Menschen aus sozial benachteiligten Familien, insbesondere mit Zuwanderungsgeschichte, sich oft besonders schwertun, diesen Schritt ins Digitale mitzugehen. Ihre gesellschaftliche Teilhabe ist dadurch stark eingeschränkt.
Zielsetzung
Die Entwicklung und Erprobung innovativer Vermittlungskonzepte zur digitalen Grundbildung für die spezifischen Bedarfe von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte sollen dazu beitragen, Hürden abzubauen und dabei die Ressourcen der Zielgruppe zielgerichtet zu fördern. Die Teilnehmenden sollen nach dem Projekt die gleichen technischen Fähigkeiten und Medienkompetenzen haben wie Familien, in denen ein kompetenter Medienumgang bereits selbstverständlich ist.
Wesentliche Elemente des Projekts
In einem ersten Schritt soll gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der Zielgruppe „sozial benachteiligte Familien mit Zuwanderungserfahrung“ eine Bedarfsermittlung unter medienpädagogischer Betreuung durchgeführt werden. Welche Unterstützung brauchen die Betroffenen für einen kompetenten Umgang mit digitalen Medien, um dann auch digitale Bildungs- und Beratungsangebote für sich nutzen zu können? Für die ermittelten Bedarfe sollen anschließend gemeinsam in mehreren Denkwerkstätten Lösungen entwickelt werden. Diese werden von den Teilnehmenden in Form von Lehr- und Lernmaterialien aufbereitet und vom Projekt in einer Online-Toolbox frei zur Verfügung gestellt. Bei der Erarbeitung wird auf den Inhalten anderer digitaler Lehrmittelsammlungen systematisch aufgebaut, denn es gibt bereits eine Vielzahl an Materialien. Sie werden jedoch den spezifischen (Grundbildungs-)Bedarfen der Zielgruppe nicht immer gerecht und fokussieren häufig auf Schule.
In einem zweiten Schritt werden die Teilnehmenden zu Digi-Coaches (Kinder und
Jugendliche) und Digital-Mediator/-innen (Eltern) ausgebildet. Diese können dann von unterschiedlichen Nürnberger Bildungseinrichtungen angefragt werden, um dem jeweiligen Klientel vor Ort bedarfsgerecht mit den passenden Inhalten der Toolbox digitale Grundkompetenzen zu vermitteln. Mit diesem Peer-Learning-Ansatz ein stadtweites Netzwerk aufgebaut und damit auch in der Breite Medienkompetenz auf Augenhöhe und mit hohem Verständnis für die Bedarfe der Lernenden vermittelt werden. In einem dritten Schritt werden die in Nürnberg gemachten Erfahrungen bundesweit transferiert. Dazu gehören die Inhalte der Toolbox, aber auch die „Coach the Coach“-Ausbildung der Digi-Coaches und Digi-Mediator/-innen sowie die Entwicklung des kommunalen Peer-Learning-Netzwerks. In verschiedenen Transferveranstaltungen werden Entscheider/-innen und Mitarbeiter/-innen von Kommunen, Migrantenorganisationen und interessierten Institutionen dabei unterstützt, die gemachten Erfahrungen und erstellten Transferprodukte anzuwenden.
Kooperation
Das Vorhaben wird vom Bundesministerium des Inneren für Bau und Heimat (BMI) gefördert. Die Durchführungsverantwortung liegt beim Bildungsbüro der Stadt Nürnberg. Es wird medienpädagogisch unterstützt durch die Stiftung Sozialidee und das Medienzentrum Parabol. Die wissenschaftliche Evaluation übernimmt das Institut für E-Beratung an der Technischen Hochschule Georg Simon Ohm in Nürnberg.