Schornsteinfeger für saubere Öfen und saubere Luft
Drei Jahre, von 2019 bis Ende 2022, arbeiteten die Partnerstädte Nürnberg und Skopje eng am Nakopa-Projekt "Schornsteinfeger für saubere Öfen und saubere Luft in Skopje" zusammen.
Die Idee dazu entwickelte sich aus Fachgesprächen zwischen Experten der beiden unterschiedlichen Kommunen, die seit über 40 Jahren eine Städtepartnerschaft verbindet.
Die Luftqualität zu verbessern und die Grundlage für ein nachhaltiges Schornsteinfegerwesen zu etablieren waren und sind die Hauptziele der Projektzusammenarbeit.
Denn immer wieder, vor allem aber im Winter, herrscht Smog in Skopje, wie in vielen Städten auf dem Balkan. Grund für die hohen Abgaswerte sind neben der Kessellage der Stadt, verbaute Luftschneisen und Emissionsquellen wie Verkehr und Industrie, vor allem die privaten Haushalte, die über 90 % der Feinstaubemissionen verantworten.
Mit Fördermitteln in Höhe von 185.000 Euro aus dem Bundesprojekt „Nachhaltige Kommunalentwicklung durch Partnerschaftsprojekte“ (Nakopa) konnte das Projekt umgesetzt werde, um einen Beitrag zur Luftverbesserung vor Ort und zum Klimaschutz insgesamt zu leisten.
Schornsteinfeger für saubere Öfen und saubere Luft
Das Projekt im Film
Im Video erfahren Sie unter anderem von Nürnbergs ehemaligem Umweltreferenten Peter Pluschke und Nikola Jovanovski, damaliger stellvertretender Leiter des Umweltamts Skopje, wie das Projekt entstand und welche rechtlichen Schritte die Luft in Nordmazedonien verbessern könnte. Auch Djuro Popovik, eine der sehr wenigen professionellen Schornsteinfeger kommt zu Wort.
Die ersten Praxisschritte
Im August 2021 konnten die ersten Praxisschritte gestartet werden. Eine mehrtägige Schulung für das Schornsteinkehrerwesen fand in Nürnberg und Mühlbach statt. Immer dabei Landesinnungsmeister Heinz Nether, der das Projekt während der gesamten Laufzeit fachlich inspirierte und begleitete. 2021 begann darüber hinaus eine Informationskampagne in Skopje.
Chronik des Projekts
Für alle, die die einzelnen Projektschritte nachlesen möchten, haben wir nachfolgende Chronik zusammengestellt.
Und, um es vorwegzuschicken - pandemiebedingt musste vieles verschoben und einiges modifiziert werden. Aber trotz aller Widrigkeiten lief das Projekt weiter, mit regelmäßigen digitalen Besprechungen und Koordinierungsgesprächen der Projektbeteiligten in Nürnberg und Skopje.
2019 - Grundlagenrecherche
Im April reisten die Nürnberger Projektbeteiligten nach Skopje, um die Situation vor Ort kennenzulernen. Sie tauschten sich mit Djuro Popovik in dessen Schornsteinfegerwerkstatt aus, trafen sich mit der Lehrerin Jasmina Atanasova Simjanoska in der Berufsschule für Kaminkehrer und begutachteten die Angebote an Öfen und Heizungen vor Ort.
Fazit: Die Ausstattung mit professionellen Analyse- und Reinigungsgeräten sowie Arbeits- und Verbrauchsmaterial war mehr als mangelhaft. Sowohl in der Berufsschule, als auch im Betrieb. Die Beschaffungsmöglichkeiten für künftige Schornsteinfegerbetriebe war stark defizitär.
Viele Einwohner der Hauptstadt von Nordmazedonien heizen mit Holz oder anderen festen Brennstoffen.
Zudem bergen die verwendeten und nicht gereinigten Feuerstätten und Kamine eine hohe Gefahrenquelle. Die Feuerwehr berichtet oftmals von gefährlichen Verpuffungen und Kaminbränden.
Fazit: Das Bewusstsein und die Kenntnis über emissionsarmes Heizen und Sicherheitsvorkehrungen beim Einsatz von Öfen und Kaminen ist eher gering. Es bestehen keine gesetzlichen Richtlinien zur Kontrolle der Feuerstätten.
2019 - Projektantrag
Das Amt für Internationale Beziehungen stellte in enger inhaltlicher Zusammenarbeit mit dem Umweltamt der Stadt Nürnberg und dem Umweltamt der Stadt Skopje einen 20-seitigen Förderantrag, der im Dezember 2019 durch die Servicestelle Kommunen in der Einen Welt genehmigt wurde.
