Auf zwei Bildschirmen sind Statistiken zu Bildung zu sehen, von hinten ist eine Person mit halblangen Haaren zu sehen, sie sitzt vor den Bildschirmen.

Bildungsbüro

9. BildungsDate zur "Inklusion in der frühkindlichen Bildung in Nürnberg"

Zu Beginn des 8. BildungsDates stellte Saskia Rieger vom Bildungsbüro Daten zur Inklusion von Kindern bis zum Einschulungsalter aus dem Bericht „Inklusion in der frühkindlichen Bildung“ vor, den das Bildungsbüro im November 2024 veröffentlicht hat. Die Zahl der Kinder mit (drohender) Behinderung in Kindertageseinrichtungen hat sich von 2015 bis 2023 sukzessive erhöht (vgl. Stadt Nürnberg, Amt für Kinder, Jugendliche und Familien – Jugendamt). Der Bedarf für ein inklusives frühkindliches Bildungssystem hat sich in den letzten Jahren in besonderer Weise erhöht, wie sich deutlich im Bericht zeigt.

    Alice Götz und Sebahat Cankural berichteten in der Online-Veranstaltung auch für ihren Kindergarten von einer spürbaren Zunahme an Kindern mit (drohenden) Behinderungen und Entwicklungsauffälligkeiten. In der Einrichtung werden aktuell 75 Kinder betreut. Um den verschiedenen Bedarfen der Kinder nachzukommen, hat sich im Familienzentrum und Kindergarten ein breites Netzwerk an Unterstützungsstrukturen gebildet. Einen Tag in der Woche unterstützt eine Heilpädagogin vor Ort. Hinzu kommen Logopädie, Ergotherapie und die Frühförderung, welche ebenfalls in der Einrichtung mit den betreffenden Kindern stattfinden.

    Aufgrund des gestiegenen Bedarfs von Kindern mit Entwicklungsauffälligkeiten in Kindertageseinrichtungen hat die Stadt Nürnberg im Jahr 2020 den Fachdienst Inklusion eingerichtet. Michaela Pohl erklärte, dass es darum ginge, die Einrichtungen und die Eltern zu unterstützen, um zu verhindern, dass Kindern der Besuch der Kindertageseinrichtung verwehrt wird. In der Regel meldeten sich die Kitas, wenn sie Schwierigkeiten im Umgang mit sozial-emotional auffälligen Kindern feststellten und nicht mehr weiterkämen. Der Fachdienst betreute in den Jahren 2020 bis 2023 rund 40 Kinder. Die Begleitung der Einrichtungen und Familien sei sehr zeitintensiv und dauere mehrere Monate.

    Für eine integrative Arbeitsweise komme es aus Sicht von Alice Götz und Sebahat Cankural in erster Linie auf eine positive Grundhaltung zum Thema Inklusion an. Dies bedeute, jeden Menschen in der Einrichtung willkommen zu heißen, auf Augenhöhe zu begegnen und zu respektieren. Sebahat Cankural, die angehende Inklusionsfachkraft im Kindergarten ist, schilderte, dass Inklusion eine fortwährende Anpassung des Kita-Alltags bedeute. Konkret heißt dies z.B. Räumlichkeiten umzugestalten, geeignetes Fördermaterial zu beschaffen, sich fortzubilden und viel Austausch und Reflexion mit allen Beteiligten des Teams und externen Fachkräften und Institutionen zu betreiben. Durch das angelagerte Familienzentrum ergeben sich für das Thema Inklusion weitere Spielräume, erklärte Alice Götz. Sie führte einen höheren Anstellungsschlüssel und mehr zusätzliche Unterstützung an, auf die zurückgegriffen werden könne. Für eine integrative Arbeitsweise brauche es neben der Haltung vor allem mehr Zeit, um der dahinterliegenden Organisation (z.B. von Testungen, externen Fachkräften, Elternberatungen) gerecht zu werden.

    Aus Sicht von Michaela Pohl vom Fachdienst Inklusion sei es am wichtigsten, sich als Einrichtung auf die Bedürfnisse der Kinder einzustellen. Eine positive Grundhaltung zur Inklusion und ein stärkerer Wille, dass jedes Kind in den Einrichtungen gut zurechtkommt, sei mehr und mehr spürbar.
    Michaela Pohl sieht ebenfalls, dass es mehr Ressourcen sowie auch Wertschätzung für die Arbeit in den Einrichtungen brauche. Es gebe gute Ansätze, aber das Ziel der Inklusion in der frühkindlichen Bildung sei noch nicht überall erreicht. Inklusion müsse dazu aus ihrer Sicht vor allem stärker in der Ausbildung verankert werden und entsprechende Fortbildungen, insbesondere für Quereinsteiger/-innen, ermöglicht werden. Die Teams in den Kindertageseinrichtungen brauchten zudem genügend Zeit, um sich weiterentwickeln und dem Anspruch auf Inklusion bedarfsgerecht nachkommen zu können.

      Michaela Pohl, Sebahat Cankural, Alice Götz, Saskia Rieger und Claudia Lehnerer (v.l.n.r.)