Zehn Köpfe, fünf Länder und viel Literatur
So ähnlich titelte die Bayerische Staatszeitung in ihrem Artikel über die Vergabe des Hermann-Kesten-Stipendiums 2021.
Die Neuauflage des Stipendiums, gemeinsam vom Amt für Internationale Beziehungen und der Koordinierungsstelle für Literatur konzipiert, verschrieb sich im September 2021 der Zusammenarbeit von Schreibenden und Übersetzenden aus Nürnbergs Partnerstädten und der lokalen Szene. Unter dem Motto „Menschlichkeit“ arbeiteten fünf Zweiter-Teams für zwei Wochen zusammen.
Während des Aufenthaltes wurden nachhaltige Arbeitsbeziehungen geknüpft, die internationale Vernetzung in Schwung gebracht und vor allem viel geschrieben, viel besprochen und viel voneinander gelernt. In Erinnerung bleiben dabei auch die zahlreichen persönlichen und besonderen Momente.
Ursprünglich war das Programm in 2020 geplant und wurde aufgrund der Covid-19 Pandemie mehrfach verschoben. Aber endlich, am 12. September 2021 trafen die Stipendiatinnen und Stipendiaten aus den Partnerstädten in Nürnberg ein.
Die Stipendiaten und Stipendiatinnen 2021:
Glasgow
Peter Russell (Autor)
Nürnberg
Ulrike Seeberger (Übersetzerin)
Cannes (für Nizza)
Christine Cazon (Autorin)
Nürnberg
Sandrine Tiers-La Spina (Übersetzerin)
Córdoba
Francisco José Jurado (Autor)
Nürnberg
Johanna González (Übersetzerin)
Krakau
Urzsula Poprawska (Übersetzerin)
Fürth
Leonhard F. Seidl (Autor)
Glasgow
Benjamin Murphy (Autor)
Erlangen
Katharina Stirnweiß (Übersetzerin)
Rahmenprogramm
Neben dem gemeinsamen Erarbeiten literarischer Texte bzw. deren Übersetzung hatten alle Stipendiatinnen und Stipendiaten ausreichend Zeit an verschiedenen Exkursionen, regionalspezifischen Begegnungsformaten und Veranstaltungen teilzunehmen. Exemplarisch könnte man hier den Besuch des Memoriums Nürnberger Prozesse und die Besichtigung des Faber-Castell Schlosses in Stein nennen. Internationale Journalistinnen und Journalisten, Autorinnen und Autoren waren dort tätig und haben von dieser besonderen Zeit während des Hauptkriegsverbrecherprozesses berichtet, der vor rund 75 Jahren stattfand. Oder die Führung durch die Straße der Menschenrechte. Alles Schauplätze zahlreicher gesellschaftlicher wie politischer Geschichten. Narrative, die wiederum die Kreativität der Stipendiatinnen und Stipendiaten beflügelten, sich in ihrem Gepäck nach Hause befinden, die möglicherweise in neue Geschichten einfließen.
Lesungen der Stipendiatinnen und Stipendiaten
Auch die öffentlichen Begegnungen kamen nicht zu kurz. In Kooperation mit den Freundschaftsvereinen und den Akteurinnen der Mittagslesungen stellten jeweils ein Zweier-Team ihre Texte interessierten Bürgerinnen und Bürgern vor und tauschten sich über ihre Professur aus.
Große Abschlussveranstaltung
Am Freitag, 24. September 2021 saßen erstmals alle Stipendiatinnen und Stipendiaten vor dem Mikrofon. Bei der Abschlussveranstaltung präsentierten sie zweisprachig die entstandenen Texte im Literaturhaus Nürnberg.
Verleihung des Hermann-Kesten-Preises
An diesem Abend gab es eine weitere Neuauflage: der regionale Hermann-Kesten-Preis, ausgelobt vom Verband deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller, Regionalgruppe Mittelfranken wurde, ebenfalls nach einer Pause, wieder verliehen. Der Preis richtet sich an Personen oder Projekte aus Nürnbergs Partnerstädten, die sich mit besonderen Leistungen auf dem Gebiet der deutschen Sprache und der Kultur hervorheben bzw. soll ihnen eine Anerkennung für ihre Auseinandersetzung mit relevanten Themen, die für Kesten ebenfalls wichtig waren, ausgesprochen werden.
Den diesjährigen mit 1.000 € dotierte Hermann-Kesten-Preis erhielt Frau Urszula Poprawska, Übersetzerin aus der polnischen Partnerstadt Krakau. Der Weg von Urszula Poprawska zu der Ehrung führt durch zwei Jahrzehnte Übersetzertätigkeit, die sich mit einer breiten Vielfalt von Themen beschäftigte. Die Übersetzungen zeugen von der Reichweite ihrer Recherchen, als auch von ihrer Flexibilität in zahlreichen Sprachbereichen, so die Laudatorin, Autorin und Übersetzerin Iwona Lompart. In den letzten Jahren hat sie sich erkennbar in Richtung Übertragungen der schönen Literatur und Romane orientiert. Ihre letzte Übersetzung „Tyll“ von Daniel Kehlmann erschien im Verlag Wydawnictwo Literackie, Kraków.