2020 - Kick-off in Skopje
Im Februar konnten sich die Beteiligten zu einem Kick-off des Projekts in Skopje treffen. Dabei wurde auch der Zeitplan besprochen, der jedoch durch Ausbruch der Corona-Pandemie ab März 2020 nicht eingehalten werden konnte. Nach einigen Monaten des Stillstands wurden umfangreiche Planänderungen erarbeitet, um auch unter Pandemiebedingungen handlungsfähig zu bleiben.
2020 - Rechtsanalyse
Als Antwort auf die fehlenden rechtlichen Grundlagen wurde Ende des Jahres ein Anwalt in Skopje beauftragt den nordmazedonischen Rechtsrahmen mit Hinblick auf eine Feuerstättenverordnung zu analysieren. Bettina Opolony, Justiziarin des Landesinnungsverbands für das Bayerische Kaminkehrerhandwerk begleitete die Analyse von Nürnberger Seite aus.
2021 - Erarbeitung einer Gesetzesvorlage
Auf Grundlage der erstellten Analyse erarbeiteten Bettina Opolony, Justiziarin der bayerischen Innung für das Kaminkehrerhandwerk, und die beauftragte Anwaltskanzlei in Skopje eine Gesetzesvorlage, mit der eine regelmäßige und verbindliche Feuerstättenschau eingeführt werden soll. Dazu kooperierten sie auch eng mit dem Umweltministerium von Nordmazedonien.
Die Gesetzesvorlage ist als erster Schritt zur Etablierung eines Schornsteinfegerrechts zu verstehen. Über den Kommunalverband NALAS meldeten auch andere Balkan-Staaten ihr Interesse an der Gesetzesvorlage an.
2020 - Digitale Datenerfassung
Für die zukünftige Erfassung der Daten bei der Feuerstättenschau wurde von einer Softwarefirma in Skopje ein eigenes Programm entwickelt. Auch hier waren die Experten der Schornsteinfegerinnung Bayern maßgeblich an der Konzeption beteiligt.
2021 - Informationskampagne in Skopje
2021 - Schulung im Ausbildungszentrum für Kaminkehrer in Bayern
2021 - Profimaterial für die Betriebe
Im Oktober kam die Grundausstattung für 6 Schornsteinfegerbetriebe und die Berufsschule in Skopje an, darunter verschiedenste elektrische wie mechanische Geräte, wie etwa Schornsteinschlüssel, Rollböcke, Rußkisten / -säcke, Rußkellen, Kohlenschaufeln, Stoßbesen, Kehrgeräte, Schultereisen, Handfeger.
2022 - Ausbildungskonzepte
Die Berufsschullehrerin Jasmina Atanasova Simjanoska fasste bestehende Elemente der Schornsteinfegerausbildung in Skopje zusammen und entwickelte daraus ein Curriculum auf der Basis der Erkenntnisse der Schulung in 2021 und den anschließenden Online-Besprechungen.
Parallel dazu entstand das Konzept für den Ausbildungsaufenthalt im Kaminkehrerzentrum in Mühlbach/ Opf., basierend auf dem dualen Bildungssystem.
2022 – Die Gesetzesvorlage gerät (vorerst) ins Stocken
Groß war das Interesse im Vorjahr, umso bedauerlicher war, dass das Implementierungsverfahren durch die Umbesetzung oder das Ausscheiden beteiligter Personen nicht wie gewünscht voranschritt. Das Umweltministerium Nordmazedoniens unterstützt die Initiative nach wie vor.
Die Einbringung ins Parlament liegt nun bei ZELS, dem Verband der Städte und Gemeinden des Landes.
2022 – Der erste Ausbildungsgang startet
2022 – Informationskampagne wird fortgesetzt
Verschiedene Publikationen zum Umgang mit Heizmaterial, mit Öfen und der Notwendigkeit der Kaminüberprüfung begleiteten das Projekt vor Ort. Auf reges Interesse stießen die Informationen und die Möglichkeit der direkten Nachfrage bei verschiedenen Open-Air Veranstaltungen.
Anfang 2023 – Gratulation! Alle haben bestanden!
2023 – Abrechnung und …
Auch nach Ende der offiziellen Projektlaufzeit heißt es dranbleiben. Die Förderung muss abgerechnet und der Abschlussbericht geschrieben werden. Und damit das Projekt vielleicht Nachahmer findet, muss es medial aufbereitet und in die Öffentlichkeit gebracht werden.
Wenn Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen in anderen Städten, Interesse daran haben und spezifische Fragen offen sind, steht Ihnen Projektleiterin Stephanie Wimmer gerne zur Verfügung.
Projektförderung
Das Projekt wurde finanziell gefördert von der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt – Nachhaltige Kommunalentwicklung durch Partnerschaftsprojekte im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.