Prag (Tschechische Republik)
Partnerstadt Prag
Bereits im 13. Jahrhundert entwickelten sich politische Beziehungen zwischen Nürnberg und Prag, gefolgt von Beziehungen in Handel, Kunst und Wissenschaft. Für den jahrhundertelangen Austausch an Gütern, Dienstleistungen und Know-how zwischen Prag und Nürnberg bildete ein weit verzweigtes Straßennetz eine wichtige Grundlage. Die spätmittelalterliche "Goldene Straße" – die wohl bekannteste Verbindung zwischen Prag und Nürnberg – geht auf Kaiser Karl IV. zurück, der im 14. Jahrhundert u.a. festlegte, dass die böhmischen Könige ausschließlich auf ihr zu den Reichstagen und Kaiserwahlen reisen durften.
Seit der Fertigstellung des letzten Teilstücks der Autobahn zwischen Nürnberg und Prag - der A6 zwischen Amberg-Ost und dem Autobahnkreuz Oberpfälzer Wald, eine Wiederbelebung der alten "Via Carolina" - ist Prag in knapp drei Stunden erreichbar. Vielleicht zum Kaffeetrinken im berühmten Prager Café „Slavia“, zu einem Bummel über die Karlsbrücke zum Hradschin, zu einer Besichtigung des "Rosenkranzfestes" in der Nationalgalerie im Palais Sternberg, das Nürnbergs berühmtester Künstler Albrecht Dürer für eine Kirche in Venedig gemalt hatte, oder zum Besuch einer Lesung des Prager Literaturhauses deutschsprachiger Autoren, das Schriftsteller wie Franz Kafka, Max Brod oder Egon E. Kisch vor dem Vergessen bewahren will und als "Treffpunkt für Freunde der zeitgenössischen Literatur" fungiert .
Zwei verwandte Seelen im Herzen Europas
Die beiden europäischen Schwestern Prag und Nürnberg hatten die längste Zeit ihrer großen Vergangenheit einen engen Umgang miteinander, schwer belastet allerdings in den vierziger Jahren des 20. Jahrhunderts durch Besetzung, Holocaust und Vertreibung. Die Wiederannäherung war nicht einfach, aber nur eine Frage der Zeit. "Keine Stadt ist für Prag geographisch und historisch so nahe wie Nürnberg", hatte der damalige Primator Jaroslav Kořan 1990 bei der Unterzeichnung der Städtepartnerschaftsvereinbarung betont.
Vielfalt der Gemeinsamkeiten
Die böhmische Metropole, in deren Altstadt lange das Nürnberger Stadtrecht galt, hat mit der fränkischen nicht nur den seinerzeit hin- und her reisenden Kaiser Karl IV. gemein, der in Nürnberg noch heute am Schönen Brunnen und im "Männleinlaufen" an der Frauenkirche präsent ist und in Prag am Altstädter Brückenturm der Karlsbrücke sowie im Veitsdom. Das Stadtbild verrät darüber hinaus an vielen Stellen die jahrhundertealte Verwandtschaft der Franken mit den Böhmen, deren Reich einst bis vor die Tore Nürnbergs reichte.
Der Nürnberger Hartmann Schedel beschrieb Prag in seiner Weltchronik von 1493 als "mit großartigen hochlöblichen gepäuen gezieret". Und setzt man das Chörlein am Carolinum neben das Chörlein am Sebalder Pfarrhof und vergleicht man die Nürnberger Frauenkirche mit kaiserlichen Bauten in Prag, so kann man die gemeinsame Schule der Baumeister erkennen. Die beiden Städte ergänzten einander und entfalteten ein hochpolitisches, ganz Mitteleuropa veränderndes Zusammenspiel: In Prag begann der Dreißigjährige Krieg, in Nürnberg endete er 1649 mit dem "Friedensmahl"...