IKÖK – Interkulturelle Öffnung in Kommunen
Von November 2020 bis Juni 2022 führte das Bildungsbüro das Projekt „Interkulturelle Öffnung in Kommunen“ (IKÖK) durch. In Rahmen dessen wurden die aktuellen interkulturellen Öffnungsmaßnahmen der Nürnberger Verwaltung in einem partizipativen Prozess evaluiert und bedarfsorientierte Handlungsempfehlungen entwickelt. Die aus dem Projekt entstandenen Empfehlungen finden sich in der Handreichung „Interkulturelle Öffnung der Verwaltung gemeinsam weiterdenken“:
Einen Eindruck aus dem Projekt und zu den Handlungsempfehlungen geben Beteiligte aus verschiedenen Bereichen in Videoclips wieder:
Darüber hinaus wurden die Projekterfahrungen in der Transferbroschüre „Interkulturelle Öffnung in Kommunen“ zusammengeführt, die interessierten Kommunen und weiteren Einrichtungen zur Verfügung steht. Diese Broschüre dokumentiert die einzelnen Projektschritte und spricht entsprechende Empfehlungen aus, welche für Kommunen und weitere Einrichtungen unterstützend sein können, die sich auf den Weg zu einer interkulturell geöffneten Verwaltung gemacht haben, beziehungsweise machen werden.
IKÖK war ein Verbundvorhaben des Bildungsbüros der Stadt Nürnberg mit dem Kreisverband Nürnberg der Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Nürnberg e.V. Es wurde gefördert aus Mitteln des Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds (AMIF) der Europäischen Union, administriert durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF).
Ziele der Interkulturellen Öffnung der Kommune
Die Nürnberger Stadtgesellschaft ist sehr vielfältig, so haben nahezu die Hälfte aller Bürgerinnen und Bürger eine Zuwanderungsgeschichte. Die Verwaltung offener zu gestalten und Barrieren abzubauen war das Ziel des Projektes IKÖK. Dafür war es notwendig, einen Blick von innen und außen auf die Arbeit der Verwaltung zu werfen und den Status Quo mit den Bedürfnissen einer interkulturellen Stadtgesellschaft abzugleichen. Aus den so ermittelten Handlungsbedarfen wurden anschließend konkrete Maßnahmen empfohlen.
Die Entwicklung und Erprobung innovativer Maßnahmen für eine interkulturelle Öffnung zielten vor allem auf folgende Zielsetzungen ab:
• Erkenntnisgewinn über die Bedarfe der Bürger/-innen mit
Zuwanderungsgeschichte, um das Dienstleistungsangebot zielgruppenspezifisch
weiterzuentwickeln,
• Erhöhung des Anteils an Personal mit Zuwanderungsgeschichte.
Beteiligungsorientierte Bestandsaufnahme
Für einen erfolgreichen Projektverlauf war ein breiter und beteiligungsorientierter Prozess von zentraler Bedeutung, nur auf diese Weise lassen sich Veränderungsprozesse nachhaltig in den städtischen Strukturen anstoßen. Aus diesem Grund wurden über den gesamten Projektverlauf hinweg sowohl migrantische Netzwerke, Beratungsstellen, Vertretungen aus der Wirtschaft und Beratung als auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterschiedlichster Verwaltungsebenen selbst in den Prozess einbezogen.
Um einen ganzheitlichen Blick auf die interkulturelle Öffnung der Nürnberger Verwaltung werfen zu können, wurden insgesamt sieben leitfadengestützte Interviews mit Leitungspersonal aus verschiedenen Dienststellen geführt, aus welchen sich hinsichtlich beider Projektziele wichtige Erkenntnisse über die laufenden Öffnungsmaßnahmen der Verwaltung festhalten und systematisch aufbereiten ließen.
Drei innerstädtische Workshops des Netzwerks städtischer Beschäftigter mit Zuwanderungsgeschichte gingen der Frage nach, wie es der Stadtverwaltung gelingen kann, mehr Personal mit Zuwanderungsgeschichte zugewinnen. Dabei waren sie für das Projekt wichtige Expertinnen und Experten, weil sie sowohl die Perspektive der Beschäftigten als auch der Menschen mit Zuwanderungsgeschichte vereinen. So tauschten sie sich unter anderem über ihre Erfahrungen im Bewerbungsprozess aus, diskutierten über aktuelle Stellenausschreibungen der Stadt Nürnberg und deren mögliche Wirkung auf die Bewerbungsmotivation von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte.
