6.000 Jahre Geschichte
Mit Nablus, zwischen den Bergen Gerizim und Ebal gelegen, verbinden sich 6.000 Jahre turbulente Geschichte. Die Besiedlung des Tals begann im frühen 4. Jahrtausend v. Chr. Hier lag der aus dem Alten Testament bekannte Ort Shechem (bzw. Sichem). 63 v. Chr. nahmen die Römer unter ihrem Feldherrn Pompejus Palästina ein und machten es zur römischen Provinz Judäa. Die förmliche Gründung des heutigen Nablus in der Nachbarschaft des alten Shechem geht auf den römischen Kaiser Vespasian im Jahre 72 zurück. Zu Ehren seines Vaters Flavius Vespanianus gab er der Stadt den Namen Flavia Neapolis. Im 2. Jahrhundert war die Mehrzahl der Einwohner Christen, und der Bischof von Nablus war im Jahr 325 Teilnehmer am Konzil von Nicäa.
Im Zuge der muslimischen Expansion wurde Neapolis in der Mitte des 7. Jahrhunderts in Nablus umbenannt. Die Stadt entwickelte sich zu einem blühenden Handelszentrum im Orient, das mit Damaskus verglichen wurde – eine Rolle, die die Stadt bis zum 20. Jahrhundert eingenommen hat. Unter den Dynastien der Umayyaden, Abbasiden und Fatimiden lebten Muslime, Christen, Juden, Samaritaner und Perser in Nablus friedlich zusammen. Zur Zeit der Kreuzzüge lag Nablus vorübergehend auf dem Territorium des christlichen Königreichs von Jerusalem. 1120 fand hier ein Konzil statt, und für kurze Zeit fungierte Nablus als Residenz des Königreichs. Die Herrschaft der Kreuzfahrer endete 1187 mit der Eroberung von Nablus durch den muslimischen Sultan Saladin.
1517 gelangte Palästina mit Nablus unter die Herrschaft des Osmanischen Reiches, die wirtschaftliche Bedeutung von Nablus blieb ungebrochen. Beim Eintritt des Osmanischen Reiches in den Ersten Weltkrieg waren die Schienen für den Anschluss an die Hedschas-Bahn bis kurz vor die Stadt verlegt. Der Sieg der Engländer am 19. September 1918 in der Schlacht bei Nablus war eine wichtige Voraussetzung für die Niederlage der Osmanen. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs wurde im Vertrag von Sèvres vom 10. August 1920 das britische Mandatsgebiet von „Palästina und Transjordanien“ geschaffen.
Wie die Jahresberichte der Mandatsverwaltung zeigen, blieb Nablus von den zunehmenden Spannungen zwischen Arabern und Juden in den 1930er Jahren nicht verschont. Mit der Unabhängigkeit des Staates Israel im Mai 1948 entstanden in Nablus die Flüchtlingslager Askar und Balata, die bis heute existieren und von der Weltflüchtlingsorganisation der UN (UNHCR) betreut werden.