Gesamtkunstwerk auf Stelzen
Im 5. Jahrhundert n. Chr. wurde Venedig von Flüchtlingen gegründet, die sich vor den aus Norden anrückenden Germanen auf den kleinen Inseln der Lagune in Sicherheit brachten. Dass viele Bauten Venedigs auf Holzpfählen ruhen und Wasserwege die Straßen ersetzen, tat der stürmischen Entwicklung der Stadt im Mittelalter keinen Abbruch. Für viele Jahrhunderte war Venedig die mächtigste Seerepublik der bekannten Welt, deren Machtbereich von der gesamten jugoslawischen Adria bis tief ins östliche Mittelmeer reichte. Nachdem Marco Polo bis nach China vorgedrungen war, erschloss sich Venedig eine führende Position im Handel mit fernöstlichen Gewürzen und Seiden und gelangte zu ungeheurem Reichtum, der bis heute in Kunst und Architektur sichtbar geblieben ist. Heute zählen die 118 Inseln, verbunden durch 400 Brücken und durchzogen von 177 Kanälen, zu den attraktivsten touristischen Zielen der Welt.
Die Wahlheimat vieler Künstler und Schriftsteller, in deren alten Palazzi sich auch der internationale Jet-Set wohlfühlt, ist ein einzigartiges Kunst-Freilichtmuseum mit einem sich vor allem im Winterhalbjahr entfaltenden morbiden Charme. Die Jahr für Jahr weiter in das Lagunenwasser sinkende Stadt, die zudem vom Anstieg des Meeresspiegels und häufigem Hochwasser bedroht ist, gilt auch als weltberühmtes Reiseziel von Flitterwöchnern – wegen der Gondolieri, die ihre Fahrgäste zuweilen singend mit ihren eleganten, schwarzen Gondeln auf dem Canal Grande und anderen Wasserstraßen gleiten lassen. Der Markusplatz mit seinen Tauben, die Basilika di San Marco mit ihren fünf Kuppeln, Campanile und Dogenpalast gehören zu den Sehenswürdigkeiten, die wohl jeder Venedigreisende kennenlernt.