Für die Erreichung des IKÖK-Projektziels, mehr Wissen über die Bedarfe der Bürgerinnen und Bürger mit Zuwanderungsgeschichte zu erlangen, fanden zum einen zwei Workshops mit zehn Migrantenorganisationen und Vereinen statt. Diese beschäftigten sich mit der Frage nach möglichen Barrieren für und Hemmnissen von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte beim Zugang zu städtischen Dienstleistungen. Zum anderen erfolgte eine schriftliche Befragung der Migrationsberatungsstellen von drei Wohlfahrtsverbänden. So wurden die Beratungsstellen einerseits zu wichtigen Dienstleistungen für Menschen mit Zuwanderungsgeschichte und möglichen Barrieren befragt. Andererseits sollten sie ihre Erfahrungen einbringen, mögliche Aspekte zur Teilhabeerhöhung benennen. Welche Rolle die interkulturelle Öffnung der Verwaltung für die Wirtschaft spielt und welche wichtigen Veränderungsbedarfe sich daraus für die Zusammenarbeit ergeben, thematisierte der Workshop mit zehn Akteurinnen und Akteuren aus der Wirtschaft und Beratung.
Darüber hinaus reflektierten in einem Workshop zehn Beschäftigte aus verschiedenen Dienststellen, die im Rahmen des IKÖK-Projekts an einer interkulturellen Schulung teilnahmen, die Schulungserfahrung und deren Bedeutung für die eigene Arbeit. Dies lieferte wichtige Erkenntnisse sowohl für die Schulungsinhalte als auch die Rahmenbedingungen.
In einem zweiten Schritt führte das Bildungsbüro die Erkenntnisse aus der Beteiligungsorientierte Bestandsaufnahme zusammen und bereitete diese zu Handlungsempfehlungen für die Verwaltung auf. Diese Gesamtempfehlungen wurden bei dem Informations- und Reflexionsveranstaltung am 3. Juni 2022 mit beteiligten Akteurinnen und Akteuren und Interessierten rückgekoppelt. In einem finalen Schritt erstellte das Bildungsbüro ein Transferkonzept, welches die Erfahrungen aus dem gesamten Projektprozess für andere Kommunen sowie Institutionen aufbereitet und für diese als Orientierung dienen kann.
Angebot der Interkulturelle Schulungen
Neben diesem beteiligungsorientierten Prozess wurden für Beschäftigte der Kommunalverwaltungen in Nürnberg und innerhalb der Europäischen Metropolregion Nürnberg bedarfsgerechte interkulturelle Schulungen durch den Kooperationspartner AWO Kreisverband Nürnberg e.V. angeboten und durchgeführt.
Das interkulturelle Schulungsangebot bestand inhaltlich aus fünf Themenbereichen mit insgesamt elf Schulungsbausteinen. Alle Schulungsbereiche und -methoden waren so gewählt, dass sie Prozesse der kulturellen Eigenreflexion anregen und Perspektivenwechsel ermöglichen. Ferner hatten sie das Ziel, bestimmte Zugangs- und Ausgrenzungsmechanismen im konkreten Kontakt zwischen städtischen Beschäftigten und Bürgerinnen und Bürgern mit Zuwanderungsgeschichte zu erkennen sowie zu reflektieren. Auf diese Weise konnten individuelle Handlungsstrategien anhand von Praxisbeispielen erweitert werden, um kommunikations- und kulturbedingte Missverständnisse sowie Konflikte zu vermeiden.
Projektbegleitung durch einen Beirat
Um den gesamten Prozess normativ und kritisch-konstruktiv zu begleiten, richtete das Bildungsbüro zu Projektbeginn in Kooperation mit der städtischen Koordinierungsgruppe Integration einen Projektbeirat ein. Dieser war mit Vertreterinnen und Vertretern innerstädtischer Stellen und externen Einrichtungen besetzt, die für die kulturelle, soziale und strukturelle Integration relevant sind. Die Beiratsmitglieder begleiteten die Projektarbeit aus den verschiedenen institutionellen Sichtweisen ihrer Organisationen und berieten das Bildungsbüro über den gesamten Projektverlauf in den einzelnen Phasen der Umsetzung.